Klimaklage gegen Zementkonzern Holcim
«Wo sollen wir hin, wenn unsere Insel untergeht?»

Weltpremiere in Zug: Eine Fischerin und ein Mechaniker aus Indonesien fordern von der Schweizer CO2-Schleuder Holcim Entschädigung, weil ihrer Insel durch den Klimawandel der Untergang droht. 

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KÄMPFT GEGEN HOLCIM: Mechaniker Arif Pujiantos von der Insel Pari. (Foto: Rosa Panggabean/HEKS/EPER)

Die kleine indonesische Insel Pari steht immer öfter unter Wasser. Der Mechaniker Arif Pujiantos (54) ist direkt betroffen von dieser Flut. Er sagt:

Wegen des Klimawandels steigt der Meeresspiegel und deswegen wird unsere flache Insel zunehmend überschwemmt.

Zusammen mit der Fischerin Ibu Asmania ist er in die Schweiz gereist, um bei der heutigen Verhandlung seiner Klimaklage gegen den Zementkonzern Holcim vor dem Kantonsgericht in Zug dabei zu sein.

(Grafik: HEKS/EPER)

Premiere in Schweizer Gerichtssälen

Ibu Asmania sagte vor dem Gericht:

Ich spüre die Auswirkungen des Klimawandels jeden Tag am eigenen Leib. Wo sollen wir hin, wenn unsere Insel untergeht?

DIREKT BETROFFEN: Fischerin Ibu Asmania. (Foto: Rosa Panggabean/HEKS/EPER)

Die Verhandlung war eine Premiere in Schweizer Gerichtssälen: Zum ersten Mal standen Menschen aus dem globalen Süden, welche die Folgen des Klimawandels unmittelbar spüren, Vertretern eines Weltkonzerns gegenüber, der für ihre Situation mitverantwortlich ist. Holcim ist weltweit für 0,42 Prozent aller industriellen CO2-Emissionen seit dem 19. Jahrhundert verantwortlich – mehr als doppelt so viel wie die gesamte Schweiz im selben Zeitraum ausgestossen hat.

IN DIE SCHWEIZ GEREIST: Arif Pujiantos und Ibu Asmania im Zuger Gerichtssaal. (Illustration: Erika Bardakci-Egli/HEKS/EPER)

Vertagung des Entscheids

Ibu Asmania sagt: «Jede Tonne CO2 zählt für uns. Jeder Dollar für Anpassungsmassnahmen und Schadensbehebung zählt. Es geht um unsere Zukunft.» Die Entwicklungsorganisation Heks unterstützt die Klagenden und schreibt: 

Der Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und zahlreiche nationale Gerichte haben bereits rechtliche Pflichten für Staaten und Unternehmen in Bezug auf den Klimawandel und seine Folgen definiert. Die Entwicklung ist klar: Grosse Treibhausgas-Emittenten werden zunehmend zur Verantwortung gezogen.

Ob das Zuger Kantonsgericht dies auch so sieht, ist weniger klar. Das Gericht hat den Entscheid, ob es auf die Forderungen der Klageparteien eintreten wird, vertagt.

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