1x1 der Wirtschaft

Weniger Dumping dank Flankierenden Massnahmen

Daniel Lampart

Nun ist es amtlich: Dank der Einführung der flankierenden Massnahmen (FlaM) und der Personenfreizügigkeit gibt es heute weniger Lohndumping. Das zeigt eine Auswertung der offiziellen Schweizer Lohnstatistiken. Unter dem früheren fremdenpolizeilichen Kontingentssystem verdiente ein Kurzaufenthalter für die gleiche Arbeit rund 13,6 Prozent weniger als Lohnabhän­gige mit Schweizer Wohnsitz (Schweizerinnen und Schweizer sowie Niedergelassene). Bei den Grenzgängerinnen und Grenzgängern waren es rund 7,2 Prozent. Heute ­haben Kurzaufenthalterinnen und -aufenthalter und in der Schweiz Woh­nende im Durchschnitt den gleichen Lohn – obwohl es ­natürlich auch heute immer wieder Dumpingfälle gibt. Bei den Grenzgängerinnen und Grenz­gängern sind es im Mittel noch rund 4,5 Prozent weniger.

(Quelle: 2002 bis 2016 Seco Observatoriumsbericht 2019. *1996: De Coulon, A., et al. (2003): Analyse der Lohnunterschiede zwischen der ausländischen und der schweizerischen Bevölkerung. In: Wicker, H.-R., et al. (Hg.): Migration und die Schweiz, Seismo, Zürich.)

KONTROLLEN HELFEN. Dahinter stehen vor allem zwei Ursachen. Dank den FlaM kontrollieren die Arbeitsmarkt­inspektoren heute rund 180’000 ­Löhne pro Jahr. Bei Lohnverstössen werden die Arbeit­geber aufgefordert, die Löhne anzupassen, und sie werden gebüsst. Gleichzeitig brachte die Personenfrei­zügigkeit den Arbeitnehmenden aus der EU mehr Rechte. Sie können sich besser gegen Missbräuche wehren. Unter dem menschen­unwürdigen ­Saisonnierstatut war der Druck gross, Missbräuche stillschweigend hinzunehmen. Denn wer sich wehrte, wurde in der nächsten Saison nicht mehr angestellt. Dadurch stand auch späterer Familiennachzug oder die Jahresaufenthaltsbewilligung auf dem Spiel. Positiv ist auch, dass die Jahres­aufenthalte neu für fünf ­Jahre ver­geben werden. Im alten System ­waren diese nur ein Jahr gültig. Dementsprechend waren auch die Arbeitsverträge befristet. Viele Betroffene lebten in Sorge, dass sie Stelle und Aufenthalt zusammen verlieren könnten.

Personenfreizügigkeit und flankierende Massnahmen zusammen sind ein Fortschritt. Die Berufstätigen ohne Schweizer Pass leben sicherer und können sich besser wehren. Davon profitieren auch die Schweizerinnen und Schweizer. Denn wenn wir Miss­bräuche und Dumping bei den Ausländerinnen und Ausländern nicht bekämpfen, schlagen sie irgendwann auf den ganzen Arbeitsmarkt durch.

Daniel Lampart ist Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB).

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