Unia will, dass Lohngleichheit von Mann und Frau endlich durchgesetzt wird:

Subito-Initiative stösst auf breites Interesse

Sabine Reber

Die Gewerkschaft Unia verlangt vom Gewerkschaftsbund, dass er die Lancierung einer Initiative zur Durchsetzung der Lohngleichheit prüfe. Eine prima Idee, finden prominente Frauen. Endlich! 

Noch ist die Lancierung der Subito-Initiative nicht beschlossen – doch bereits wird die Idee, die von den Frauen in der Unia- Geschäftsleitung stammt, breit begrüsst. Zum Beispiel von SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (69). Die Ökonomin und Juristin sagt: «Tiefe Frauenlöhne bedeuten weniger Einkommen heute und weniger Altersrente morgen. Der Milliardenbschiss an den Frauen muss jetzt endlich gestoppt werden. Die vorgeschlagene Subito-Initiative der Unia ist die richtige Antwort. Nötig ist auch eine gerechte Verteilung der Erwerbs- und der Betreuungsarbeit zwischen Männern und Frauen. Ebenfalls subito.»

Das findet auch die erste Bundesrichterin der Schweiz, Margrith Bigler-Eggenberger (84), die sich schon Jahrzehnte lang für die Gleichstellung einsetzt: «Wie kann Lohngleichheit für gleiche Arbeit endlich hergestellt werden? Möglicherweise durch Druck mit einer Durchsetzungsinitiative, die die Umsetzung von Lohngleichheit zugunsten von Frauen auf Verfassungsstufe, also in unserem Grundgesetz, zu erzwingen versucht? Warum auch nicht – es wäre den Versuch wert.»

HÖCHST UNFAIR

Die Lohndifferenz zwischen Mann und Frau beträgt immer noch rund 20 Prozent. Wie viel davon nicht mit «objektiven» Faktoren erklärt werden kann, ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Die Finanz- und Bankenprofessorin Gabrielle Wanzenried (48) von der Hochschule Luzern sagt dazu: «Gemäss einer aktuellen Studie des Büros Bass können 42 Prozent des Lohnunterschiedes zwischen Frauen und Männern nicht durch objektive Faktoren wie Bildungsniveau, Alter, Beruf, Unternehmenszugehörigkeit usw. erklärt werden.» Das sei hoch, sogar «höchst unfair» und «führt zu Ineffizienzen und somit zu einem Wohlfahrtsverlust ». Auch Professorin Wanzenried begrüsst deshalb die Subito-Initiative und meint: «Der Markt löst das Problem nicht, und deswegen braucht es eine verstärkte Regulierung und griffige Massnahmen für eine zeitgemässe und rasche Umsetzung der Lohngleichheit.»

Viel mehr Tempo bei der Gleichstellung wünscht sich auch Schauspielerin Mona Petri (40). Im Schweizer Spielfilm «Verliebte Feinde» schlüpfte sie geschmeidig in die Haut der Schweizer Feministin Iris von Roten, jetzt sagt sie: «Ich begrüsse diese Initiative von Herzen! Als günstige Nebenwirkung wird dank einer Initiative das Thema Gleichstellung zusätzlichen Fokus bekommen und zu mehr Bewusstsein führen. Auch deshalb ist eine Initiative wichtig.»

Und weil sie den nötigen politischen Druck erzeugen könnte, sagt SP-Nationalrätin Bea Heim (71): «Denn viele Herausforderungen unserer Sozialwerke wären kleiner, wenn Frauen für gleichwertige Arbeit den gleichen Lohn bekämen. Höchste Zeit für die von der Unia vorgeschlagene Subito- Initiative – wir müssen Druck machen!»

STADT BERN MACHT’S VOR

Lohngleichheit ist durchsetzbar. Das zeigt die Sozial- und Bildungsdirektion der Stadt Bern. Die grüne Direktorin Franziska Teuscher (59) ist stolz darauf und meint: «In meiner Direktion beträgt der Lohnunterschied null Franken.» Die Stadt Bern habe die Lohngleichheit durchgesetzt. Und was Bern könne, könnten andere auch. Teuscher: «Darum braucht’s nun die Subito-Initiative.»

Das sieht auch Monique Ryser (54) so. Als Präsidentin der Business & Professional Women (BPW) hatte sie die ersten Equal Pay Days der Schweiz organisiert. An die Adresse der Arbeitgeber sagt sie: «Wer Bürokratiemonster ruft, wenn er das Stichwort Lohngleichheit von Frau und Mann hört, muss eine eigenartige Lohnbuchhaltung haben. Und ein eigenartiges Menschenbild. Starten wir also die Initiative ‹Lohngleichheit subito› – damit auch diese ‹göttliche Ordnung› endlich abgelöst wird.»

«Die göttliche Ordnung» heisst der aktuelle Schweizer Spielfi lm über das Frauenstimmrecht. Seiner Regisseurin, Petra Volpe (46), hat work in Sachen Subito-Initiative ebenfalls auf den Zahn gefühlt. Und hier ihre spontane Reaktion: «Ich befürworte diese Initiative – es muss in dieser Sache endlich vorwärtsgehen! Es ist so beschämend, dass wir Frauen nicht gleich viel verdienen und dass diese Tatsache auch immer wieder dreist verleugnet wird.»

MUT UND KRAFT

Immer noch sind Frauen in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen in der Schweiz stark untervertreten. Ob eine Initiative auch dagegen antreten müsste, müsse man genau abklären, sagt die grüne Nationalrätin Christine Häsler (54), für die die Unia-Idee «genau richtig kommt. Es muss endlich etwas geschehen!»

Das findet auch die Berner Fürsprecherin und Notarin Marianne Jacobi (64). Sie hofft, dass eine Subito-Initiative den frauendiskriminierenden Arbeitgebern Beine machen würde, und weist zudem darauf hin, «was die Frauenlohndrücker schon heute das Fürchten lehrt: wenn sie öffentlich angeprangert werden – von Gewerkschaften und Frauenorganisationen, von Medien wie work. Und vor allem auch durch Klagen vor Schlichtungsstellen und Gerichten. Dazu braucht es Mut und Kraft.» Doch das Paragraphenrecht bleibe wirkungslos, wenn es nicht eingefordert werde.

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