«Unia 2.0»:

Mit welcher Struktur in die Zukunft?

Johannes Supe

Der Kongress hat den Weg geebnet für die ­grösste Strukturreform seit ­Gründung der Unia. work sagt, was uns erwartet.

KONGRESS: Unia-Region Wallis. (Foto: Unia)

Wie muss die Gewerkschaft aufgestellt sein, um stärker zu werden? Diese Frage stellte sich dem Unia-Kongress. Und die Delegierten entschieden: In den kommenden 18 Monaten soll die gesamte Struktur der Unia auf den Prüfstand gestellt werden. Das grosse Abwägen findet dabei unter dem Namen «Unia 2.0 – Unia für alle» statt.

Was ist der Grund dafür, das Fundament der Unia zu überdenken? Im Leitantrag zu «Unia 2.0», mit dessen Annahme die Kongressdelegierten die Diskussion starteten, gibt es dazu eine Antwort. Dort heisst es: «Seit der Gründung der Unia ist die Arbeitswelt für viele noch einmal härter geworden. Neue Herausforderungen für die Gewerkschaftsbewegung sind hinzugekommen.» Um denen begegnen zu können, muss die Unia auch ihre Struktur über­legen. Hans Hartmann, der im Auftrag der Unia-Geschäftsleitung den Verlauf des Diskus­sionsprozesses ausarbeitet, geht weiter ins Detail: «Die Struktur der Unia besteht in dieser Form seit der Fusion 2004. Heute müssen wir feststellen, dass es uns die Strukturen nicht gerade leicht machen, gemeinsam verbindliche Schwerpunkte zu setzen.» Tatsächlich ist der Aufbau der Unia komplex: Sie ist einerseits nach Sektoren und Branchen gegliedert, andererseits nach Regionen und Sektionen, also Ortseinheiten. Dazu kommen Interessengruppen wie jene der Jugend oder der Pensionierten. Nicht immer ist ein­deutig, welche Gliederung bestimmt oder was die Gewerkschaft wirklich tut – das soll sich künftig ändern. Hartmann sagt, Verbesserungsbedarf sehe er vor allem in zwei Bereichen: «Einerseits muss die Koordination untereinander besser werden, andererseits möchten wir die Rolle der Miliz stärken. Derzeit hat oft der Profiapparat ein Übergewicht, und es gelingt uns nicht immer, Vertrauensleute in wichtige Entscheidungen einzubeziehen. Das sollten wir ändern.»

Wird nur über Gruppenaufbau und Strukturvereinfachung gesprochen? Nein, die Diskussion rund um «Unia 2.0» umfasst mehr. Der Kongress hat in seinem Leitantrag 13 Themenbereiche definiert, bei denen bessere Lösungen gesucht werden. Es sollen auch strategisch wichtige Fragen geklärt werden. Zum Beispiel, wie sich die Streikfähigkeit der Gewerkschaft verbessern lässt. Oder wie das Verhältnis zum Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) aussehen soll. Motto: Die Grundsätze der Gewerkschaft werden geklärt.

Wie läuft die Diskussion? Zuerst soll es eine offene, partizipative Phase geben. Sie besteht aus (voraussichtlich) online durchgeführten Konferenzen zu den im Leitantrag festgelegten Themenbereichen. Möglichst viele Mitglieder sollen so die Möglichkeit bekommen, ihre Vorstellungen und Ideen zu äussern. 2022 werden dann die Gremien der Unia über die Vorschläge beraten. Enden wird die Diskussion an einem ausserordentlichen Kongress, der Anfang 2023 stattfinden wird – das letzte Wort über Satzungs- und Strukturänderungen in der Unia haben also wieder die Mitglieder.

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