Unia-Umbauprogramm: Geschäftsleitung präsentiert erste Vorschläge

Eine sanfte Renovierung

Johannes Supe

Der Unia-Umbau nimmt Fahrt auf. Mit den ersten konkreten ­Änderungsvorschlägen wird jetzt ­deutlich, dass der ­grosse Umbruch wohl ­ausbleibt.

KEINE TOTALSANIERUNG: Die Struktur der Unia soll im Reformprozess nur leicht verändert werden. (Illustration: Unia)

Nun ist die Katze aus dem Sack. Die Geschäftsleitung der Unia um Präsidentin Vania Alleva hat eine erste Runde von konkreten Reformvorschlägen für den Umbau der Gewerkschaft erarbeitet. Monatelang hatten zuvor Mitglieder beraten und diskutiert, wie die Unia der Zukunft aussehen sollte. Mit den Entwürfen der Geschäftsleitung wird nun kenntlicher, was der Organisation bevorsteht: Evolution statt Revolution, sanfte Änderungen und Verbesserungen statt radikaler Umbau.

Zu drei Themenfeldern unterbreitet die Unia-Führung Vorschläge: Änderungen an den nationalen Gremien der Gewerkschaft, die Zukunft der vier Unia-Sektoren und schliesslich die Rolle der Regionen in der Organisation. Ausarbeitungen zu weiteren Bereichen sollen später folgen.

Der Zentralvorstand soll ein Basisgremium werden.

FÜHRUNGSGREMIEN DER UNIA

Es ist wohl der grösste Schritt von «Unia 2.0»: Aus dem bisherigen Zen­tralvorstand, stark geprägt von hauptamtlichen Funktionärinnen und Funktionären, soll ein «Gewerkschaftsvorstand» werden, in dem nur Mitglieder abstimmen dürfen. Die Kompetenzen des neuen Basisgremiums reichen weit. Es soll ebenso über die Schwerpunktsetzung der Gewerkschaft wie auch über etwaige Referenden entscheiden können.

Auch ein zweites Gremium erfährt eine Generalüberholung. Die sogenannte «GL-RS» – hier berät sich die Geschäftsleitung mit den Spitzen der Regionen – soll aufgewertet ­werden. Künftig dürfte die Runde demnach entscheiden, wie die vom Gewerkschaftsvorstand bestimmten Schwerpunkte umgesetzt werden, wo und in welchem Umfang Ressourcen aufgewandt werden. Die Hoffnung dahinter: Was gemeinsam vereinbart wird, wird auch zusammen umgesetzt werden.

DIE ZUKUNFT DER SEKTOREN

Kehrtwende im Reformprozess! Lange wurde darüber spekuliert, ob im Rahmen von «Unia 2.0» die Sektoren – sie fassen verschiedene Branchen unter einer Leitung zusammen – aufgelöst würden. Auch Präsidentin Vania Alleva hatte im Gespräch mit work ­erklärt, es müsse geprüft werden, «inwiefern diese Strukturen noch sinnvoll sind». Nun aber ist klar: Die Sektoren bleiben bestehen.

In den jetzigen Vorschlägen findet sich noch ein Passus, dass der Zuschnitt der Sektoren durch die nationale Unia-DV angepasst werden könnte. Zum Beispiel ist die Reinigungsbranche derzeit im Sektor Bau angesiedelt. Darüber hinaus sollen die Sektoren weniger eigene Ziele festlegen, sondern sich vielmehr in die Schwerpunktsetzung des Gewerkschaftsvorstandes einbringen.

KOMPETENZEN DER REGIONEN

In den Onlinekonferenzen schossen die Ideen zur Umgestaltung der Regio­nen noch in alle Richtungen. Es war etwa die Rede davon, eine Art «Standardgrösse» der Regionen zu definieren, was Fläche und Mitgliederzahl angeht. Derart Wildes wird wohl nicht geschehen.

Die Vorschläge der Geschäftsleitung wollen den Regionen Hilfestellungen bieten. So soll etwa «eine gemeinsame, aber hinreichend ­flexible Grundlage» für die Re­gionen in Form eines Musterreglements geschaffen werden, um die Gewerkschaftsstrukturen von Bellinzona bis Basel anzugleichen. Dies soll die Professionalität der regionalen Leitungen sicherstellen. Zudem sollen die regionalen Vorstände stärker beteiligt werden, wenn die gesamte Organisation Entscheide trifft.

ENTWICKELN STATT STREICHEN

Hans Hartmann koordiniert die Reformdebatte im Auftrag der Geschäftsleitung Wie sieht er die Änderungsvorschläge, die nun auf dem Tisch liegen? «Ich finde, wir kommen gut voran. Im Statutendickicht kann man sich leicht verrennen. Das ist zum Glück nicht passiert. Sowohl in den Zoom-Konferenzen als auch in den Gremien ist die Debatte wirklich konstruktiv verlaufen. Jetzt sind wir gespannt auf das erste Feedback der Organisationseinheiten.» Besonders eine Sache betont Hartmann in seiner Bewertung: «Das Ganze ist auch ein Lernprozess. Es reicht nicht, einfach ein paar alte Zöpfe abzuschneiden. Wir müssen die Unia als Organisation weiterentwickeln, damit sie stärker werden kann. Die Reformdebatte hilft uns, die damit verbundenen Herausforderungen besser zu verstehen.»

Bis es aber so weit ist, wird es noch dauern. Sämtliche Vorschläge der Geschäftsleitung werden bis Mitte April von den Regionen, Interessengruppen und Sektoren diskutiert. Nach deren Rückmeldungen soll aus der bisherigen «Version 0.1» der Vorschläge eine «Fassung 0.2» werden. Entscheiden wird letztlich ein ausserordentlicher Kongress im Jahr 2023.

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