SBB vergibt Milliarden nach Deutschland
Die Unia fordert von SBB und Bundesrat eine öffentliche Erklärung

Die SBB wollen Doppelstockzüge im Wert von 2,1 Milliarden Franken bei Siemens Mobility in Deutschland bestellen. Jetzt fordert die Unia Erklärungen.

Beitrag vorlesen lassen.
0:00 / 2:40
WILL ANTWORTEN: Unia-Präsidentin Vania Alleva. (Fotos: Siemens Mobility AG / Keystone / Gaetan Bally / Montage: work)

Die SBB vergeben einen Auftrag für 116 neue Doppelstockzüge im Umfang von 2,1 Milliarden Franken an die deutsche Siemens Mobility. SBB-CEO Vincent Ducrot (63) begründete den Entscheid mit den tieferen Kosten, dem Betriebsaufwand und dem besseren Abschneiden von Siemens in Sachen Nachhaltigkeit gegenüber dem Schweizer Konkurrenten Stadler Rail.

Die Preisdifferenz zwischen Stadler und Siemens beträgt dabei lediglich 0,6 Prozent. Obwohl Stadler Rail mit 6000 Mitarbeitenden in der Schweiz produziert und durch einen Firmen-GAV Mindestlöhne und faire Arbeitsbedingungen sicherstellt, haben die SBB die Ostschweizer Firma bei der Nachhaltigkeit und der Instandhaltung schlechter bewertet als Siemens mit ­seinem Produktionsstandort im deutschen Krefeld.

Und die Nachhaltigkeit?

Unia-Präsidentin Vania Alleva sagt:

Die SBB haben als öffentliches Unternehmen eine Verantwortung bezüglich der Nachhaltigkeitsziele und auch der Arbeitsbedingungen im Rahmen solcher Aufträge.»

Die Unia fordert von SBB und Bundesrat deshalb eine öffentliche Erklärung zu den entscheidenden Bewertungskriterien. Das Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB), dem die SBB unterstehen, sieht vor, dass die Nachhaltigkeit in Form sozialer, ökologischer und strategischer Kriterien berücksichtigt wird. Der Bundesrat nennt in seiner Botschaft zum Gesetz explizit «die Berücksichtigung von Unternehmen, die zu einer Stärkung des inländischen Werk- und Ausbildungsplatzes beitragen und wirtschaftliche Innovationen fördern».

Auch für Stadler-Chef ­Peter Spuhler (66) ist der Entscheid «unverständlich». Spuhler erklärte, man werde die Bewertungskriterien der SBB «seriös analysieren» und innert 20 Tagen einen Rekurs beim Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen einreichen, falls sich der Verdacht einer zu tiefen Bewertung bestätige.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.