Kaderfrauen verdienen bis zu 50 Prozent weniger

An der Spitze sind Frauenlöhne noch ungleicher

Sabine Reber

Frauen müssen viel mehr leisten, um in die obersten Firmenetagen zu kommen. Und wenn sie dort angelangt sind, verdienen sie erst noch bis zur Hälfte weniger als ihre Kollegen.

(Fotos: UBS, Getty, Keystone)

Die Boni-Faustregel lautet: je höher in der Hierarchie, desto grösser der Bonus – und desto kleiner der Frauenanteil. Diese Ungleichheit vor dem Bonus belegt die neue Lohnstrukturerhebung des Bundes. Und die exklusiven Berechnungen des Büro BASS (siehe: «Ab auf die Insel!»). Vor allem aber zeigen das auch die Zahlen aus Grossbritannien. Seit März 2018 gilt dort ein neues Gesetz zur Lohntransparenz. Nun müssen alle Unternehmen mit über 250 Mitarbeitenden ihre Löhne offenlegen – inklusive Boni.

Dank Grossbritannien flog der Lohnklau bei Schweizer Multis auf.

Die Datenbank ist öffentlich. Die Firmen müssen die Analysen zusätzlich auf ihrer Website veröffentlichen. Das ermöglicht nun zum ersten Mal Einblicke in die Lohnpolitik von Schweizer Multis. Zum Beispiel UBS: Männer kassieren bei den Fixlöhnen 31 Prozent mehr, bei den Boni sind es sogar 57 Prozent. Zum Beispiel Credit ­Suisse: 39,2 Prozent bei den Fixlöhnen, 70,2 Prozent bei den Boni. Zum Beispiel Roche: «nur» 7,1 Prozent bei den Fixlöhnen, dafür 85,2 Prozent bei den Boni.

AUCH IN DER SCHWEIZ

Rechnet man Lohn und Boni zusammen, ist der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen bei der Credit Suisse International am grössten. Dort verdienen die Frauen im Schnitt 51,2 Prozent weniger als die Männer. Bei Swiss Re 40 Prozent, bei Schindler, Glencore und ABB sind es um die 30 Prozent. SGB-Chefökonom Daniel Lampart sagt: «Die Zahlen dürften in etwa die ­Situation der gleichen Firmen in der Schweiz widerspiegeln.»

Bank Cler hat die Lohnungleichheit von 6 auf 4 Prozent gesenkt.

VORBILDLICH

Dass es auch anders geht, zeigt die Basler Bank Cler (früher Bank Coop). Dort werden vor, während und nach der Lohnbonusrunde im Frühling Lohnauswertungen durchgeführt. Und zwar mit Logib, dem Lohnanalysetool des Bundes. Cler-Personalfachmann Andreas Dürring sagte zu Radio SRF, die Bank habe so in den vergangenen Jahren die Lohnungleichheit auf unter vier Prozent senken können. Beim ersten Einsatz von Logib lag die Differenz noch bei sechs Prozent – ein Prozent über den vom Tool tolerierten fünf.


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