Neuste Umfrage der Lernenden im Gastgewerbe zeigt:
Überstunden-Flut vertreibt den Nachwuchs aus der Branche

Jetzt sprechen die Lernenden aus Küchen, Hotellerie und Hauswirtschaft: über Überstunden, Müdigkeit – und Drogen.

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Das neuste Lernenden-Barometer der Hotel & Gastro Union zeigt auf, wo bei den Lernenden der Branche der Schuh drückt. Dabei wurden 759 Lernende befragt. Sie absolvieren ihre Ausbildung in Küchen, in Hotellerie und Hauswirtschaft, in Bäckereien und Confiserien, in der Hoteladministration, der Re­stauration oder im Service. Besonders positiv fällt auf, dass 61 Prozent nach der Ausbildung gerne im Beruf bleiben würden. Dieser Wert sei um vier Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahr, schreibt die Hotel & Gastro Union.

Doch auch die negativen Aspekte des Berufs bringt die Umfrage ans Tageslicht: Wegen akuten Personalmangels leisten 75 Prozent der Befragten viele und regelmässig Überstunden. Gerade in der Bäckerei und Confiserie sowie in der Hoteladministration sind die Prozentzahlen sehr hoch. Dort sind bei über 80 Prozent der Lernenden Überstunden ein wichtiges Thema. Für diese Belastung zahlt die Branche einen hohen Preis.

Schwerpunkt Müdigkeit

Die Arbeitszeiten gehören nämlich zu den Hauptgründen, warum der Berufsnachwuchs nach der Ausbildung die Branche verlassen will. Weitere Gründe sind schwierige Arbeitsbedingungen und fehlende Wertschätzung seitens der Vorgesetzten.

Die Umfrage unter den Lernenden befasst sich zudem mit dem Thema Müdigkeit. 47 Prozent geben an, dass sie unausgeschlafen bei der Arbeit erscheinen. Die Gründe: Stress, unregelmässige Arbeitszeiten, soziale Verpflichtungen und gesundheitliche Probleme (siehe Grafik oben).

Alkohol und Energy-Drinks

Ein besonderes Extra der Befragung ist das Thema Sucht. Mit der Organisation «Akzent», Prävention und Suchttherapie Luzern, wurden die Jugendlichen zu ihrem Verhalten mit Gaming und Social Media befragt. Bei der Handynutzung geben 54 Prozent der Lernenden an, dass sie mehr als drei Stunden pro Tag am Handy verbringen. Beim Gamen geben die Hälfte der Befragten an, dass sie täglich mehr als eine Stunde zocken. Spannend ist zudem der Einblick, mit welchen Suchtmitteln Lernende im Gastgewerbe in Kontakt kommen (siehe Grafik oben). Spitzenreiter sind ­Alkohol, Energy-Drinks und Nikotinprodukte. Nur 20 Prozent der Befragten geben an, mit gar keinen Suchtmitteln in Berührung zu kommen.


Die Reaktionen8 Wochen Ferien für Lernende

work war an den Berufsmeisterschaften «Swiss Skills» in Bern unterwegs. Junge Menschen ­haben auf die Frage reagiert, was sie von 8 Wochen Ferien in der Lehre halten. Die Reaktionen waren durchgehend positiv. ­Besonders bei Jugendlichen, die sich zurzeit in der Berufswahl oder auf Lehrstellensuche befinden. Die Hauptargumente sind mehr Erholung und Fairness gegenüber Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die 13 Wochen Ferien haben.

Erfolgreich

Die Forderung nach 8 Wochen Ferien für Lernende hat der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) vergangenen Sommer ausgearbeitet und eine ­Petition lanciert. Über 170 000 Menschen haben innert ­weniger Wochen unterschrieben. Auch die Politik reagiert rasch. Ein Vorstoss, der in der Herbstsession besprochen wurde, fordert 6 Wochen Ferien für Lernende.

Gaga-Idee

Doch es gibt auch Gaga-Vorschläge von rechts. So hat SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger vorgeschlagen, statt den ­Lernenden die Ferien zu erhöhen, den Mittelschülerinnen und -schülern die Ferien zu ­kürzen.

Die ganze Berichterstattung zu den nationalen Berufsmeisterschaften finden Sie hier.

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