1x1 der Wirtschaft

Mehr erwerbstätige Frauen = weniger Ungleichheit

David Gallusser

Trotz steigender Erwerbsbeteiligung der Frauen: Arbeit bleibt ungleich verteilt. Frauen gehen heute häufiger und länger einer Erwerbsarbeit nach als noch vor 20 Jahren. Diese Mehrarbeit der Frauen hat die Einkommen zahlreicher alleinstehender Frauen und Paarhaushalte erhöht. Eine Studie der Universität Neuenburg zeigt nun, dass die höhere Frauenerwerbstätigkeit auch der Ungleichheit entgegenwirkte. Verantwortlich dafür sind zunächst die grösseren Teilzeitpensen vieler Frauen sowie die Tatsache, dass Frauen ohne Einkommen heute seltener sind. Dadurch haben sich die Einkommensunterschiede zu den vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern verringert.

LOHNSCHERE. Ausgleichend wirkte auch, dass Frauen von Männern mit tiefen Einkommen mehr arbeiten als Frauen von Männern mit hohen Einkommen. Die zusätzliche Erwerbsarbeit der Frauen hat deshalb die Abstände zwischen den Haushalten mit tiefen und hohen Einkommen abgeschwächt. Mehr noch: Sie hat verhindert, dass sich die wachsende Lohnschere der letzten zwei Jahrzehnte ganz in einer höheren Ungleichheit der Familieneinkommen niedergeschlagen hat. Hätten nämlich die Frauen mit tiefen und mittleren Haushaltseinkommen nicht zusätzliche Stunden gearbeitet, wären ihre Haushalte wegen des Lohndrucks bei den Normalverdienern stärker abgehängt worden.

DISKRIMINIERUNG BLEIBT. Obwohl Frauen heute häufiger einer Erwerbsarbeit nachgehen, sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nach wie vor gross. Männer arbeiten immer noch längere Stunden gegen Geld und leisten weniger unbezahlte Betreuungs- und Hausarbeit. Rund ein Fünftel aller Paare mit Kindern organisieren sich auch heute noch im klassischen «Ernährermodell»: Er arbeitet Vollzeit, sie widmet sich Kindern und Haushalt. Diese ungleiche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit wirkt wiederum auf die Einkommensverteilung zurück. Weil Frauen stärker an den Haushalt gebunden sind, müssen sie bei der Wahl der Stelle mehr Kompromisse eingehen. Das nützen Arbeitgeber aus und drücken die Frauenlöhne weiter als die Männerlöhne. Diese Diskriminierung schadet nicht nur den Frauen. Letztlich fehlt das Geld auch in der Familienkasse.

David Gallusser ist Unia-Mitglied und Ökonom.

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