Bauprotest in Basel
«Der Protest ist wichtig, ich will sicher keine Sechs-Tage-Woche!»

Die Bauarbeiter in Basel fordern familienfreundliche Arbeitszeiten und ein Ende der Blockadehaltung der Arbeitgeber bei den Verhandlungen für den neuen Landesmantelvertrag (LMV). Sie haben heute ihre Arbeit niedergelegt und sind lautstark durch Basel gezogen.

Beitrag vorlesen lassen.
0:00 / 4:06
BASEL IST ROT: Gegen 1000 Bauleute sind heute durch die Stadt gezogen. (Foto: Manu Friederich)

Nach den Protestaktionen im Tessin, in der Romandie, in Bern und am Gotthard war heute Basel an der Reihe. Morgens um fünf Uhr trafen sich rund hundert Vertrauensleute und Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter bei der Basler Unia-Zentrale für eine gemeinsame Baustellentour. Erste Station des Buskonvois: die Grossbaustelle auf dem Voltaareal. Das ehemalige Industriegebiet soll bis 2027 in ein hippes Wohn- und Geschäftsquartier umgebaut werden. Sechs Baukräne ragen in den nächtlichen Himmel über dem Baufeld, wo an normalen Arbeitstagen über hundert Bauarbeiter im Einsatz sind. 

GROSSBAUSTELLE VOLTAREAL: Die Büezer legen ihre Arbeit nieder. (Foto: isc)

«Der Druck hier ist enorm»

Doch heute ist alles anders. Martin Kohler* (41) arbeitet als Maurer für die Baufirma Frutiger. Am Eingang hat er sich gleich wieder abgemeldet. Er sagt:

Das ist unser demokratisches Recht, der Protest ist wichtig, ich will sicher keine Sechs-Tage-Woche!

Auch auf dieser Volta-Baustelle gebe es enormen Druck, und am Samstag werde immer gearbeitet. Er stehe voll hinter den Forderungen der Unia für bezahlte Arbeitswege, Znünipause und Acht-Stunden-Arbeitstage. Vor dem Baustellenparkplatz bildet sich eine Autokolonne, weil die Zufahrt kurzzeitig blockiert wird. Der Baustellenleiter von Frutiger flucht und droht mit der Polizei. Weitere Arbeiter verlassen die Baustelle und schliessen sich dem Protestzug an. Jorge Almeida* (52) arbeitet im Tiefbau. Er sagt:

Manchmal bestellen die Bauführer an solchen Tagen extra Beton, das ist die reinste Provokation.

Aber heute läuft es glatt, er konnte sich ohne Probleme abmelden. 

Ohne Kranführer geht nichts mehr

Weiter geht’s zum Basler Unispital. Dort gibt es längere Diskussionen zwischen der Unia und dem Projektleiter. Der Kran dreht einmal, dann verlässt der Kranführer unter Applaus seine Kabine in 40 Metern Höhe. Ohne Kranführer läuft heute nichts mehr auf dieser Baustelle. Er steigt in den Bus und tauscht seine Marti-Jacke gegen eine von der Unia.

DIESER KRAN STEHT STILL: Der Kranführer beim Unispital schliesst sich den Protesten an. (Foto: isc)

Unter den Roche-Türmen

Wir fahren an den Roche-Türmen vorbei. Kohler sagt:

Ohne uns gäbe es auch diese Türme nicht. Trotzdem will man uns nichts gönnen.

EINFACHE RECHNUNG: Keine Büezer, keine Roche-Türme. (Foto: isc)

Nächster Halt ist der Neubau für das Busdepot der Basler Verkehrsbetriebe. Einige Arbeiter winken, der Tross zieht mit Unia-Fahnen auf die Baustelle, und weitere Bauarbeiter schliessen sich an für die Demo in der Innenstadt, wo sich an diesem Vormittag etwa tausend Bauleute für den Protestzug versammeln. 

Auch Nico Lutz, Verhandlungsleiter der Unia, ist nach Basel gereist. Er sagt: «Den Bauarbeitern wurde noch nie etwas geschenkt. Ihre Arbeit ist sehr hart und gefährlich. Auch die Maurer haben es verdient, am Abend nach der Arbeit ihre Kinder zu sehen. Wegen der überlangen Arbeitstage und der langen Reisezeit ist das aber zurzeit nicht der Fall.» 
 
Die Baustellen standen heute nicht nur in Basel-Stadt, sondern auch im Baselbiet und im Kanton Aargau still. Am 14. November finden in Zürich, wo der SBV seinen Sitz hat, weitere Protestaktionen statt. 
 
*Namen geändert
 

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.