Massenentlassung beim Baukonzern in Graubünden:

Implenia – das Abbau-Unternehmen

Johannes Supe

Wieder will Implenia Stellen streichen. Den Produktions­einheiten in Graubünden droht die Schliessung.

SCHWER RENTABEL: Implenia ist mehr als solide aufgestellt. Trotzdem will sie auf dem Buckel der Büezer noch mehr Profit. (Foto: Keystone)

Implenia, die grösste Baugruppe der Schweiz, will ihre Produk­tionseinheiten in Graubünden schliessen – und damit 150 Stellen abbauen. Das kündigte der Konzern am 4. Mai an. Zuvor hatte Implenia bereits in Buchs AG 30 Arbeitsplätze vernichtet, wobei 10 Kollegen entlassen wurden (work berichtete).

PROFITMAXIMIERUNG

Kein Verständnis für die Entscheidung hat die Leiterin der Unia Ostschweiz-Graubünden, Anke Gähme. Denn wirtschaftlich gehe es Implenia weiterhin gut, die Auftragsbücher seien voll, so Gähme. «In Graubünden ist Im­plenia an diversen Bauprojekten beteiligt. Doch Implenia will sich aus dem Geschäft zurückziehen und nur noch als Generalunternehmen fungieren.» Den Aktionären käme das zugute, denn mit weniger Personal könnten höhere Margen erzielt werden. Angekündigt hatte Implenia das Abbauprogramm bereits im vergangenen Oktober. Betroffen sind vor allem Hoch- und Tiefbau. Statt selbst zu bauen, will der Konzern künftig vermehrt die Aufträge einholen und dann an Subunternehmen weitervergeben. Ein stärkerer Druck auf die Preise ist so programmiert.

Einen Vorgeschmack darauf soll es jetzt schon in Graubünden geben. Denn Implenia wolle seine Einheiten zwar rasch schliessen, bestehende Aufträge aber trotzdem beenden, so Unia-Frau Gähme. Und weiter: «Die Mitarbeiter sollen jetzt in andere Firmen übergeführt werden. Direkt im Anschluss will Implenia sie dann ausleihen, um die Bauprojekte abzuschliessen.» Bei den Arbeitern rufe das Vorgehen Enttäuschung und Wut hervor. Sogar die lokalen Führungskräfte könnten den Entscheid nicht verstehen.

Speziell sei das Vorgehen des Unternehmens auch bei der Aushandlung des Sozialplans. Der soll die von Entlassungen Betroffenen absichern, entsprechend wichtig ist es, dass Mitarbeiter und Gewerkschaft eine eigene Verhandlungsdelegation aufstellen. Nicht so bei Implenia: Der Konzern schlug gleich selbst eine «Sozialplankommission» vor. In der sollen nur Vorarbeiter und Poliere Platz haben, «gewöhnliche» Arbeiter nicht. Für Unia-Regioleiterin Gähme kommt das nicht in Frage: «In Mitgliederversammlungen werden wir uns ordentlich mandatieren lassen. Wenn Implenia das nicht akzeptiert, wird das Unternehmen grössere Probleme mit uns bekommen.»

BEDROHLICHE TENDENZ

Unia-Bauchef Nico Lutz sieht derweil eine bedrohliche Tendenz. «Früher waren Massenentlassungen auf dem Bau kaum ein Thema. Doch im vergangenen Jahr waren wir mit auffällig vielen konfrontiert», so Lutz. Zwar seien die Zahl der Baugesuche und das Bauvolumen weiterhin hoch. Doch ein ruinöser Preiskampf bedrohe immer stärker die Arbeitsbedingungen. Für Lutz ist klar: «Wir werden stärker über unsere Reaktionen bei Massenentlassungen auf dem Bau diskutieren müssen.»

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