1x1 der Wirtschaft

Staatsfonds: Dividenden für alle

David Gallusser

Staatsfonds gehören zu den grössten Investoren der Welt. Das Vermögen des norwegischen Fonds überschritt in diesen Tagen 1 Billion US-Dollar. Damit besitzt das skandinavische Land neben anderen Vermögenswerten 1,3 Prozent aller weltweit an Börsen gehandelten Unternehmen. In der Schweiz bekannter sind der Fonds aus Katar als grösster Aktionär der Credit Suisse und derjenige aus Singapur, der bis vor kurzem mehr als 7 Prozent der UBS besass.

FÜR DIE ZUKUNFT. Vor allem Erdölstaaten halten sich Staatsfonds, um ihre Erträge aus dem Ölverkauf anzulegen. In Norwegen hat der Fonds das Ziel, künftige Generationen am Ölreichtum zu beteiligen. Deshalb dürfen jährlich nicht mehr als 4 Prozent des Fondsvermögens entnommen werden. Die nationale Abteilung des Fonds investiert zudem gezielt in die langfristige Stärkung der heimischen Industrie. Die Gesellschaft soll nach Versiegen des Öls wirtschaftlich abgesichert sein. Doch Öleinkünfte sind keine Bedingung für Staatsfonds. China verfügt gleich über mehrere Fonds und sichert sich mit Beteiligungen an ausländischen Unternehmen unter anderem Wissen für die eigene Wirtschaft. Frankreich hat einen Fonds ins Leben gerufen, um innovative Firmen zu fördern und um Einfluss auf volkswirtschaftlich relevante Unternehmen zu behalten.

WENIGER UNGLEICHHEIT. Mit Staatsfonds lässt sich auch die Ungleichheit verringern. Aus diesem Grund forderte der kürzlich verstorbene britische Ökonom und Ungleichheitsforscher Anthony Atkinson die Schaffung von Staatsfonds. Aktien berechtigen zum Bezug von Dividenden. Fonds, die der öffentlichen Hand gehören, können ihre Gewinne an die Allgemeinheit weitergeben. Beispielsweise liessen sich damit Kinderzulagen oder Krankenkassenprämien finanzieren. Wenn in Zukunft den Aktionären als Besitzern von Robotern und anderen arbeitssparenden neuen Technologien hohe Gewinne zufallen, könnte ein Fonds für den nötigen Ausgleich sorgen. Aktien verschaffen aber auch Kontrolle. Staatsfonds könnten ihre Muskeln spielen lassen, um für gerechtere Löhne in den Unternehmen zu sorgen. Das tut der norwegische Fonds im Ansatz schon heute: Sein Einfluss hat in diesem Frühjahr die Credit-Suisse-Bosse zu Bonuskürzungen bewegt.

David Gallusser ist Ökonom und Unia-Mitglied.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.