Schweizer Frauenhäuser schlagen Alarm
Zu wenig Platz für schutzbedürftige Kinder

Die Situation in den Schweizer Frauenhäusern ist weiterhin angespannt. Nicht nur ein akuter Platzmangel erschwert die Arbeit, sondern auch die Belegung. Denn viele Mütter suchen Zuflucht mit Extragepäck – ihren Kindern.

AUCH KINDER SIND BETROFFEN: Doch es fehlt an Angeboten für sie in Schweizer Frauenhäusern. (Foto: Canva)

Die Situation in den Frauenhäusern ist nicht erst seit gestern angespannt. Seit Jahren fehlen genügend Schutzplätze. Was das konkret für Auswirkungen hat, zeigte die Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein (DAO) erst kürzlich auf. Ende Mai kommunizierte sie:

Im Jahr 2024 suchten 1311 Kinder Zuflucht in einem Frauenhaus und lebten im Durchschnitt 49 Tage in einer Schutzunterkunft.

Diese Kinder flüchten gemeinsam mit ihren Müttern aufgrund von häuslicher Gewalt. In vielen Fällen sind auch sie Opfer davon. 
 
Die Dachorganisation kritisiert das unzureichende Angebot für Kinder aus Familien, in denen häusliche Gewalt herrscht. Denn sie benötigen – genau wie die Frauen – Schutz, Stabilität und Betreuung. Aus diesem Grund hat die DAO die Charta «Kinder in Frauenhäusern» erarbeitet. Anhand von Standards soll die Arbeit mit Kindern in Frauenhäusern auch ihren Umständen gerecht werden. Doch dafür ist etwas dringend nötig: Geld.

(Fast) Kein Angebot für Kinder

Bei der Finanzierung beobachtet die DAO seit Jahren einen Mangel. In fast allen Kantonen wird für die Arbeit mit Kindern in Frauenhäusern kein Geld gesprochen. Wie wichtig dies aber ist, erklärt Martine Lachat Clerc, die sich im Vorstand der DAO engagiert:

Eine qualitativ gute Beratung, Betreuung und Begleitung der Kinder in den Frauenhäusern leisten einen wesentlichen Beitrag zu deren psychischer und physischer Gesundheit sowie zu deren Resilienz

ZUSÄTZLICHE SCHUTZPLÄTZE WÄREN NÖTIG: Ein Kinderschuh in einem Frauenhaus. (Foto: Keystone)

Eine Studie des eidgenössischen Gleichstellungsbüros stellte 2022 fest: Es braucht in der Schweiz «mindestens 10 bis maximal 40» zusätzliche Schutzplätze für Mädchen und junge Frauen, also zwei bis sechs neue Unterkünfte. Zurzeit gibt es nur in Zürich ein Mädchenhaus mit lediglich sieben Schutzplätzen. Doch nicht nur für Kinder fehlt es akut an Plätzen.

Gewaltzunahme

Der Europarat kritisiert die Schweiz für unzureichende Schutzplätze in den Frauenhäusern. Die aktuelle Anzahl müsste sich vervierfachen, damit sie der Empfehlung des Europarats entspricht. 2017 hat die Schweiz die Istanbul-Konvention unterzeichnet. Diese schreibt, bezogen auf die Bevölkerungsgrösse, vor, wie viele Schutzplätze in Frauenhäusern notwendig sind. Die Schweiz verstösst gegen die Konvention, seit sie unterschrieben hat. 
 
Dass Frauen dringend Schutz vor Gewalt benötigen, zeigen die aktuellen Zahlen zu den Femiziden in der Schweiz: Allein im Jahr 2025 wurden bereits 14 Frauen durch ihren Ehemann, Lebensgefährten, Expartner, Bruder oder Sohn getötet.

Was läuft am 14. Juni?

Der diesjährige Frauenstreik steht unter dem Motto «Kein Schritt zurück – gemeinsam für Gleichstellung!»

In 25 Städten und Gemeinden sind an diesem Samstag, 14. Juni, Kundgebungen und Demonstrationen für mehr Gleichstellung geplant.

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