Reinigungsbranche:

Putz-Löhne steigen

Christian Egg

Wieder steigt der Mindestlohn für Reinigerinnen und Reiniger. Schon bald wird es keine Löhne unter 20 Franken mehr geben.

SAUBER: Der neue GAV macht Schluss mit schmutzigen Tricks. (Foto: Adobe Stock)

Plus zwei Prozent: Soviel steigt im nächsten Jahr der tiefste Mindestlohn in der Reinigungsbranche an. Und 2024 gleich noch einmal um zwei Prozent. Dann ist eine wichtige Wegmarke erreicht: 20 Franken pro Stunde. Mit den Zuschlägen für Ferien, Feiertage und 13. Monatslohn werden es 23 Franken 80 sein. Drunter gibt’s ab dann keine Putz-Löhne mehr.

Das ist die wichtigste Verbesserung im neuen Gesamtarbeitsvertrag der Reinigung, der ab 1. Januar gilt. Ausgehandelt haben ihn die Gewerkschaften Unia, VPOD und Syna mit dem Arbeitgeberverband Allpura. Jetzt hat ihn der Bundesrat für allgemeinverbindlich erklärt. Das heisst, er gilt für Grossunternehmen wie ISS (6500 Mitarbeitende) oder Honegger (5000) genauso wie für Klein- und Kleinstfirmen. Fast 70  000 Reinigerinnen und Reiniger kommen in den Genuss des Vertrags.

«Wir sind noch nicht am Ziel.»

PLUS 35 PROZENT

Damit setzen die Sozialpartner die gute Lohnentwicklung der letzten zwei Jahrzehnte fort. Als in der Branche 2004 der erste nationale GAV in Kraft trat, lag der tiefste Mindestlohn noch bei 16 Franken – damals noch ohne 13.  Monatslohn. Zwanzig Jahre später sind es also 20 Franken, mal 13. Unia-Frau Stefanie von Cranach rechnet vor: «Das ist eine Lohnsteigerung von 35 Prozent.»

Trotzdem seien die Löhne noch zu tief, betont die Gewerkschafterin: «Wir sind noch nicht am Ziel! Wir werden uns weiter für bessere Löhne einsetzen.»

Die GAV-Löhne sind das eine. Doch in der Branche gibt es manche Firmen, die auf schmutzige Tricks setzen: Die paritätische Kontrollstelle stösst immer wieder auf Lohndumping. Die Sozialpartner wollen deshalb den Vollzug des Vertrags intensivieren und noch mehr Kontrollen ermöglichen. Der Lohnabzug für die Vollzugskosten wird dafür leicht erhöht, von 0,6 auf 0,65 Lohnprozente. Gewerkschaftsmitglieder erhalten den Betrag zurückerstattet.

Ebenfalls auf die schwarzen Schafe zielt eine weitere Neuerung im Vertrag: Ab nächstem Jahr ist es den Firmen verboten, Löhne in bar auszuzahlen. Das macht die Kon­trollen einfacher, sagt von Cranach: «Ein betrügerischer Chef kann nicht mehr behaupten, er habe die Löhne ja bezahlt. Jetzt muss er es belegen.»

Der zähe Einsatz der Unia in der Reinigung schlägt sich auch in den Mitgliederzahlen nieder: Heute zählt die Unia fast doppelt so viele Mitglieder aus der Branche wie vor zehn Jahren.

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