Stellensuche
Über 50 und arbeitslos? Machen Sie sich nicht klein!

Arbeitssuchend zu sein ist hart. Absagen nagen am Selbstwert, und mit jeder Niederlage fällt es schwerer, optimistisch zu bleiben. Erst recht hadern jene mit Arbeitslosigkeit, die nicht mehr ganz jung sind. Tipps, Beratungsangebote und Anlaufstellen für über 50jährige.

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ARBEITER MIT ERFAHRUNG: Es gibt viele Stellen, die Sie bei der Jobsuche unterstützen. (Foto: Canva)

Peter Müller ist frustriert: Seine Firma hat ihn aus Spargründen entlassen, nun ist der 52jährige bereits seit einigen Monaten auf Jobsuche im kaufmännischen Bereich. Er sagt:

In jedem Stelleninserat steht im Anforderungsprofil ‹Berufserfahrung›, und dann stellen sie doch immer die Jüngeren ein.

Und langsam kommen Existenzängste hinzu. Was, wenn er einfach keine Stelle mehr findet bis zur Pensionierung? Fakt ist: Über 50jährige haben grundsätzlich ein höheres Risiko für Langzeitarbeitslosigkeit. Es gibt einige Anlaufstellen und Förderprogramme speziell für ältere Arbeitssuchende. work stellt Ihnen einige vor und gibt Tipps für den Bewerbungsprozess: 

1. Netzwerk und persönliche Kontakte: Die Türöffner Nummer eins

Gerade für Stellensuchende über 50 Jahre sind persönliche Kontakte oft entscheidend. Viele Jobs werden gar nicht erst ausgeschrieben, sondern vergeben, weil einer einen kennt … Bringen Sie sich also ins Gespräch! Halten Sie Ihr Konto auf Onlineportalen wie Linkedin aktuell, und vernetzen Sie sich online mit Kolleginnen und Kollegen aus Ihrer Branche. Versuchen Sie auch, den persönlichen Kontakt zu früheren Arbeitskolleginnen und -kollegen zu halten. Je nachdem gibt es auch Branchenanlässe, die Sie besuchen können, um neue Kontakte zu knüpfen.  

2. Beratungsstellen, Programme und Bildungsmassnahmen: Nutzen Sie sie!

Die öffentliche Arbeitsvermittlung (öAV) sieht verschiedene Unterstützungsprogramme, Einarbeitungszuschüsse, Praktika und Bewerbungscoachings speziell für ältere Arbeitslose vor. Ausserdem gibt es mit Viamia eine kostenlose berufliche Standortbestimmung für Personen ab 40 Jahren. Dabei werden die beruflichen Chancen erörtert und die Entwicklungsmöglichkeiten bestimmt. In verschiedenen Kantonen laufen zudem sogenannte Mentoringprogramme wie zum Beispiel Tandem Aargau für Stellensuchende ab 40 Jahren: Freiwillige Mentorinnen und Mentoren begleiten Stellensuchende, beraten sie im Bewerbungsprozess und geben ihr Netzwerk und ihre Erfahrungen weiter. Der Schweizer Arbeitnehmerverband für erfahrene Fachkräfte bietet ebenfalls Beratung und Begleitung für ältere Arbeitnehmende an.

3. Das Angebot «Supported Employment»

«Supported Employment» ist ein nationales Pilotprojekt für ältere Langzeitarbeitslose, die kurz vor der Aussteuerung stehen. Ein Coach begleitet den oder die Arbeitssuchende über einen längeren Zeitraum (bis zu 18 Monaten) intensiv und persönlich, vermittelt und hilft beim Bewerbungs- und Eingliederungsprozess. Auch nach dem Stellenantritt steht der Coach noch zur Verfügung, damit die Reintegration in den Berufsalltag nachhaltig gelingt. Das Angebot unterscheidet sich von herkömmlichen Massnahmen und Programmen der Arbeitslosenversicherung: Stellensuchende über 50 Jahre werden zur Teilnahme am Angebot eingeladen, ohne dass eine Zuweisung durch das zuständige RAV nötig ist. Die Teilnahme ist ausserdem freiwillig. Ob das Angebot nach der Pilotphase, also ab 2026, weitergeführt wird, ist noch nicht klar. Zurzeit werde der Evaluationsschlussbericht zum Pilotversuch erstellt, und Ende Jahr werde dann entschieden, ob der Pilotversuch weitergeführt werde oder nicht, heisst es von Seiten des Staatssekretariats für Wirtschaft, Seco.

4. Die Bewerbung: Betonen Sie Ihre Erfahrung

Auch wenn es vielleicht erst mal Absagen hagelt: Versuchen Sie, zuversichtlich zu bleiben. Jede Bewerbung ist eine neue Chance. Und machen Sie sich nicht klein! Betonen Sie in den Bewerbungsunterlagen und im Vorstellungsgespräch Ihre Berufserfahrung und Ihre Kompetenzen. Weiterbildungen, Führungserfahrung, Belastbarkeit und Loyalität sind wichtige Punkte, die Sie hervorheben sollten. Auch sogenannte Soft Skills wie Teamfähigkeit und Sozialkompetenz sind unbedingt erwähnenswert.

5. Spezielle Jobportale für 50 plus

Suchen Sie möglichst breit, besonders auch bei Jobbörsen, die sich an ältere Arbeitskräfte richten. Das grösste Schweizer Online-Jobportal für Fachkräfte ab 50 und Pensionierte ist Seniors at Work. Hier werden Voll- und Teilzeitstellen sowie Nebenjobs angeboten. Eine weitere Adresse ist 50plus-jobs.ch, hier können Sie auch einen Lebenslauf anlegen und von Unternehmen gefunden werden. Bei vielen gängigen Jobportalen lässt sich mit der Filterfunktion ebenfalls gezielt nach Stellen suchen, die sich an erfahrene Arbeitskräfte richten. 

6. Bleiben Sie am Ball

Nutzen Sie die arbeitslose Zeit, um sich weiterzubilden und allfällige Lücken zu schliessen, verbessern Sie Ihre digitalen Kompetenzen oder lernen Sie eine Fremdsprache, die zu Ihrem Jobprofil passt. Wer sein Wissen erweitert und Qualifikationen auffrischt, kann sich eher gegen jüngere Bewerbende durchsetzen. Erkundigen Sie sich auch bei Ihrem zuständigen RAV (Regionale Arbeitsvermittlung) nach unterstützten Kursen und Weiterbildungen. 

7. Bleiben Sie flexibel – und geduldig

Versuchen Sie, sich nicht zu sehr auf eine konkrete Stelle oder Anstellungsart zu fixieren, sondern bleiben Sie offen für neue Berufsfelder und Arbeitsmodelle. Auch ein Temporäreinsatz kann Türen für eine Festanstellung öffnen. So war es jedenfalls bei Peter Müller: Über einen kurzfristigen temporären Einsatz konnte er seine Kompetenz und seine Erfahrung unter Beweis stellen und wurde schliesslich von der Firma fest angestellt. 

Das steht Ihnen zu!

Die Frage wird an praktisch jedem Vorstellungsgespräch gestellt: «Wie lauten Ihre Gehaltsvorstellungen?» In Lohnverhandlungen sollten Sie vorbereitet gehen, wissen, was Ihre Erfahrungen wert sind und welches Gehalt für Ihre gewünschte Position und Branche üblich ist. Eine Hilfe bietet hier der Lohnrechner des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB): Einfach Beruf, Branche, Arbeitsort, Alter sowie Ausbildung eingeben, und schon haben Sie die Diskussionsgrundlage für Lohnverhandlungen. 


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