Das neue Buch zum Protest der Frauen
Eine neue Ära der Revolutionärinnen

Iran, Polen, Belarus, Sudan. Rund um den Globus gehen die Frauen auf die Strassen, um für den Erhalt ihrer hart erkämpften Rechte einzustehen. Das neue Buch von Shila Behjat zeigt die Gefahren unsere Demokratie und das weibliche Gesicht der Revolution.

2022, EIN PROTEST GEHT UM DIE WELT: Nach dem Tod der Iranerin Jîna Mahsa Amini protestieren Frauen weltweit, wie hier in Katar. (Foto: Keystone)

Frauen werden systematisch in ihren Freiheiten eingeschränkt und hart erkämpfte Frauenrechte wanken. In ihrem neuen Buch «Frauen und Revolution» zeigt die deutsch-iranische Autorin Shila Behjat beeindruckende Proteste auf. Sie schreibt:

Diese Frauen sind ein Zeugnis dafür, dass Frauen neu in die Geschichte hineingeschrieben werden müssen, und führen uns vor Augen, dass in den letzten Jahren ein neues Kapitel aufgeschlagen wurde – von Frauen, deren Mut und Engagement ein ganzes Buch zu füllen imstande sind.

AUTORIN SHILA BEHJAT: Sie rückt die Frauen ins Zentrum. (Foto: pd)

Und genau das macht sie. In ihrem neu erschienen Buch füllt sie die Seiten mit Revolutionärinnen, die für ihre Rechte einstehen. Denn zurzeit befinden wir uns in einer Rezession der Demokratie.
 
Frauen mobilisieren in den USA, in Brasilien, in Indien oder Georgien für prodemokratische Proteste. Stehen an der Spitze der Demos. Stellen sich dem Tränengas und den Wasserwerfern. In ihrem aktuellen Werk nimmt Behjat besonders die Proteste im Iran, in Polen, in Belarus und dem Sudan unter die Lupe. Und spricht mit mit der belarussischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja, der iranischen Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi und der sudanesischen Aktivistin Alaa Salah.

Revolution mit weiblichem Gesicht

Im Herbst 2022 blickt die ganze Welt in den Iran. Die Frauen führen Demonstrationen an, wehren sich gegen das frauenfeindliche Regime im Land, lehnen die Pflicht zum Kopftuch ab. Es ist die grösste Protestbewegung im Land seit 1979. Die Revolution-Iranerinnen beeinflussen feministische Bewegungen auf der ganzen Welt. Der Ruf «Jin, Jiyan, Azadi – Frau, Leben, Freiheit» geht um die Welt. Er erinnert an den Tod von Jîna Mahsa Amini. Sie wurde von der Sittenpolizei festgenommen, geschlagen, getötet. Der Grund: Sie hat ihr Kopftuch nicht korrekt getragen.  

Recht auf Abtreibung

Und so fährt die Autorin fort, stellt in kurzen Kapiteln mehrere Länder vor und wo der Schuh bezüglich Frauenrechte drückt. Prägnant klärt sie auf. Immer beschreibt sie mit den Frauen-Portraits, was es beudeutet, eine Aktivistin zu sein. Teilweise riskieren sie mit ihrem Engagement ihre Freiheit oder sogar ihr Leben. 

LESENSWERT: Das neue Buch von Shia Behjat. (Foto: pd)

So auch Marta Lempart. Sie ist Polin und engagiert sich gegen das Abtreibungsverbot in ihrem Land. Im Jahr 2020 hat die Regierung die Abtreibungsregeln verschärft, seither sind mindestens sechs Frauen gestorben, weil sie nicht legal abtreiben konnten. Lempart erzählt, wie der Aufschwung rechts-konservativer Parteien in der polnischen Politik die Rechte der Frauen nicht nur angreift, sondern untergräbt. 

Die Ermutigung

Autorin Behjat fasst zusammen:

Ich versuche ihre Gedanken, ihren Mut, ihre Strategien und Motive zu verstehen, die Fasern in ihren Körpern auszumachen, die all das zu schaffen in der Lage sind. Ich versuche zu verstehen, was es bedeutet, eine Frau zu sein in einer Welt, die noch längst nicht die Gleichberechtigung und Sicherheit für sie bereithält, die wir uns wünschen.

Eine ermutigende Lektüre, denn die Autorin spricht von einer Frauenbewegung, die in eine neue Phase eingetreten ist. Ja sogar von einer neuen Welle des Feminismus. Behjat:

Frauen werden bis heute an vielen Orten der Welt unterdrückt, kleingehalten, systematisch entrechtet – aber sie sind nicht bloss Opfer, sie sind Kämpferinnen.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.