Grosse Schreiner-Demo am 3. Juli in Zürich:

Meister, zurück an den Tisch!

Jonas Komposch

Die Schreinerinnen und Schreiner schlagen Alarm: Sie fordern eine Frührente und die Meister zurück an den Verhandlungstisch.

DAMPF MACHEN! Am 3. Juli gehen die Schreinerinnen und Schreiner für ihren GAV auf die Strasse. (Grafik: Unia)

Sechs volle Monate – so lange schon stehen die Schreinerinnen und Schreiner ohne Gesamtarbeitsvertrag (GAV) da. Das ist verheerend. Denn überall, wo ein GAV fehlt, sind die Erfahrungen gleich: Der Wettbewerb wütet weitgehend ungezügelt. Dumping-Buden machen sich breit. Lohn- und Sozialleistungen werden gedrückt – und zwar irgendwann auch in seriösen Firmen. Eine Abwärtsspirale beginnt. Resultat: schlechtere Arbeitsbedingungen und eine Branche, die sich selbst zerfleischt.

Die Mehrheit der Schreinermeister und ihr Verband VSSM nehmen das offensichtlich in Kauf. Sie halten die Einführung einer Frühpensionierung für das grössere Übel. Weil diese angeblich zu teuer sei. So lehnten sie an ihrer letztjährigen Delegiertenversammlung ein fixfertig verhandeltes Vorruhestandsmodell ab. Dies, obwohl das Modell nicht nur von den Gewerkschaften, sondern auch von der VSSM-Delegation ausgearbeitet worden ist. Und auch, obwohl sie seit 2018 wussten, dass für die Schreinersleute und ihre Gewerkschaften ein künftiger GAV zwingend auch die Frühpension enthalten muss – so, wie es in anderen Branchen längst der Fall ist. Schliesslich käme das auch den Unternehmen zugute. Thomas Gerber, Schreiner seit 38 Jahren, sagt es so: «Ein Vorruhestandsmodell wäre gut, weil wir später oft mit Rückenproblemen kämpfen. Aber es würde auch zeigen, dass man unsere Arbeit wertschätzt.»

«Der Vertrag muss neu verhandelt werden und fertig!»

DIALOG VERWEIGERT

Die Meister aber machten nicht nur einen Rückzieher in letzter Sekunde. Sie verweigern seither auch den Dialog über das Anliegen ihrer Mitarbeitenden. So sagte VSSM-Präsident Thomas Iten schon im Januar zu work: «Über eine frühere Pensionierung können wir jetzt nicht mehr diskutieren. Das ist vom Tisch.» Von seinem vielleicht, aber nicht mehr lange.

Denn jetzt schlagen die Hölzigen erneut Alarm und fordern: «Arbeitgeber zurück an den Verhandlungstisch!» Dafür demonstrieren sie und Unterstützende am Samstag, 3. Juli, ab 11 Uhr auf dem Zürcher Lindenhof. Sadik Dinaj (35), Schreiner aus Rafz ZH, geht auch an die Demo. Er wird dort eine Rede halten. Im Moment gehe es allen in der Branche noch gut, sagt er. «Aber was ist in fünf Jahren? Plötzlich kommt dann der Chef und sagt, dieses Jahr lief unser Betrieb schlecht, ich kann euch keinen 13. Monatslohn mehr zahlen. Oder: Jetzt müsst ihr alle zwei Stunden länger arbeiten.» Dinajs Botschaft an die Adresse der Schreinermeister ist deshalb klar: «Der Vertrag muss neu verhandelt werden und fertig!»


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