1x1 der Wirtschaft

Reichtum: Wer hat, dem wird gegeben

David Gallusser

Die Vermögen sind sehr ungleich verteilt. In der Schweiz besitzen die reichsten 2 Prozent so viel steuer­bares Vermögen wie die restlichen 98 Prozent. Diese starke Konzentra­tion der Vermögen befeuert die Einkommensungleichheit. Und sie kann die Vermögenskonzentration von selbst weiter verstärken. Der Grund sind die Vermögenserträge. Wenigen Reichen fallen grosse Kapitalerträge zu. Die grosse Mehrheit erhält hin­gegen meist nur wenig Zinsen oder Dividenden. Das erlaubt den Besitzenden grosser Vermögen immer weiter davonzuziehen.

HÖHERE RENDITEN. Neue Studien aus Skandinavien zeigen, dass die Reichsten nicht nur in absoluten Beträgen viel mehr erhalten, sondern auch auf jedem Franken Vermögen. Die Unterschiede sind eindrücklich: Während die «ärmere» Hälfte der norwegischen Bevölkerung auf jedem Franken Finanzvermögen in ihrem Besitz pro Jahr durchschnittlich 0,2 Rappen Ertrag erzielt, sind es beim reichsten Prozent 6,4 Rappen. Eine ähnliche Untersuchung für Schweden rechnet vor, wie diese höheren Renditen die Vermögen der reichsten Schwedinnen und Schweden seit den 1980er Jahren stetig vergrössert und so die Vermögensschere geöffnet haben.

VIELE AKTIEN. Hinter den ungleichen Renditen steckt die Zusammensetzung der Vermögen. Wer nur wenig besitzt, hat das Vermögen zu grossen Teilen auf dem Bankkonto, das heutzutage kaum Zinsen abwirft. Wer mehr besitzt, leistet sich oftmals Wohneigentum. Neben möglichen Wertsteigerungen wirft das Eigenheim in der Regel keinen Ertrag ab. Höhere Rendite gibt es erst, wenn man ein grösseres Risiko eingehen kann und in Aktien, Fonds oder andere Finanzprodukte investiert. Dazu braucht es aber ein dickeres finanzielles Polster, das einem erlaubt, die möglichen Verluste wegzustecken. Deshalb finden sich risiko- und renditereiche Anlagen häufiger bei Vermögenden. Die Superreichen wie die 5000 Familien in der Schweiz mit mehr als 20 Millionen Franken Vermögen haben schliesslich Zugang zu besonders vorteilhaften ­Finanzdienstleistungen. Zudem ge­hören ihnen oft relevante Anteile rentabler Firmen, deren Gewinne sie ­beziehen können. Zum Beispiel die ­Familie Blocher: Allein 2017 kas­sierte sie 300 Millionen Franken EMS-Dividenden.

David Gallusser ist Ökonom und Unia-Mitglied.

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