AHV-Dreizehnter im Schlussspurt:

Endlich mehr Rente für alle!

Clemens Studer

Die Gewerkschaftsinitiative für einen AHV-Dreizehnten ist auf der Zielgeraden. Trotz Corona.

GUTE RENTEN FÜR ALLE. Die Unterschriftensammlung für die 13. AHV-Rente hat begonnen. (Foto: iStock)

Die Schweiz hat ein sogenanntes Dreisäulensystem zur Altersvorsorge. Die erste Säule ist die AHV. Sie ist im soliden und solidarischen Umlageverfahren finanziert. Die zweite Säule sind die Pensionskassen. Sie spekulieren mit dem Geld der Versicherten im internationalen Finanzcasino und treiben daneben die Mieten der Versicherten hoch. Nicht zuletzt, weil sie exorbitante Gebühren und Provisionen an die Finanzindustrie und irgendwelche Makler abliefern. Die dritte Säule ist die sogenannte private Vorsorge, die von den Steuern abgezogen werden kann. Aber die können sich rentabel nur Sehrgut- bis Bestverdienende leisten. Für alle anderen, die einen Batzen auf die Seite legen wollen, fressen die Gebühren und die mickrigen Zinsen den Grossteil des möglichen Gewinns weg.

AHV 13

Bitte hier unterschreiben: rebrand.ly/ahv-initiative

Im Unterschied zur AHV, die zum Beispiel Erziehungsgutschriften kennt, sind die Pensionskassen frauenfeindlich. Niedrige Löhne fallen raus. Und das betrifft vor allem Frauen beziehungsweise sogenannte Frauenbranchen. Aber nicht ausschliesslich. Die Hälfte aller, die 2017 pensioniert wurden, müssen mit weniger als 3600 Franken pro Monat über die Runden kommen. 10 Prozent der frisch Pensionierten müssen vom ersten Tag an Ergänzungsleistungen beantragen, weil sonst das Geld nicht zum Überleben reicht. Das widerspricht dem Verfassungsauftrag. Und ist entwürdigend für alle, die ein Leben lang gearbeitet haben – erst noch in ­einem der reichsten Länder der Welt. Besonders problematisch ist die Rentensituation der Frauen: Sofern sie überhaupt eine Pensionskassenrente erhalten, ist diese im Durchschnitt nur halb so hoch wie jene der Männer. Und ganz besonders prekär ist die Lage der Frauen in Tieflohnbranchen: sie erhalten von der Pensionskasse nur 500 bis 800 Franken. Die Zahlen im Detail: rebrand.ly/frauen-renten.

MEHR FÜR ALLE

Um dem Verfassungsauftrag nachzukommen, haben die Gewerkschaften eine Initiative für eine 13. AHV-Rente lanciert. Trotz den Schwierigkeiten der Pandemiezeiten ist sie auf der Zielgeraden. Aber es braucht noch Unterschriften – beziehungsweise, die Unterschriftenbogen müssen eingeschickt werden. Damit sie beglaubigt werden können. Eine mit möglichst vielen Unterschriften eingereichte Initiative wird auch ein starkes Zeichen an die rechten Rentenfäller. Denn die sind wieder unterwegs. Zum Beispiel unlängst im Ständerat. Die rechten Herren wollen das Frauenrentenalter erhöhen und statt der auch schon mickrigen 700 Millionen Franken, die der Bundesrat zur Abmilderung der Frauenrentenkürzung vorsah, nur 440 Millionen Franken sprechen. Auch deswegen ist es wichtig, die AHV politisch zu stärken. Denn sie ist das wichtigste Sozialwerk der Schweiz – solide, preiswert und solidarisch finanziert.

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