Nestlé-Tochter Froneri am Bodensee will 55 Stellen abbauen

Das neue Frisco-Personalrezept: Eiskalt abservieren

Christian Egg

In den zwei Froneri-Fabriken für Glace und Tiefkühlkost im Kanton St. Gallen soll jede dritte Stelle verschwinden. Jetzt hilft die Unia bei der Suche nach der besten Lösung.

Frost und Frust: Ein Jahr nachdem Nestlé einen Miteigentümer ins Boot geholt hat, muss die Glacefabrik am Bodensee untendurch. (Foto: iStock)

Es war ein schwarzer Tag für die Bodenseeregion: Die beiden Froneri-Fabriken für Findus-Plätzli, Friscound Mövenpick-Glace wollen bis zu 55 Stellen abbauen. Das gab das Unternehmen diese Woche bekannt. Vorgesehen seien 35 Entlassungen und 20 Frühpensionierungen.

Die Fabrik für Tiefkühlkost in Rorschach SG und die Glacefabrik in der Nachbargemeinde Goldach beschäftigen zusammen 180 Menschen. Vor einem Jahr hat Nestlé die Betriebe mit dem britischen Glacegiganten R & R fusioniert. Seither heisst das Unternehmen Froneri, ist in 20 Ländern tätig und nach eigenen Angaben der drittgrösste Glaceproduzent weltweit. Es gehört zur Hälfte Nestlé, zur Hälfte einem französischen Hedge-Fund namens PAI Partners.

KNALLHARTES SPARDIKTAT

Jetzt fordern die Geldgeber: Die Werke am Bodensee müssen mehr Profit abwerfen. Der Schweizer Geschäftsführer Jouni Palokangas im SRF-Regionaljournal: «Wir haben zwei Optionen bekommen: entweder den Schweizer Standort komplett schliessen oder unsere Konkurrenzfähigkeit verbessern. » Sprich Leute entlassen. Das Abbaudiktat der Froneri-Besitzer trifft nicht nur die Schweiz: Auch in Deutschland und Finnland sollen Stellen gestrichen werden, eine Fabrik in Griechenland soll ganz geschlossen werden.

Die Schweizer Geschäftsleitung plant, künftig nur jeweils eine der beiden Fabriken laufen zu lassen, die andere soll stillstehen. Die Belegschaft würde vom einen Standort zum anderen hin- und herpendeln. Das sei effizienter als heute, wo beide Fabriken parallel produzierten, aber bei weitem nicht ausgelastet seien.

Jetzt hat sich die Unia eingeschaltet. Die Voraussetzungen sind gut, denn die Unia hat mit der Firma bereits eine Sozialpartnerschaft etabliert: Mit Nestlé hat sie seinerzeit einen Gesamtarbeitsvertrag für den Standort abgeschlossen. Froneri hat den Vertrag eins zu eins übernommen.

VERLÄNGERTE FRIST

Die Personalkommission hat jetzt bei der Firma beantragt, die Konsultationsfrist zu verlängern. Während dieser Frist können die Angestellten Vorschläge machen, wie der Stellenabbau verhindert oder reduziert werden könnte. Das gesetzliche Minimum ist zwei Wochen. Arno Russi von der Unia Ostschweiz-Graubünden: «Die Firmenleitung hat sofort eingewilligt, die Frist auf fünf Wochen zu verlängern. Das gibt uns mehr Zeit, eine gute Lösung zu finden.»

Das Ziel sei klar, so Russi: möglichst wenig Entlassungen und ein guter Sozialplan. Nach ersten Kontakten mit der Schweizer Firmenleitung ist er vorsichtig optimistisch: «Das sind Leute, die aus der Branche kommen. Keine Manager, die nur auf die Zahlen schauen.» Und: «Sie haben mir glaubhaft versichert, dass sie die beiden Fabriken unbedingt retten wollten.»


Schleckerland FroneriZwei Milliarden Liter Glace pro Jahr

(Foto: Keystone)

Der neue Glace- und Tiefkühlmulti mit Namen Froneri entstand im Oktober 2016. Er stellt in 28 Fabriken weltweit rund zwei Milliarden Liter Glace pro Jahr her. Von den rund 13 000 Mitarbeitenden arbeiten 600 in der Schweiz. Neben der Produktion betreibt Froneri hierzulande auch zehn Verteilzentren.

HÖCHST PROFITABEL. Der Jahresumsatz beträgt geschätzte 2,6 Milliarden Euro. Offizielle Zahlen gibt es erst für Oktober bis Dezember 2016. Da machte Froneri 39 Millionen Euro Verlust – weil sich Glace im Winter schlecht verkaufe, so die Firma. Von April bis September werde man «höchst profitabel» sein.

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