«Vernünftig bleiben und Arbeitsbedingungen verbessern»
Swiss-Techniker geben Chefs den Tarif durch!

Fünf Tage Nachtschicht und tägliche Arbeitszeiten von 11 Stunden – wegen einer Sondergenehmigung schuftet das Bodenpersonal von Swiss auf Hochtouren. Doch die Airline will die Arbeitsbedingungen noch verschlechtern! Die Gewerkschaft SEV-Gata ging in die Luft und landet jetzt einen Zwischensieg.

STREBEN NACH OBEN. Swiss-Techniker fordern bessere Arbeitsbedingungen. Foto: Keystone

Hitzige Stimmung am Flughafen Zürich – und das nicht wegen nerviger Fluggäste. Zwischen der Swiss und der Gewerkschaft SEV-GATA kocht es. Der Auslöser: Wegen einer Sondergenehmigung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) darf die Swiss ihr Bodenpersonal noch mehr auslasten. Doch diese Extrawurst läuft Ende Jahr aus.

Konkret geht es um die sogenannt lizenzierten Mechaniker, also das technische Personal, das sich um den Flugzeugunterhalt kümmert. Sie sorgen in Nachtarbeit darum, dass morgens alle Flugzeuge startklar sind. Laut aktueller Regelung ist es erlaubt, sie fünf Tage am Stück in der Nachschicht aufzubieten. Und das zu einer Arbeitszeit von täglich 11 Stunden mit einer Stunde Pause statt den gesetzlich erlaubten 9 Stunden. Nach solchen Arbeitseinsätzen folgt eine Pause von 5 Tagen. Das sogenannte 5-5-Schichtmodell.

WURDE LAUT. Nach Krisensitzung ist
SEV-Gata-Präsident jetzt zuversichtlich. Bild: SEV.

Die langen Arbeitstage setzen dem Personal zu. Und genau das ist der Knackpunkt: Die Sondergenehmigung mit den 11-Stunden-Tagen läuft Ende 2025 aus. Laut einer Petition von SEV-GATA wollen sich 90 Prozent der betroffenen Mitarbeitenden wehren, würde der Bund die Sondergenehmigung verlängern. Vor wenigen Tagen spitzte sich die Situation abermals zu, wie der «Blick» zuerst berichtete. Laut SEV-GATA schlug die Swiss sogar Lohnkürzungen bei gleicher Arbeit vor. Philipp Hadorn, Präsident der Gewerkschaft SEV-GATA, sagt zu work: «Die Belegschaft ist verärgert und enttäuscht über das Vorgehen ihres Arbeitgebers. Wenn die Arbeitsbedingungen per Januar 2026 nicht besser werden, wollen viele gehen.»

Hässiger Brief an Swiss

Erst schien der Verhandlungsverlauf sauber über die Bühne zu gehen. Die Swiss wollte mit den Gewerkschaften neue Lösungen für die Nachtarbeit erarbeiten. Doch der Blick hinter die Fassade ist nicht mehr so rosig. Das zeigt eine Protestnote von SEV-GATA an die Swiss-Manager. Vorgesetzte stellten die Mitarbeitendenvertretung durch die Gewerkschaft in Frage und teilten Mitarbeitenden offen mit, dass sie eine Lösung «ohne Mitwirkung der gewerkschaftlichen Vertretung» vorzögen. Mitarbeitende würden unter Druck gesetzt. Und sogar Kündigungsandrohungen seien ausgesprochen worden. Das geht der Gewerkschaft zu weit. Sie fordert die Entfernung der verantwortlichen Swiss-Managerin aus der Verhandlungsführung.

In einem Artikel vom 27. Juli zeigt sich Swiss gegenüber dem Blick uneinsichtig: «Die öffentlich erhobenen Vorwürfe überraschen uns sehr, sie entsprechen so nicht den Tatsachen, und wir weisen die Vorwürfe klar zurück.» Zudem sei die Airline irritiert, dass ein Sozialpartner mitten im laufenden Prozess so eskaliere.

Gewerkschafter Hadorn kontert gegenüber work: «Wir lassen nicht so einfach nach. Wir wissen, dass faire Lösungen möglich sind und die Mitarbeitenden am längeren Hebel sitzen.» Und es scheint, dass dies auch der Swiss bewusst ist. Am Montagabend kam es jedenfalls zu einer ausserordentlichen Krisensitzung zwischen der Gewerkschaft und der Swiss. Und diese zeigte Wirkung.

Marktmacht liegt bei den Büezern

«Das Gespräch verlief gut», sagt Hadorn. Weitere Verhandlungstermine stünden schon fest. Und: «Wir sind zuversichtlich, dass die Swiss vernünftig weiterverhandelt und die Arbeitsbedingungen für die Büezer am Flughafen endlich verbessert.» Wichtig sei es der Belegschaft gewesen, dass sämtliche Drohungen gegenüber den Betroffenen sowie diffamierende Äusserungen über die Gewerkschaften sofort aufhören müssten. Und dass die Arbeitenden und ihre Anliegen Platz im Verhandlungsprozess hätten, so wie das SEV-GATA von Beginn an gefordert hat.

Grundsätzlich würde den Arbeitern das 5-5-Modell zusprechen. «Fünf Tage arbeiten und danach fünf Tage freihaben entspricht den Arbeitern, gerade weil gut die Hälfte im Ausland leben und sie so genug Zeit haben, um zurück in die Heimat zu reisen», sagt Hadorn. Doch die langen Arbeitszeiten pro Tag setzten den Büezern zu. Darunter leide das Sozialleben und die Gesundheit. Nicht ohne Grund begrenze das Gesetz die Nachtarbeitszeit auf maximal neun Stunden.

Laut Hadorn kann es sich die Swiss gar nicht leisten, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern: «Der Arbeitsmarkt ist sehr ausgetrocknet. Mechaniker mit passender Ausbildung fehlen an allen Ecken und Enden.» Das versetze die Arbeitenden in eine gute Machtposition.

Knausriger Konzern

Seit 20 Jahren ist die Swiss ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des deutschen Lufthansa-Konzerns. Erst im März wurde bekannt: Die Swiss ist für fast einen Drittel des Gewinnes der Lufthansa verantwortlich. In Zahlen: Im Jahr 2024 machte die Swiss einen Gewinn von 684 Millionen Franken. Offenbar fehlt aber trotzdem das Geld für faire Löhne. Philipp Hadorn, Präsident der Gewerkschaft SEV-GATA, sagt: «Gerade unter diesen Umständen ist klar: Nachtarbeit hat sozial und gesundheitlich einen hohen Preis. Die Arbeiter verdienen bessere Bedingungen und Löhne für diese Umstände.»

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