Die grosse Not der ukrainischen Kriegsflüchtlinge:

So können Sie den Menschen sinnvoll helfen

Michael Stötzel

Geld- und Sachspenden für die ukrainischen Kriegsopfer, Hilfe für Flüchtlinge, die in die Schweiz kommen: work hat ­einige nützliche Infos zusammengestellt.

SOLIDARITÄT: Ein freiwilliger Helfer sortiert und verlädt vor der ukrainischen Botschaft in Bern gespendete Hilfsgüter. (Foto: Keystone)

Die schnellste und sicher auch effektivste Unterstützung für die bereits in die Millionen gehenden Flüchtlinge in den meist ärmlichen osteuropäischen Nachbarländern bieten professionelle Hilfswerke mit ihren oft langjährigen Kontakten vor Ort. Orientierung für Spenderinnen und Spender bietet dazu die NGO-Kontrollorganisation Zewo, die ehemalige «Zentrale Anlaufstelle für Wohlfahrtsunternehmen». Sie hat speziell für die Ukraine-Solidarität eine Liste mit vertrauenswürdigen Hilfswerken veröffentlicht (zewo.ch). Alle dort aufgeführten Organisationen bieten auf ihren Homepages unkomplizierte Spendenmöglichkeiten an. Sie sorgen mit den Spenden für die Verpflegung und erste Hilfe der vielen Wartenden an den Grenzstationen und für ihre vorläufige Unterbringung in den Aufnahmeländern. Beispiele:

Die Glückskette setzt ihre Spendensammlung für die Ukraine vom nationalen Aktionstag (9. März) fort: IBAN CH82 0900 0000 1001 5000 6. Die Spenden werden von verschiedenen Hilfswerken für Notunterkünfte, Verpflegung und medizinische Soforthilfe in den Anrainerstaaten Polen, Moldawien, Rumänien, Slowakei und ­Ungarn verteilt. Hilfsprojekte innerhalb der ­Ukraine will die Glückskette finanzieren, «sobald die Sicherheitslage es zulässt».

Helvetas rät Privaten davon ab, selbst an die ukrainische Grenze zu fahren.

Caritas Schweiz (caritas.ch) sammelt für «Hilfskisten» mit Kleidung, Medizin, Heizmaterial und Ausstattung von Unterkünften im Wert von 50 bis 250 Franken für Flüchtlinge in Polen und Moldawien. Zudem unterstützt sie ihre ­ukrainische Partnerorganisation.

Das parteipolitisch und konfessionell unabhängige Hilfswerk Helvetas (helvetas.org) konzentriert sich auf Hilfe in Moldawien, dem Land, das im Verhältnis zu seinen Einwohnerinnen und Einwohnern die meisten ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen hat. Jetzt finanziert das Hilfswerk Busse, die die Menschen von der Grenze in die Hauptstadt Chisinau bringen. Unter ihnen verteilt es SIM-Karten und organisiert Internetzugänge, damit sie mit ihren Angehörigen in Kontakt bleiben können.

Helvetas rät Privaten davon ab, selbst an die ukrainische Grenze zu fahren, dabei die überlasteten Strassen zu blockieren und nach eigenem Gutdünken gesammelte Hilfsgüter zu liefern, die nicht gebraucht oder nur mit grossen logistischen Schwierigkeiten verteilt werden können.Vernünftiger sei es, Hilfswerke finanziell zu unterstützen, die ihre Arbeit mit lokalen Organisationen koordinieren, die am besten wüssten, was gebraucht werde.

RECHTSHILFE

Begleitung bei Behördengängen bietet in Bern die Rechtsberatungsstelle für Menschen in Not ­(Eigerplatz 5, 3007 Bern, Tel: 031 385 18 20). Sie vermittelt auch Kontakte zu Anwältinnen und Anwälten in Zürich. Die Beratungsstelle sucht Verstärkung, speziell von Personen, die Russisch oder Ukrainisch sprechen: ukraine.rbs.ch. Entsprechende Unterstützung bietet auch die Schweizerische Flüchtlingshilfe an (fluechtlingshilfe.ch).

PRIVATE UNTERKUNFT

Die Flüchtlingshilfe vermittelt zudem Unterkünfte für Flüchtlinge bei Privaten. Dazu hat die Petitionsplattform Campax (act.campax.org) bereits Angebote von Haushalten und Betten gesammelt. Mediensprecher Christian Messikommer legt allerdings Wert darauf, dass diese ­Angebote Absichtserklärungen sind, die von der Flüchtlingshilfe bzw. den Bundesasylzentren zunächst geprüft werden. Gefordert wird ein abschliessbares Schlafzimmer für höchstens drei Erwachsene, ein Zugang zu Bad und Küche und die Verpflichtung, die Gäste mindestens drei Monate aufzunehmen.

Spenden: Unia empfiehlt

Das gewerkschaftsnahe Hilfswerk Solidar Suisse (solidar.ch), zu dessen regelmässigen Spenderinnen die Unia gehört, arbeitet in Rumänien zurzeit mit zwei Organisationen zusammen, die sich seit längerem um Migrantinnen und Migranten ­kümmern. Der Kontakt mit ihnen kam dank früheren Projekten von Solidar in Rumänien zustande. Jetzt bieten sie in Timisoara, im Westen des Landes, nahe an der Grenze zu Ungarn, und im zentral gelegenen Brasov Anlaufstellen für die Flüchtlinge. Nach erster Hilfe und einer Registrierung wird dort abgeklärt, ob sie in Rumänien bleiben oder weiter in den Westen reisen wollen. Das scheint für die meisten das Ziel zu sein. So werden für sie einerseits Unterkünfte für sechs bis zwölf Monate gesucht, andererseits erhalten diejenigen, die weiterwollen, auch finanzielle Unterstützung. Schliesslich hat Solidar nach Angaben von Vera Haag, der Leiterin Humanitäre Hilfe, zusammen mit der Glückskette Expertinnen und Experten nach Rumänien geschickt, die in diesen Tagen weitere Hilfsmöglichkeiten suchen.

Auch die europäischen Gewerkschaftsföderationen sammeln Spenden für ihre Solidaritätsarbeit: petitions.ituc-csi.org/support-ukraine-de.

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