Theater Basel: Neuer GAV bringt 40-Stunden-Woche und höhere Löhne
Verhandeln vor Publikum: Die etwas andere Premiere

Beitrag vorlesen lassen.
0:00 / 2:57

Es dauerte zwei Jahre, aber jetzt ist er da: Die technischen Mitarbeitenden im Theater Basel haben einen neuen, besseren GAV.

GEMEINSAM VIEL ERREICHT: Das technische Personal des Theaters Basel freut sich über den neuen GAV. (Foto: Unia)

Das gab es in der Schweiz noch nie: Ein Betrieb gibt sich einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), und an den Verhand­lungen können alle Mitarbeitenden teilnehmen. An dieses Experiment wagte sich das Thea­ter Basel mit seinen rund 250 Bühnenmalerinnen, Kostümschneidern, Garderoben- und anderen technischen Mitarbeitenden. Unterstützt haben sie die Gewerkschaften Unia und VPOD. Jetzt, nach zwei Jahren und 35 Verhandlungsrunden, steht der neue GAV.

Das neuartige Format der offenen Verhandlungen hat zum Ziel, dass sich alle Mitarbeitenden, die das wollen, direkt am Aushandeln der neuen GAV-Bestimmungen beteiligen können. Jede technische Abteilung bestimmte ihre Delegierten. Dadurch habe eine sehr grosse Zahl Beteiligter um den GAV gerungen, sagt Marijana Radmanovac von der Unia Basel: «Am Tisch sassen jeweils 30 bis 35 Delegierte – allein auf der Seite der Arbeitnehmenden.» Mehr noch: Alle technischen Mitarbeitenden konnten als Gäste an den Verhandlungssitzungen teilnehmen.

Viele Vorteile

Für Sina Deiss vom VPOD hat das Format klare Vorteile. Zu jeder Frage, die auftauche, seien Expertinnen und Experten anwesend, die wüssten, wie es in ihrer Abteilung laufe. Das Publikum aus den Mitarbeitenden bekomme zudem direkt mit, wie die Arbeitgeber reagierten.

Mehrmals haben die Mitarbeitenden gemeinsam Aktionen durchgeführt, um Druck auf die Leitung zu machen (work berichtete).

Tiefste Löhne steigen

Und diese Verbesserungen bringt der neue GAV: Die Wochen­arbeitszeit sinkt von 42 auf 40 Stunden. In den Abteilungen mit den tiefsten Löhnen, der Garderobe und der Reinigung, gibt es Lohnerhöhungen für alle. Dazu kommen ein besserer Kündigungsschutz und strengere Regeln gegen Kettenverträge. Das sind befristete Arbeitsverträge, die nach Ablauf erneut durch einen befristeten Vertrag ersetzt werden. Neu gilt: Nach dem zweiten befris­teten Vertrag haben Mitarbeitende Anspruch auf eine un­befristete Stelle.

Für Unia und VPOD ist klar: Der neue Vertrag ist ein Meilenstein. Und gleichzeitig ein Signal. Gewerkschafterin Deiss sagt: «Was hier gelungen ist, kann und wird auch andernorts Schule machen.»

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.