Mehr Lohn und kürzere Arbeitszeit
Erfolgreicher Streik bei Swatch in der Türkei

Nach einem Gerichtsurteil und 17 Tagen Streik hat Swatch eingewilligt: Mehr als 150 Beschäftigte der Swatch Group in der Türkei erhalten Lohnerhöhungen, eine Verkürzung der Arbeitszeit von 45 auf 40 Stunden pro Woche und neue Sozialleistungen.

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HATTEN ERFOLG: Die Arbeiterinnen und Arbeiter von Swatch in der Türkei. (Foto: zvg)

Zuerst hatte Swatch die Verhandlungen boykottiert, dann nach einem Gerichtsurteil keinerlei Kompromissbereitschaft gezeigt und jetzt nach 17 Streiktagen doch noch eingelenkt. Die türkische Gewerkschaft Koop-İş konnte mit Swatch erstmals einen Tarifvertrag unterzeichnen – das Pendant zu einem Gesamtarbeitsvertrag in der Schweiz – und damit die Arbeitsbedingungen von über 150 Angestellten der Swatch Group in der Türkei verbessern (zur Vorgeschichte geht es hier).

Höhere Löhne, tiefere Arbeitszeit

Mit dem neuen Tarifvertrag erhalten alle Mitarbeitenden eine Lohnerhöhung von mindestens 33 Prozent und damit den Inflationsausgleich für das letzte Jahr. Zudem wird die Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn von 45 auf 40 Stunden pro Woche verkürzt, und alle Angestellten haben ab 2026 Anrecht auf mindestens zwei freie Tage pro Woche. Ausserdem erhalten die Arbeitnehmer Kindergeld, Bildungszulagen und verbesserte Transport- und Verpflegungszulagen sowie eine jährliche Prämie in Höhe von 30 Tageslöhnen und eine Dienstalterszulage für alle Beschäftigten.

Vorbild für Arbeiterinnen in Shoppingmalls

Der neue Tarifvertrag tritt rückwirkend ab März 2025 in Kraft, so dass die Beschäftigten für die letzten sieben Monate nachträglich ihre Lohnerhöhungen und den Inflationsausgleich erhalten. Murat Gerçek, Gewerkschafter von Koop-İş, sagt:

Dieser Streik ist nicht nur ein Erfolg für die Beschäftigten von Swatch. Er gibt auch Mut für die weiteren Arbeitskämpfe von Zehntausenden Menschen, die unter schwierigen Bedingungen in Shoppingmalls arbeiten.

Streik als gesetzliche Pflicht

Nach türkischem Recht hatte die Gewerkschaft nach den gescheiterten Tarifverhandlungen keine andere Wahl, als zu streiken. Sonst hätte sie ihr Verhandlungsmandat verloren. Auch die globale Gewerkschaftsföderation UNI Global Union hat den Streik mit einem Brief an Nick Hayek, den CEO der Swatch Group, unterstützt.

Internationale Gewerkschaftsarbeit

Mathias Bolton, Leiter der Abteilung Handel bei UNI Global Union, sagt: «Wir gratulieren der Gewerkschaft Koop-İş und den mutigen Beschäftigten der Swatch-Filialen in der Türkei herzlich zu ihrer Entschlossenheit und Einheit während dieses wichtigen Kampfes. Wir bedanken uns auch herzlich bei unserer Schweizer Mitgliedorganisation Unia für ihre Unterstützung. So sieht internationale Gewerkschaftsarbeit in der Praxis aus – grenzüberschreitend vereint und fest an der Seite der Beschäftigten.»

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