Novartis-Beschäftigte protestieren vor ihrer Fabrik
0 Prozent Menschlichkeit, 100 Prozent Gier

Mitarbeitende von Novartis haben heute gegen den geplanten Abbau von über 700 Stellen in Stein AG demonstriert. Sie fordern den Erhalt des Produktionsstandorts und ein Ende der Konzernstrategie mit pervers hohen Gewinnmargen.

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WEHREN SICH GEGEN DIE PROFITGIER: Die Mitarbeitenden von Novartis in Stein AG. (Foto: Manu Friederich)

Mit Trillerpfeifen und Unia-Fahnen zieht der Protestzug vom Gemeindesaal zum Novartisgelände am Rande von Stein AG im Fricktal. Etwa 100 Novartis-Mitarbeitende versammeln sich mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern vor dem Werkareal. Hier droht der Kahlschlag von Novartis. Bis in zwei Jahren sollen die Hälfte der 1400 Arbeitsplätze und die Tablettenfabrik verschwinden – nicht aus wirtschaftlicher Not, sondern um die rekordhohe Gewinnmarge von 40 Prozent zugunsten der Aktionärinnen und Aktionäre zu sichern.

Temporäre als Vorzeichen des Kahlschlages

Ein Mechaniker, der anonym bleiben will, sagt: «In den letzten Jahren kamen nur noch Temporäre neu in unser Team, da gab es schon Anzeichen, dass etwas nicht gut läuft.»

Für ihn sei die Ankündigung daher nicht völlig überraschend gekommen, aber die Dimension des Abbaus sei doch schockierend. Er sagt: «Entweder sitzt du jetzt rum oder du setzt dich für die Zukunft ein.» Denn wenn jetzt nicht gekämpft wird, sind früher oder später alle dran. 

Schweizer Löhne passen nicht in die Profitlogik

Das macht auch Unia-Frau Corinne Schärer in ihrer Rede vor den Novartis-Mitarbeitenden klar:

Das ist das Businessmodell von Novartis und ohne Widerstand wird es so weitergehen, bis der Standort ganz weg ist.

Das Problem sind die per se die Schweizer Löhne, sondern die absurd hohe 40-Prozent-Gewinnmarge. Schärer sagt: «Auch wenn alle Prozesse optimiert sind, bleibt der Schweizer Lohn ein Problem in der Profitlogik des Konzerns.» 

Angst und Arbeit

Ein anderer Novartis-Produktionsmitarbeiter ist für den Protest extra aus Basel angereist. Er sagt:

Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind auch bestürzt, aber sie haben Angst sich öffentlich zu äussern oder sie müssen arbeiten.

Auch Mia Jenni, SP-Kantonsrätin aus dem Kanton Aargau, spricht vor den Mitarbeitenden. Sie findet es skandalös, dass Novartis Milliarden in den USA investieren und rekordhohe Dividenden zahlen kann und den Standort in der Schweiz nicht mehr leisten will. Auf einem der Protestschilder steht: «0 Prozent Menschlichkeit, 40 Prozent Gewinn, 100 Prozent Gier.»

Petition unterschreiben

Im laufenden Konsultationsverfahren setzten sich die Gewerkschaften Unia und Syna gemeinsam mit den Beschäftigten für den Erhalt aller Stellen ein und werden entsprechende Vorschläge einreichen. Eine öffentliche Petition läuft (hier unterzeichnen).

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