«Zeig deinen Lohn!» Eine Kampagne macht Schlagzeilen

«Lohntrans­parenz ist der erste Schritt»

Sabine Reber

Lohntransparenz ist eine alte Forderung aus feministischen Kreisen. Denn nur wenn die Frauen wissen, was ihre Arbeitskollegen verdienen, können sie gegen diese Diskriminierung vorgehen. Gespräch mit Markus Bischoff, Chef des Zürcher Gewerkschaftsbundes. 

LOHNTRANSPARENZ. Nur wenn über den Lohn gesprochen wird, kann sich etwas ändern. (Foto: ZVG)

In den letzten zwanzig Jahren gab es immer wieder Versuche, die Löhne transparent zu machen, aber bisher scheiterten sie am Widerstand der Männer. Nun wagen die Gewerkschaften einen neuen Anlauf Lohntransparenz mit einer Kampagne beliebt zu machen. work sprach mit Mitinitiant Markus Bischoff, Anwalt und Chef des Gewerkschaftsbundes des Kantons Zürich. Und wollte von ihm wissen, ob es diesmal gelingen werde.

work: Ihre Kampagne «Zeig deinen Lohn» löst grosses Medienecho aus. Sind Sie ­zufrieden?
Markus Bischoff: Ja, es läuft sehr gut. 950 Personen haben bis heute den Lohn veröffentlicht. Nachdem «20 Minuten» und «Blick am Abend» über unsere Kampagne berichtet haben, besuchten 70 000 Leute an einem Tag die Website. Heute sind es noch mehrere Tausend pro Tag, wobei die Verweildauer im Schnitt 3½ Minuten ist.

Markus Bischoff. (Foto: ZVG)

Warum haben Sie die Kampagne gerade jetzt lanciert?
«Zeig deinen Lohn» ist zunächst als Mobilisierung für die grosse Frauendemo zur Lohngleichheit am 22. September gedacht. Danach werden wir weitere Mobilisierungsschritte einleiten.

Was erwarten Sie von Ihrer Kampagne?
Wenn Löhne nicht mehr tabu sind und öffentlich diskutiert werden, werden die Unterschiede zwischen Mann und Frau, zwischen Schweizern, Schweizerinnen und Migranten, Migrantinnen und auch die grossen Lohnunterschiede zwischen den Branchen transparent. Transparenz ist der erste Schritt für eine öffentliche ­Diskussion und der Beginn der Gleichstellung.

Können Kampagnen wirklich etwas ­verändern?
Gesellschaftliche Änderungen brauchen Zeit, aber sie kommen. Wer erinnert sich heute noch daran, dass in den 1980er Jahren eine Kampagne gegen das Wort «Fräulein» geführt wurde? Doch es hat gewirkt.

Viele Leute sagen, in ihrem Betrieb sei es verboten, über die Löhne zu reden. Darf der Chef das wirklich verbieten?
Das ist Blödsinn. Der Lohn ist kein Geschäfts­geheimnis, deshalb dürfen alle mit allen dar­über reden.

Wie reagieren die Gewerkschaften auf die Kampagne? Früher waren ja insbesondere die Männer in den Gewerkschaften gegen die Herstellung von Lohntransparenz.
Die Reaktion in den grossen Verbänden ist positiv, sie unterstützen uns offiziell und machen teilweise sehr aktiv mit. Einige Verbände ­haben sich sehr engagiert, andere haben geschwiegen oder die Kampagne sogar abgelehnt: Männer­dominierte Gewerkschaften hielten in der Regel eher Distanz zur Kampagne.

zeigdeinenlohn.ch

Die neue Web­site sorgt für Transparenz und leistet so einen Beitrag gegen Lohndiskriminierung. Hinter der Website stehen 25 Organisationen, darunter die Gewerkschaften Unia, SEV, Syndicom, VPOD und Syna sowie die SP, die Alternative Liste wie auch die Juso und die Grünen des Kantons Zürich. www.zeigdeinenlohn.ch


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