Nach work-Enthüllung: Kanton alarmiert, Denner reagiert:

Bündner Beerenskandal schlägt hohe Wellen

Jonas Komposch

Trotz erdrückender Beweislast bestreitet die Beiner + Berther AG die brutale Ausbeutung ihrer Erntearbeitenden. Doch für den Bündner Beeren­giganten wird die Luft immer dünner.

UNFASSBAR: So erbärmlich müssen die Beiner-Landarbeiter chrampfen und hausen. Im Foto unten rechts liegt Petar Nikolic nach seinem Bandscheibenvorfall im Spital. Die Fotos sind Handyaufnahmen der Büezer. (Fotos: ZVG)

Die Beiner + Berther AG aus Landquart GR ist die grösste Himbeerenproduzentin der Schweiz. Sie beliefert auch Detailhändler wie Coop und Migros. Und sie versteht sich als Vorzeigefirma. In Wirklichkeit herrscht auf den Beiner-Feldern ein Klima der Angst. Saisonale Erntearbeiterinnen und -arbeiter werden bedroht und sogar geschlagen. Ausserdem mit illegalen Lohnabzügen über den Tisch gezogen und in engste Matratzenlager einquartiert – dies sogar in Corona-Zeiten. Das deckte work in der letzten Ausgabe und online auf (rebrand.ly/blutigebeeren). Und stellte auch Handy-Aufnahmen der Arbeiter aufs Netz. Mit Erfolg: Schon am nächsten Tag demonstrierten ehemalige Beerenpflücker zusammen mit der Unia vor dem Betrieb. Das brachte Beiner-­Geschäftsführer Daniel Perret auf die Palme. Mehrmals jammerte er bei der ebenfalls anwesenden Kantonspolizei, die sich aber nicht beirren liess. Perrets Nervosität kam schliesslich nicht von ungefähr. Neben der Gewerkschaft kam ihm auch die SRF-Sendung «Schweiz aktuell» auf die Schliche, und tags darauf berichtete auch noch TV Südostschweiz. Doch das Licht der Öffentlichkeit scheut der hauptberufliche Anwalt wie der Teufel das Weihwasser.

«Es gibt keinerlei rechtliche Grundlage für diesen Mehrabzug.»

HOBI HÖBELET

Bis heute hat Perret noch keinen Ton von sich gegeben. Dafür liess er den teuren «Experten für Krisenmanagement und Krisenkommunikation» Thomas Hobi auftreten. Was dieser aber in die Kamera des Lokalfernsehens sagte, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten: «Wir haben von den Vorwürfen gehört und sind sehr überrascht», behauptete Hobi, der noch vor wenigen Tagen nichts mit dem Beeren-Business zu schaffen hatte, wie eine firmeninterne Quelle bestätigt. Trotzdem meinte der PR-Mann, ohne mit der Wimper zu zucken: «Die Vorwürfe stimmen natürlich nicht.»

Ganz anders der Tenor bei den Geprellten. Von ihnen erhielt work über fünfzig Rückmeldungen. Sie bestätigen die Enthüllungen und weisen auf noch mehr Sauereien hin. Die Kroatin Jelena Novak* (27) etwa, die in der Früchte­sortierung chrampfte, schrieb work: «Ich war krank, und mein Rücken schmerzte, trotzdem musste ich 15 Stunden arbeiten. Als ich endlich krank geschrieben wurde, hat man mir 4 Tageslöhne abgezogen. Dann hätte ich zur Kontrolle zum Arzt müssen, doch der Vorarbeiter hat es mir verboten und schickte mich aufs Feld. Er schrie, falls mir das nicht passe, könne ich gleich meine Sachen packen.» Oder der Portugiese Tiago Branco (26): «Der Aufseher wollte meinen 19jährigen Kollegen schlagen, aber ich ging dazwischen. Das rächte sich, als ich später mit 40 Grad Fieber flachlag. Der Aufseher liess mich nicht zum Arzt gehen und schnauzte mich an, ich solle sofort aufs Feld.»

BEI HUDELWETTER: Protestaktion in Landquart. Foto: Unia

KOMMEN JETZT STRAFANZEIGEN?

Solche Meldungen erreichten auch die Churer Unia-Frau Maja Juri´c erneut. Sie sagt: «Mittlerweile habe ich Beweise und Aussagen von über 30 Arbeiterinnen und Arbeitern.» Und die haben durchaus Chancen, zu ihrem Recht und Geld zu kommen. Zum Beispiel, weil ihnen die Beerenfirma Monat für Monat um bis zu 100 Franken überhöhte Krankenkassenbeiträge vom Lohn abzieht. Krisenberater Hobi begründet dies so: In diesem Beitrag seien neben der Krankenkassenprämie auch Kosten für Selbstbehalt, Transport oder Übersetzung einberechnet. Darüber kann Jurist Philip Thomas nur den Kopf schütteln. Der Chef des Unia-Rechtsdienstes stellt klar: «Es gibt keinerlei rechtliche Grundlage für einen solchen Mehrabzug. Arbeitnehmende können ihn selbstverständlich zurückverlangen.» Ausserdem beteuert der ehemalige Beiner-Mechaniker Nikola Jovi´c (26): «Immer bin ich auf eigene Kosten zum Arzt gefahren, und nie hatte ich einen Übersetzer!»

Wegen der Schwere der Abzockerei traf sich Unia-Regioleiterin Anke Gähme schon am Montag nach dem work-Bericht mit dem Bündner Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA) zur Krisensitzung. Das weitere Vorgehen wird der Kanton demnächst beschliessen, wie er mitteilt. Auch die tripartite Kontrollkommission flankierende Massnahmen wird sich mit dem Fall befassen. Und möglicherweise kommen auch Gerichte zum Zug. Verschiedene Beiner-Ehemalige überlegen sich nämlich, Strafanzeige zu erstatten. work bleibt dran.

* Name geändert

Coop, Migros, Denner: Sofortmassnahmen!

Der work-Bericht bescherte Beiner-Chef Daniel Perret einigen Besuch. Etwa vom Schweizerischen Obstverband (SOV). Eine Delegation habe sich beim langjährigen Verbandsmitglied «umgehend vor Ort ein Bild der Lage verschafft». Das teilt Sprecher Christian Schönbächler auf Anfrage mit. Man will aber «keine juristisch relevanten Hinweise auf Missstände» gesehen haben.

LIEFERSTOP. Anders das Echo der ­Detailhändler. Beiner-Kunde Coop schreibt: «Wir tolerieren solche ­Arbeitsbedingungen nicht, denn sie stehen nicht im Einklang mit unserer strengen Richtlinie für nachhaltige ­Beschaffung.» Aktiv wurde auch die Migros: «Wir klären derzeit im Detail ab, inwiefern diese Vorwürfe zutreffen und was dahintersteckt. Von Beiner + Berther AG werden wir eine detaillierte Stellungnahme verlangen.» Klartext gibt’s zudem von Denner: Man unterhalte keine direkte Geschäftsbeziehung mit Beiner. Beeren beziehe man aber über einen Lieferanten, der nicht ausschliessen könne, dass via Zulieferer auch einmal Beiner-Beeren in der Lieferung waren. Deshalb reagierte Denner prompt: «Als Sofortmassnahme haben wir bei unserem Lieferanten veranlasst, sicherzustellen, dass bis zur Klärung der Vorwürfe keine Ware des besagten Produzenten mehr an Denner geliefert wird. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, werden wir daran festhalten.»

12 Kommentare

  1. Luis Suarez

    Gino, quando você vai nos devolver o dinheiro que roubou de nós ???

  2. Carlos

    Hrana loša skroz.

  3. Zoran

    Šta ce se rjesit i desit, sve u svemu skoro pa nista. Njima trebaju siromasi iz jasnih zemalja a vrlo lako ce naci opet ljude da ih iskorištavaju, unia se proslavila pred Švicarskom javnoscu kako radi svoj posao i sve to stoji ali radnici iduce godine koji dodu opet ce raditi na kisi po 320h, opet ce spavati kao u logoru, opet ce hrana biti 0 bodova, jedino da ode djino da neko drugi, treći dode mozda bi bilo za 4% bolje radi odnosa prema ljudima a ostalo sve isto. Nemojte se zavaravati ljudi, mi smo gore stranci i za svicarce smo samo jeftina radna snaga sto bi rekli kod nas stoka sitna zuba, covik broj bez imena i prezimena samo br zamijenjen budeš kao wc papir u toaletu, tko bi to radio od Švicaraca sta smo mi gore, pada kiša, pa snijeg, mečava oluja a posla nema on da je covik rekao bi ajde u hotel vec ste mokri nego on Djino nas pusti u polje da čupamo travu sto je protivno zdravom razumu, a to da ce neko naplatit neke novce od njih nekad ikad, vire nemam nikakve, zna se tko tu maslo liže, sad ce Baltazar okrenut ploču na Rumunje i opet će imat pinku, doce par Hrv radnika nojeva i čudaka poput Marijana Mioča i Mate Petkovica i to je to, jer šta ce im Hrvati kad samo probleme stvaraju i nista ne rade, ne vrijede nista kako nas kolega Marijan kaze, Portugalci, Poljaci rade godinama bez bune i galame.

    • Elizabet

      Stabi vi htjeli normalno je dase na kisi radi .Ako vam nevalja idite u vasu lipu pa dolje radite takvi radnici i ljudi bez karaktera netrebaju da dolaze u svicarsku.Poljaci i portugalci rade godina da hrana nije uredu toje cista laz.Viste najveca stoka koja je dosla u svicarsku

  4. Cristiano Ronaldo

    Wer ist dieser Herr Hobi?
    Ich war fast die ganze Saison dort und habe ihn weder im Hotel noch auf den Grundstücken gesehen, aber dieser Gentleman hält es dennoch für selbstverständlich, dass wir alle lügen, dass wir falsch liegen, dass wir manipulieren …
    Seit der Wange von Herr Perret ???

  5. Rei dos morangos

    Trabalho escravo para muito pouco dinheiro, roubam e não é pouco

    • Rei dos morangos

      Sklavenarbeit für sehr wenig Geld, sie stehlen und es gibt viele schreckliche Bedingungen, wir sehen aus wie Vieh, sie haben viele Portugiesen getäuscht

  6. Bigeste

    Da,istina je…Gino je u Ljubuškom bio primljen kao kralj,ni franka čovjek nije potrošio na hotel,hranu,obilaske,a on je u Landquartu te iste ljude dočekao kao neki upravitelj zatvora kriminalce,lopove,ubojice…
    Ja, es ist wahr … Gino wurde in Ljubuški als König empfangen, kein einziger Franken wurde für ein Hotel, Essen, Touren ausgegeben, und er begrüßte dieselben Leute in Landquart als Gefängniswärter, Kriminelle, Diebe, Mörder …

    • ..

      ISTINA. Ali eto Baltić nam svima nabija na nos kako smo mi dosli gore, kako su nas oni spasili, kako nas je on doveo, kako je on ovo, on ono a pojeo je 20 pršuta u znak neke zahvale, ljudi su davali šakom i kapom. A onda radna dozvola koja dode Emailom se mora platili 10 franaka Ivanu Mediću rodaku od Milenka kao eto on je stres dozivio jer su mu ljudi dolazili na posa pitat jesu dosli papiri, pa sad zamislite koliko ljudi mozda 15 ili 40 po 10 fr za papir A4 covjek uzme 350,400fr oko 740 maraka???. Katarina Boras, kata je ugovarala prevoz koji je ugovorila 200eu po glavi ali sama ga nije platila???. Zasto jednostavno se ne kaze da Mladen Baltić ima od nase satnice 0.90 rapa po satu???. Zasto je Baltić stalno oko firme u firmi sa Djinom i oko njih. Katarina Boras od prvog dana unosi nemir u ljude kako ona zna kad i tko ce ici kuci, visak 10 ljudi, visak 15 ljudi rekao Balta, rekao onaj, ovaj. Pritisak non stop, Mirjana Boras moze radit u sortirnici 16h bolesna i da joj se kaze ili rad tu ili kuci a ona bira gdje ce i kaze ja mogu kako hocu, ja sam jedno a vi drugo mislim ono ee??? sve Baltazarovo djelo. U Bigeste hotelu po 100km smo platili sve, ako si Balticu, Djino dosli po ljude pa kako ste si mogli dozvoliti da vas ljudi caste, placaju, niste 1eu potrosili a gore ste nas ponizili max sa hranom, odnosom itd.

      • Ivo Andelic

        Menschen Diskriminierung, Nötigung der Menschenrechte.
        Eine Schande, dass noch so eine Firma in der Schweiz existiert und sich wohl sogar als eine AG nennen darf. Daniel Perret ich würde mich schämen, so arme Leute vom Ostblock zu behandeln.
        Man sollte sich lieber selbst in ein solches Arbeitsverhältnis versetzen.
        Das ist Menschen Qual.
        Eine solche Firma sollte man längst schliessen und dies noch im schönen Graubünden, dem grössten Kanton der Schweiz.
        Eine Schande!

  7. 🕵️‍♀️🕵️‍♂️

    Tu firmu i taj teror treba ugasit. Sva moguća ljudska prava su pogažena, dostojanstvo covjeka na najnizim granama. Hranu koju daju ljudima, nacisti su bolje davali Židovima u logoru. Sramota, hranili ste nas smečem. A Djino, Mladen Baltić, Milenko kad ste dosli ljude trazit u Hercegovinu bili ste casceni svim mogucim jelima kao kraljevi i ministri, ljudi su vas vodali kucama svojim a kako ste nam gore vratili, u Hercegovini u hotelu za zabavu, muziku, hranu niste dali 1km sve na racun ljudi a gore ste nam se lipo zahvalili Djino pogotovo svojim deranjem na ljude, bijesnim ispadima, bacanjem gajbi iz ruku radnika, bacanjem voća po podu, udaranjem nogom po paletama, ruganjem ljudima i tako dalje.

  8. Anonimus

    die schwersten 5 Monate in meinem Leben …
    Auschwitz!

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