Und es geht doch! Erfolg für das Projekt «Teilzeitbau» der Maler- und Gipserbranche:

Schon fast 500 neue Teilzeitstellen

Christian Egg

Teilzeitjobs als ­Gipserin oder ­Maler? Bis vor ­kurzem war das in den meisten ­Firmen keine ­Option. Das ändert sich gerade.

TEILZEIT-MALER: Matthias Fröhlicher arbeitet 60 Prozent und ist glücklich damit. (Foto: Mara Truog)

Obwohl sie rund hundert ­Bewerbungen geschrieben hatte, fand Sarah Schütz keine Stelle als Teilzeit-Malerin. Zu unflexibel seien die meisten Chefs, sagte die alleinerziehende Mutter vor fast drei Jahren im work. Diese wollten Mitarbeitende nur Vollzeit oder gar nicht einstellen. Weil sie das schon immer so gemacht hatten. Der Branche brachte das einen Verlust an Fachkräften: Fast jede zweite Malerin verlässt bis Mitte 30 den Beruf.

Das wollten die Gewerkschaften Unia und Syna zusammen mit dem Maler- und Gipserverband ändern. 2018 starteten sie das Projekt «Teilzeitbau». Und dieses kann jetzt einen ersten Erfolg verbuchen: Gab es beim Start des Projekts gerade mal 638 Teilzeitstellen für Maler und Gipserinnen, so waren es Ende 2020 bereits 1115. Macht ein Plus von 477 Teilzeitstellen!

«Junge Väter wollen Teilzeit arbeiten.»

WIDERSTAND DER CHEFS

Das freut Projektleiterin Barbara Rimml: «Ich hätte nicht gedacht, dass die Zahl so schnell so stark ansteigt.» Anfänglich habe es aus den Betrieben auch ablehnende Stimmen gegeben, sagt sie rückblickend: «Einige meinten, Teilzeitarbeit sei auf dem Bau gar nicht machbar. Andere fanden, man müsse nicht jeden modernen Furz mitmachen.»

Überzeugungsarbeit leistete Rimml mit Konkretem. Sie besuchte Unternehmen, in denen Teilzeitarbeit bereits funktioniert, und porträtierte Mitarbeiter und Firmenchefinnen für die Verbandszeitschrift und für Social Media.

Auch work hat mit Teilzeit-Malerinnen und -Malern gesprochen (rebrand.ly/tzmaler). Zum Beispiel mit Matthias Fröhlicher. Er arbeitet seit ein paar Jahren 60 Prozent und bilanziert: «Ich bin ruhiger und zufriedener geworden.» Solche Beispiele seien wichtig, sagt Projektleiterin Rimml: «Andere sehen dann: Aha, die machen das auch. Es geht also!»
Jetzt ist das Projekt in der Schlussphase. Im November haben alle Maler- und Gipserbetriebe Post bekommen: Einen Fächer aus Plastic – ähnlich den Farbfächern, die Malerinnen und Maler verwenden. Darauf sind konkrete Tipps wie: «Die Arbeitsübergabe passiert am besten mündlich und direkt zwischen den beteiligten Mitarbeitenden» oder: «Vereinbaren Sie schriftlich die Arbeitszeit und feste Arbeitstage». Die Tipps finden Sie online ­unter: rebrand.ly/hilfsmittel. Die Sozialpartner haben sich zudem auf faire Regeln für Teilzeitarbeit geeinigt. Ab 2023 sollen sie in den ­Gesamtarbeitsvertrag inte­griert werden.

ANDERE WOLLEN AUCH

Die Erfahrungen aus dem Projekt will Rimml jetzt auch anderen Branchen zugänglich machen. Denn Teilzeitstellen sind in den meisten Baubranchen rar. «Doch gerade jüngere Männer wollen heutzutage Teilzeit arbeiten, wenn sie Vater werden», sagt Rimml.

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