Bärtschi-Post

Die Briefträgerin & das Kaffeesäuli

Katrin Bärtschi

Katrin Bärtschi ist Briefträgerin in Bern und Gewerkschafterin.

Es gibt schon Ferkel, dachte die Briefträgerin unlängst, als sie den eingetrockneten braunen Schmutz im grauen Kunststoff-Briefbehälter BB sah, der dem Transport der sortierten Post dient. Und entschuldigte sich sogleich insgeheim bei den vierbeinigen Säuli für die Beleidigung. Sie konnte sich nicht recht erklären, wie die Kaffeeflecken in das Kistchen gekommen waren. Weggeputzt hatte der Verursacher oder die Verursacherin sie nicht.

«Es gibt schon Ferkel, dachte die Briefträgerin unlängst.»

KAPSELN. Ein paar Tage vergingen, und dann fiel bei der Briefträgerin das Zwänzgi. Aus dem Ablagefach eines Briefkastens auf ihrer Tour hing der bekannte schwarz-gelbe Plasticstreifen heraus, die Briefträgerin öffnete das Fach und packte den dazugehörigen prallen Sack. Er tropfte. Kaffee …

Nespressoleerkapselnrücknahmeservice – kein offizieller Begriff, aber er fasst zusammen, worum es bei diesem Postangebot geht. Die ansonsten Zustellenden sammeln als Abholende die leeren Aluminiumkapseln von Nestlé ein. Auf der Internetseite des «Pioniers im Bereich des portionierten Kaffees» zeigt ein Filmchen, wie ein gesichtsloser Postbote die Dienstleistung erbringt. Dabei sind auch die grauen Kistchen kurz zu sehen. Alu sei das beste Kaffeeverpackungsmaterial, erfährt die Briefträgerin im Werbefilm, und unendlich oft recyclierbar. Dadurch verringere sich der CO2-Fussabdruck der Verpackung um 20 Prozent. «Verschliessen Sie den Beutel», heisst es dann im Film. Leider ohne die Ergänzung «gut» oder «richtig».

NICHT DICHT. Viele Nespresso-Konsumierende achten nicht dar­auf, ob ihr Leergut-Sack dicht ist oder nicht. Sie überlegen nicht, wie die Brieftragenden die saftenden Beutel zum Sammelpunkt bringen können, ohne die Briefsendungen in ihrem Gepäck zu versauen. – Exgüse, Sau! Nun, es gibt Schlimmeres, viel Schlimmeres. Und für vieles eine Lösung. Jetzt grad freut sich die Briefträgerin ein wenig darüber, dass im Filmchen das Ablagefach «Milchkasten» heisst, so völlig unzeitgemäss. Und dass es der Mann des Paares ist, der den Kaffee serviert und das Leergut entsorgt.

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