1x1 der Wirtschaft

Steuern: Je reicher, desto unehrlicher

David Gallusser

Die Paradise Papers führen uns einmal mehr vor Augen, wie Grosskonzerne und Superreiche Geld in Steueroasen verschieben, um möglichst wenig Steuern zu zahlen. Bereits vor einem Jahr haben die Panama Papers ein bisschen Licht ins Dunkel der Steuervermeidungs­industrie gebracht. Und 2015 bestä­tigte Swiss Leaks mit der Auswertung von 30 000 Kundendaten der Schweizer Tochter der Bank HSBC: Fast alle ausländischen Gelder auf Schweizer Privatbanken sind unversteuert.

RIESENSUMMEN. Dank den Panama Papers und den Swiss Leaks konnte nun ein Team des französischen Ökonomen Gabriel Zucman erstmals ­genauer abschätzen, wer in welchem Ausmass Steuern hinterzieht. Dazu glichen die Forschenden die Daten aus den beiden Lecks mit den Steuerregistern von Norwegen, Schweden und Dänemark ab. Zusätzlich berücksichtigten sie Steuerhinterziehende, die sich bei Steueramnestien meldeten oder von Steuerkontrolleuren überführt wurden. Resultat: Normalverdienende mit kleinen Vermögen bezahlen ehrlich Steuern. Je höher das Vermögen, desto unehrlicher die Steuerpflichtigen (vgl. Grafik). Die reichsten 0,01 Prozent bleiben dem Fiskus mehr als einen Viertel der Steuern schuldig.

LEICHTES SPIEL. Die Folge des betrügerischen Verhaltens der Reichsten ist klar: Der öffentlichen Hand fehlen Mil­liarden, für welche die ehrlichen Steuerzahlenden mit kleinen und mittleren Einkommen geradestehen müssen. Für die Schweiz liegen leider keine vergleichbaren Zahlen vor. Trotzdem ist ein ähnliches Muster zu befürchten. Wie in Skandinavien beziehen bei uns die Meisten einen Lohn. Für sie gibt es nicht viel zu hinterziehen, da der ­Arbeitgeber den Lohnausweis in den meisten Kantonen dem Steueramt weiterleitet. Anders bei den Reichen. Dort gibt es viele Selbständige und grosse Vermögen. Erstere haben leichtes Spiel, einen Teil ihrer Einkünfte zu verschweigen. Letztere haben das ­nötige Kleingeld, ihr Geld im Ausland zu verbergen. Oder sie können sich auf ihre Banken verlassen, die im Gegensatz zu den Arbeitgebern die Steuerbehörden nicht informieren müssen.

David Gallusser ist Ökonom und Unia-Mitglied.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.