Neuer Bau-Vertrag noch im alten Jahr:

Geschafft?

Ralph Hug

Für die Bauleute hat sich der intensive Kampf gelohnt: ein erneuerter Landes­mantelvertrag, mehr Lohn und eine sichere Rente mit 60 – darauf haben sich die Verhandlungsdelegationen geeinigt. Die definitiven Entscheide fallen demnächst.

SPONTANES TÄNZCHEN. Im Oktober und November gingen in der ganzen Schweiz Tausende auf die Strasse, wie hier in Lausanne. (Foto: Unia)

Es brauchte noch eine Extra-­Sitzung. Doch dann, in der 20. Verhandlungsrunde, war der Durchbruch da. Die Gewerkschaften und der Baumeisterverband einigten sich im Verhandlungsmarathon um Lohn, Rente und einen neuen Landesmantelvertrag (LMV) auf ein gemeinsames Resultat. Und so sieht es aus:

RENTE 60: Die wichtigste Errungenschaft der Bauleute bleibt ­erhalten. Und zwar ohne Abstriche: Es gibt keine Erhöhung des Rentenalters und auch keine Rentenkürzungen. Um die finanzielle Belastung durch die in Rente ­gehende Generation der Baby­boomer aufzufangen, steigen die Beiträge der Arbeitnehmenden vorübergehend an: im 2019 um 0,5 Lohnprozent und im 2020 nochmals um 0,25 Lohnprozent. Der flexible Altersrücktritt (FAR) steht damit in Zukunft auf einer sicheren Grundlage.

LANDESMANTELVERTRAG: Der LMV wird erneuert, mit einigen Verbesserungen für beide Seiten. So muss ein Patron ältere Bauarbeiter vor einer Entlassung zwingend anhören. Neu gilt der LMV auch bei Asbestsanierungen. Und künftig können die paritätischen Berufskommissionen die Arbeitnehmenden über geldwerte Verstösse von fehlbaren Firmen informieren. Dies hilft Betroffenen, zu ihrem Geld zu kommen. Weiter wird die Zahl der monatlich möglichen Überstunden von 20 auf 25 erhöht. Diese Überstunden, für die ein Zuschlag von 25 Prozent fällig ist, werden neu Ende April statt Ende März ausbezahlt. An der Zahl von 100 Mehrstunden im ordentlichen Arbeitszeitkalender ändert sich jedoch nichts.

MEHR LOHN: Für 2019 gibt es eine Lohnerhöhung von 80 Franken pro Monat für alle und für 2020 nochmals eine generelle Erhöhung von 80 Franken. Ebenso werden die Mindestlöhne im gleichen Rahmen angepasst.

Unia-Bauchef Nico Lutz bewertet das Ergebnis positiv: «Wir haben ein realistisches Resultat erzielt.» Beide Seiten seien im Interesse eines Kompromisses von den ursprünglichen Maximalforderungen abgerückt. Hinter der Einigung liegt eine längere Phase der Mobilisierung. Dies vor allem, weil die Frühpensionierung in Gefahr war. Wegen ihres grossen Erfolgs braucht der FAR eine Nachfinanzierung. Im vergangenen Juni machten 18’000 Bauleute mit einer mächtigen Demo in Zürich klar, dass an dieser sozialen Errungenschaft nicht zu rütteln ist. Und mit den Streikaktionen im Oktober, an denen Tausende in allen Landesteilen mitmachten, setzten die Baubüezer nochmals Druck für ein gutes Verhandlungsergebnis auf.

Noch ist dieses Resultat nicht fix. Beide Lager müssen es absegnen. Zuerst ist die Unia-Berufskonferenz dran. Sie entscheidet an diesem Wochenende, ebenso die Gewerkschaft Syna. Die Baumeister beschliessen dann am 19. Dezember, fünf Tage vor Weihnachten. Die Delegationen beider ­Seiten wollen sich in ihren Reihen für den erzielten Kompromiss einsetzen. Gibt es grünes Licht, gilt ab 2019 der erneuerte LMV für eine Periode bis 2022. Und ein weiteres kämpferisches Jahr geht zu Ende, in dem die Bauleute allen gezeigt haben, dass sich Engagement und Solidarität auszahlen.

Update: Der neue Landesmantelvertrag wird definitiv unterschrieben. Nach den Bauarbeitern haben am 19. Dezember auch die Baumeister zugestimmt. Der Vertrag tritt am 1. Januar 2019 in Kraft.


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1 Kommentar

  1. Peter Bitterli

    Wenn ich mir die fünf Mannsbilder so ansehe, die da auf dem Blickfang-Foto der aktuellen Ausgabe den Unia-Fahnen voraustanzen, dann bin überzeugt davon, dass sich diese ganz brennend für Stalins Fliegerbataillone, die Anzahl der von denen abgeworfenen Bomben und die Meinung der Offiziersgesellschaft zu einer Frau im Verteidigungsdepartement interessieren. Im Gleichschritt damit wächst meine Überzeugung, dass die Unia und insbesondere auch deren Chefredaktorin in ihrer gut abgehangenen Geisteswelt auch in Zukunft genau die Probleme ventilieren werden, die ihrer potenziellen Klientel unter den Nägeln brennen.

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