Einigung in letzter Minute:
Der neue Bau-Vertrag steht!

Fetzen flogen und Köpfe rauchten – und zwar zunehmend. Doch heute gelang der Handshake! Baumeister und Gewerkschaften haben sich auf einen neuen Landesmantelvertrag geeinigt. Was er bringt und warum trotzdem noch nichts fix ist.

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ES GIBT EINE EINIGUNG MIT DEN BAUMEISTERN: Büezer an der Demo von Ende Oktober in Bern. (Foto: Manu Friederich)

Also doch noch! Nach acht offiziellen und zwei Zusatzrunden haben sich heute Nachmittag die Verhandlungsdelegationen des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) und der Gewerkschaften Unia und Syna auf einen neuen Landesmantelvertrag (LMV) geeinigt.

Dass ein Abschluss gelingt, war nicht selbstverständlich. Erstens weil bereits in zwanzig Tagen der geltende Vertrag ausläuft. Und zweitens, weil beide Seiten sich bis zuletzt öffentlich vorgeworfen hatten, eine Lösung mit «radikalen» und «ideologischen» Forderungen zu blockieren. Und: Noch am Mittwoch, zwei Tage vor der letzten Verhandlungsrunde, hatte der SBV via Medien verkündet, die Gewerkschaften wegen angeblicher «Verletzung der Friedenspflicht» zu verklagen. Nicht gerade vertrauensbildend. Unia-Co-Leiter Bau Chris Kelley sagt:

Bis zuletzt war unklar, ob eine Einigung gelingt.

Jetzt aber die Klarheit. Baumeister und Gewerkschaften halten in einer gemeinsamen Mitteilung fest: Es seien «intensive Verhandlungen» gewesen, bei denen «beide Parteien aufeinander zugegangen» seien.

«Branche wird spürbar attraktiver»

Was genau in den Verhandlungen herausgekommen ist, haben die Parteien noch nicht im Detail kommuniziert. Bekannt ist vorerst folgendes:

  • Einführung einer neuen Arbeitszeitplanung ab dem 1. Januar 2027. Zukünftig können die Firmen auch ein Arbeitszeitmodell mit einer konstanten täglichen Arbeitszeit und dafür mehr Über- und Minderstunden wählen.
  • Eine vereinfachte Überstundenregelung sowie die Möglichkeit zur Schaffung eines Langzeitferienkontos für Mitarbeitende, welche Überstunden ansparen möchten.
  • Die Regelungen zur Reisezeit werden so ausgestaltet, dass sie zukünftig auch allgemeinverbindlich erklärt werden können. Ab einem gewissen Ausmass zählt die Reisezeit zu den Überstunden.
  • Lohnpaket und Absicherung der Teuerung.
  • Substanzielle Erhöhungen der Zuschläge und Zulagen im Untertagebau.
  • Die Laufzeit des neuen LMV beträgt neu sechs Jahre.

Für Chris Kelley ist das Resultat insgesamt zufriedenstellend. Denn erstens habe man den vertragslosen Zustand verhindern können. Und für ihn noch wichtiger: «Mit neuen Regeln zu Arbeits- und Reisezeiten, einem Lohnpaket und der Absicherung der Teuerung konnten wir die Baubranche spürbar attraktiver machen.»

Das letzte Wort hat die Basis

In trockenen Tüchern ist aber noch nichts. Das Resultat muss auf beiden Seiten noch von den Entscheidungsgremien genehmigt werden. Bei den Baumeistern wird eine ausserordentliche Delegiertenversammlung am 17. Dezember das definitive Resultat beschliessen. Sagen sie «Njet», beginnt das neue Jahr doch noch mit dem vertraglosen Zustand. Auf Seiten der Gewerkschaften finden am 24. Januar (Unia) respektive am 20. Januar (Syna) die Berufskonferenzen statt. Auch dort bleibt ein Veto möglich. Der Bau bleibt spannend!

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