Unia-Präsidentin Vania Alleva über den Kampf um Gleichstellung:

Es geht ums Ganze!

Unia-Chefin Vania Alleva, 2016. (Foto: LUNAX / Marco Zanoni)

Uns Frauen wird nichts geschenkt, weder im Job noch sonst. Bessere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und bessere Renten fallen nicht vom Himmel. Nur wenn wir genügend Druck machen, bewegt sich was. Das wissen wir Gewerkschafterinnen nur zu gut: Nur mit viel kollektiver Energie entsteht sozialer Fortschritt. Bei der Gleichstellung von Frau und Mann braucht es sogar besonders viel von dieser Energie.

SOLIDARITÄT BEGREIFEN

Junge Frauen leben heute anders als ihre Mütter und Grossmütter. Gleichberechtigter: Sie stellen die Mehrheit der Studierenden, sie sind erwerbstätig, und sie streben nach finanzieller Unabhängigkeit. Heute ist auch klar: Lohngleichheit ist keine Frage von Partikularinteressen, sozusagen der Nebenwiderspruch im Kapitalismus. Lohngleichheit ist vielmehr ein Gradmesser dafür, ob wir in der Lage sind, die Spaltung der Arbeitnehmenden zu überwinden.

Die Unia will Gleichheit für alle, sie engagiert sich für eine Politik der Klassensolidarität, die Geschlechter und Grenzen überwindet.

  • Solidarität heisst zu begreifen, dass mein Recht davon abhängt, dass meine Arbeitskollegin und mein Nachbar dasselbe Recht haben.
  • Solidarität heisst zu begreifen, dass mein fairer Lohn, meine guten Arbeitsbedingungen, meine soziale Sicherheit davon abhängen, dass die anderen die gleichen Rechte haben.
  • Solidarität heisst zu begreifen, dass unsere Rechte unteilbar sind.

In dieser Logik haben wir den Mutterschaftsurlaub erkämpft und die Renten bis jetzt erfolgreich verteidigen können. Dieser Logik folgend, haben wir auch dafür gesorgt, dass über zwei Millionen Arbeitnehmende in der Schweiz den Schutz von Gesamtarbeitsverträgen, Mindestlöhnen und Lohnkontrollen geniessen. Das sind so viele Frauen und Männer wie noch nie.

WER SETZT SICH DURCH?

Die neoliberale Globalisierung hat in den letzten Jahrzehnten schwere Verwüstungen angerichtet. Entfesselte Kapitalmärkte, Profitmaximierung und Abzockerei: Steuergeschenke für die Reichen und Sparprogramme für alle anderen; Privatisierung von Service public und Gesundheitswesen; Deregulierung und Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen. Das Resultat von all dem: Die soziale Ungleichheit wächst und wächst. Und ist der Nährboden, auf dem konservative, autoritäre und sogar faschistische Kräfte gedeihen und ihre Politik der Angst und der sozialen Spaltung verbreiten können.

Uns stehen entscheidende Jahre der politischen Auseinandersetzung bevor. Beim Kampf für soziale Sicherheit und gerechte Steuern, um Löhne und Arbeitsbedingungen, um gleiche Rechte für alle geht es ums Ganze! Setzen sich nämlich die reaktionären Kräfte durch, befinden sich Demokratie und Rechtsstaat in Gefahr. Überall dort, wo die harten Rechten schon am Ruder sind, attackieren sie auch die Rechte der Frauen. Wir dürfen das nicht zulassen. Wir müssen auf- und zusammenstehen, vorwärtsmachen. Unsere Kampagne für die Lohngleichheit (Punkt. Schluss!) ist Teil dieses Kampfes. Es geht um viel mehr als um ein paar Worte in der Bundesverfassung.

Vania Alleva, Unia-Präsidentin

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