1x1 der Wirtschaft

Studie beweist: Kurzarbeit verhindert Entlassungen

David Gallusser

Unternehmen in der Schweiz können Kurzarbeit beantragen, wenn sie vor­übergehend in eine schwierige ­wirtschaftliche Lage geraten. Wird sie bewilligt, können die Firmen die ­Arbeitszeit verkürzen, und die Arbeitslosenversicherung entschädigt den Angestellten 80 Prozent des Lohn­ausfalls. Mit Kurzarbeit soll verhindert werden, dass Beschäftigte in der ­Krise entlassen werden, die später im Aufschwung fehlen.

(Quelle: Kopp/Siegenthaler 2018: Does short-time work prevent unemployment?)

Kurzarbeit ist umstritten. Immer wieder wird bemängelt, dass Kurzarbeit eine Subvention für strukturschwache Unternehmen sei und Entlassungen nur aufgeschoben würden. Bislang fehlten über­zeugende Untersuchungen, die ein klares Urteil zugelassen hätten.

NEUE ERKENNTNISSE. Zwei Ökonomen der ETH Zürich schliessen jetzt mit einer neuen Studie diese ­Lücke. Sie werteten einen Grossteil aller Schweizer Kurzarbeitsanträge ­zwischen 2009 und 2014 aus und konnten so nachverfolgen, wie sich Betriebe mit abgelehnter Kurzarbeit von Betrieben mit bewilligter Kurz­arbeit unter­scheiden. Ihr Befund: ­Entlassungen entwickelten sich bei beiden vor dem Antrag ähnlich (vgl. Grafik). Nach dem Antrag stellten ­Betriebe, deren Gesuch abgelehnt wurde, deutlich mehr Beschäftigte auf die Strasse, während die Entlassungen bei Unternehmen mit ­bewilligter Kurzarbeit kaum zunahmen. Mit anderen Worten: Kurzarbeit verhindert Entlassungen.

GROSSER EFFEKT. Ohne Kurzarbeit würden Betriebe innerhalb von drei Jahren durchschnittlich 10 Prozent der Beschäftigten zusätzlich ent­lassen. Die allermeisten Betriebe mit Kurz­arbeit beziehen diese weder über die maximale Dauer (zurzeit 12 ­Monate), noch tätigen sie nach ­ihrem Ende mehr Entlassungen. Kurzarbeit ­verhindert also tatsächlich, dass ­Beschäftigte in die Arbeitslosigkeit abrutschen und Unternehmen wert­volle Mitarbeitende verlieren. ­Darüber hinaus ist Kurzarbeit für die Arbeits­losenversicherung kosten­neutral: Die Ausgaben für Kurzarbeit entsprechen ungefähr den Arbeits­losengeldern, die sie durch die verhinderte Arbeitslosigkeit einspart.

David Gallusser ist Ökonom und Unia-Mitglied.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.