Selbstorganisierter Streik der Taxifahrer in Zürich
Demo gegen Dumpingpreise von Uber und Bolt

In Zürich protestierten über 200 Fahrerinnen und Fahrer gegen die tiefen Fahrpreise und hohen Kommissions­anteile von Uber und Bolt. Das skrupellose Geschäftsmodell der Plattformen und das zahnlose Taxigesetz führen zu immer mieseren Arbeitsbedingungen.

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WOLLEN EINEN LOHN, DER ZUM LEBEN REICHT: Protestaktion der Uber- und Bolt-Fahrer auf dem Albisgütli in Zürich. (Foto: Keystone)

Wer heute mit dem Auto Fahrgäste durch Zürich fährt, verdient oft nicht mehr genug zum Leben. Seit 2024 drückt neben Uber auch die estnische Onlineplattform Bolt die Taxipreise. Damit fallen die Löhne der Fahrerinnen und Fahrer ins Bodenlose. Am 20. Oktober protestierten deshalb über 200 Uber-Fahrerinnen und -Fahrer gegen die Ausbeutung durch die Plattformkonzerne und die fehlende Regulierung des Zürcher Taxigewerbes.

870 Franken für 56 Stunden

Cem Kurun (28) arbeitet als Uber- und Bolt-Fahrer in Zürich. Er war nicht am Protest beteiligt, kennt die Situation des Zürcher Taxigewerbes aber sehr gut. Er sagt: «Unsere Löhne sind in den letzten Jahren immer weiter gesunken.» In einer Arbeitswoche mit 56 Arbeitsstunden und 45 Stunden Lenkzeit verdiente er Anfang Oktober gerade noch 870 Franken. Um seine Auslagen decken und sich einen anständigen Lohn auszahlen zu können, müsste er an zwei Tagen so viel verdienen, wie er es derzeit in einer Woche tut.

«Wir verarmen»

Er sagt: «Der Kanton Zürich schaut zu, während wir Taxifahrerinnen und -fahrer verarmen.» Kurun will die Untätigkeit der Politik nicht weiter hinnehmen. Aus diesem Grund hat er dieses Jahr den Verein der Plattformfahrer gegründet. Mit dem Verein und in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften will er die Situation der Fahrerinnen und Fahrer auf politischem Weg verbessern. Bereits haben sich mehr als fünfzig seiner Berufskolleginnen und -kollegen dem Verein angeschlossen. Kurun sagt:

Mit dem jetzigen Zürcher Taxigesetz können alle fahren. Es braucht eine Prüfung und Kontrollen, damit das wieder ein seriöser Beruf mit anständigen Arbeitsbedingungen wird.

Ausserdem fordert er mit dem Verein eine Regulierung der Plattformkonzerne. So wie in Genf, Berlin oder Istanbul sollen Bolt und Uber nur noch als Vermittlungsplattformen tätig sein können und lediglich eine Pauschale pro Fahrt abrechnen dürfen. Ausserdem sollten Fahrerinnen und Fahrer aus anderen Kantonen in Zürich nur zugelassen sein, wenn sie hier eine Prüfung bestehen, findet Kurun.

Keine Regulierung der Konzerne

Auch Nicole Niedermüller, Mediensprecherin der Unia Zürich, kritisiert das Taxigesetz: «Man hat es versäumt, die Plattformen zu regulieren, und hat jetzt einen brutalen Preiskampf zwischen den Konzernen, der auf dem Buckel der Fahrerinnen und Fahrer ausgetragen wird.» Zusammen mit einem Mitglied, das für die Plattform Uber arbeitet, versucht die Unia Zürich zurzeit, dessen ausstehende Sozialversicherungsbeiträge auf gerichtlichem Weg zurückzufordern.

Bisher hat Uber trotz Bundesgerichtsurteilen, die Uber als Arbeitgeber verpflichten, immer wieder neue Gesetzeslücken ­gefunden, um das desaströse Geschäfts­modell der Verantwortungslosigkeit in der Schweiz weiter auszubauen.

1 Kommentare

  1. Lotfi 28. Oktober 2025 um 9:03 Uhr

    uber &bolt hT uns gezwungen das wir in soziale Amt landen

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