Trotz Fragen zur neuen Baustellenzulage:
Baumeister-Delegierte sagen Ja zum neuen Landesmantelvertrag

Heute haben die Baumeister an einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung dem LMV-Verhandlungsergebnis zugestimmt. Fragen gab es vor allem zur neuen Baustellenzulage von täglich 9 Franken.

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MIT DEN GEWERKSCHAFTEN EINIG GEWORDEN: Gian-Luca Lardi, Zentralpräsident des Schweizerischen Baumeisterverbands. (Foto: Keystone)

Jonas Komposch

Erst letzten Freitag gelang die Einigung – nach monatelangem Feilschen zwischen Gewerkschaften und Baumeistern. Und schon nimmt der neu ausgehandelte Landesmantelvertrag fürs Bauhauptgewerbe (LMV) seine nächste Hürde: Die Delegierten des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) haben das Verhandlungsergebnis heute in einer ausserordentlichen Versammlung angenommen. Und zwar mit «grossem Mehr», wie SBV-Sprecher Matthias Engel auf Anfrage verrät. Diskussionen habe es dennoch gegeben. Und zwar bei der neuen Baustellenzulage von 9 Franken pro Tag. An dieser störten sich manche Baumeister offenbar. «Da mussten wir erklären, dass diese Zulage künftig wirklich allen Bauarbeitern zusteht und nicht nur jenen, die Reisezeiten haben», sagt Engel. Ein Antrag auf Verschiebung der Abstimmung auf Januar sei von den Delegierten klar abgelehnt worden. Auch, um einen vertragslosen Zustand ab 1. Januar zu verhindern. Definitiv in Kraft tritt der neue LMV aber erst, wenn ihm auch die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter zustimmen.

Bauarbeiter entscheiden Ende Januar

Die entsprechende Berufskonferenz der Gewerkschaft Syna findet am 20. Januar, jene der Unia am 24. Januar statt. Eigentlich wären diese Grossveranstaltungen noch für den Dezember eingeplant gewesen, mussten aber abgesagt werden, weil die Baumeister den gesamten Verhandlungsprozess massiv hinausgezögert hatten. Ein Nein der Bauleute käme allerdings überraschend. Denn die Baupräsidentenkonferenz der Unia hat das Resultat nach ausführlicher Diskussion mit klarer Mehrheit zur Annahme empfohlen. Baupräsidenten sind gewerkschaftlich besonders aktive Arbeiter, die von den regionalen Bauarbeiter-Komitees gewählt werden. Doch was steht im neuen Vertrag?

Die wichtigsten Punkte im neuen LMV

Die wichtigsten Neuerungen im neuen Vertrag sind: 

  • Einführung einer neuen Baustellenzulage für alle von täglich 9 Franken – abgestufte Einführung mit 4 Franken ab 2026, 6.50 Franken ab 2027 und 9 Franken ab 2028
  • Die Mindestlöhne werden über die gesamte Vertragsperiode automatisch der Teuerung angepasst. Auch für die Effektivlöhne gibt es einen definierten Mechanismus in Abhängigkeit zur Teuerung. Ab 2 Prozent Teuerung finden zudem Verhandlungen statt.
  • Die Reisezeit wird ab der ersten Minute gerechnet, die ersten 20 Minuten (bis 2028 die ersten 30 Minunten) sind pauschal mit der Baustellenzulage abgegolten. Ab 60 Minuten zählt die Reisezeit zur Arbeitszeit. Die Regelung zur Reisezeit ist damit so ausgestaltet, dass sie zukünftig allgemeinverbindlich erklärt werden kann.
  • Einführung einer neuen Arbeitszeitplanung ab dem 1. Januar 2027. Zukünftig besteht die Möglichkeit eines fixen Arbeitszeitkalenders mit angepassten Über- und Minderstunden.
  • Die Bauarbeiter können per Ende jedes Jahres über die Verwendung der Hälfte der Überstunden entscheiden (Auszahlung, auf dem Konto belassen für Kompensation oder auf ein Langzeitkonto für zusätzliche Ferien).
  • Substantielle Erhöhungen der Zuschläge und Zulagen im Untertagebau (entspricht einer Lohnsteigerung von über 10 Prozent).
  • Die Laufzeit des neuen LMV beträgt sechs Jahre.

Samstagszuschlag und Kündigungsschutz bleiben

Vom Tisch sind auch alle Abbauforderungen des SBV. Etwa die Lohnkürzung um 25 Prozent für Ausgelernte bis fünf Jahre nach der Lehre. Auch der verstärkte Kündigungsschutz für über 55jährige und Gewerkschafter bleibt erhalten. Ebenso bleiben der attackierte Samstagszuschlag von 25 Prozent sowie die Sonntagszuschläge gesichert. Und auch die Steinhauer und Steinbrucharbeiter, die der SBV aus dem Vertrag werfen wollte, können aufatmen.

Insgesamt beurteilt die Unia-Verhandlungsdelegation das Ergebnis positiv. Verhandlungsführer Nico Lutz sagt: «Mit dieser Lösung konnten wir die Belastung für die Bauarbeiter dank der neuen Arbeits- und Reisezeitregelung reduzieren. Und es gelang uns, eine Reallohnentwicklung zu sichern, die klar über den Lohnergebnissen der letzten zehn Jahre liegt.» Damit seien bedeutsame Verbesserungen im Bereich der gewerkschaftlichen Hauptforderungen durchgesetzt. Lutz sagt aber auch: «Am Schluss entscheidet die Basis, ob sie das Resultat annimmt.» Ende Januar kommt’s aus.

ZUSAMMEN VIEL ERREICHT: Unia-Verhandlungsführer Nico Lutz zusammen mit Büezerinnen und Büezern an an der Bau-Demo in Basel. (Foto: Manu Friederich)

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