Was macht dieser Altkleiderberg auf dem Bundesplatz?
Endlich mit Fast-Fashion aufräumen

Mit fünf Tonnen Altkleidern auf dem ­Bundesplatz fordert eine Koalition von Parlament und Bundesrat endlich wirksame Massnahmen gegen die schmutzige Mode-Industrie.

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POLITIK MUSS AUFRÄUMEN: Aktivistinnen machen auf dem Bundesplatz auf die Fast-Fashion-Problematik aufmerksam. (Foto: volltoll.ch / Public Eye)

Mit dem Erfolg chinesischer Modegiganten wie Shein und Temu sind die weltweite Produktion und der Konsum von Kleidung massiv angestiegen (work berichtete: rebrand.ly/­billigware). Auch die Schweiz bleibt von ­diesem Phänomen und seinen verheerenden Folgen nicht verschont. Schweizweit werden ­jedes Jahr 100'000 Tonnen Kleidung, hergestellt unter ausbeuterischen Bedingungen und oft kaum getragen, als Abfall verbrannt oder zur Entsorgung exportiert.

Abgabe auf Kleidung

Als Re­aktion auf diesen Fast-Fashion-Skandal haben 13 Organisationen aus der Zivilgesellschaft unter Mitbeteiligung der Unia fünf Tonnen Altkleider auf den Bundesplatz in Bern gekippt. Die Koalition verlangt einen systemischen Wandel in der Modebranche – hin zu einer Kreislaufwirtschaft, in der Qualität, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit im Zentrum stehen. Dazu werden die Einführung ­einer Abgabe auf neue Kleidung und Schuhe, die Förderung von Reparatur und Wiederverkauf sowie Anreize für eine nach­haltige Produktion und die ­Ge­währ­leistung menschenwür­diger Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette gefordert.

Petition für Modefonds

Der gemeinsame Protest ist Teil einer Kampagne der Organisation Public Eye, die den Bundesrat mit einer Petition zur Schaffung eines Schweizer Modefonds auffordert, der Unternehmen verpflichtet, sich an den sozialen und ökologischen Folgekosten ihres Geschäftsmodells zu beteiligen (work berichtete).

Mutloser Bundesrat

Im Juni hatte Sophie Michaud Gigon, Nationalrätin der Grünen (VD), eine Motion zur Einführung ­einer solchen Massnahme eingereicht. Zwar anerkennt der Bundesrat die Notwendigkeit einer nachhaltigeren Produktion und eines nachhaltigeren Konsums. Dennoch hat er den Vorstoss von Gigon abgelehnt: Er sieht «aktuell keinen Handlungsbedarf». Stattdessen setzt der Bundesrat auf freiwillige Initiativen der Unternehmen. Diese greifen jedoch viel zu kurz und dienen den Modekonzernen als grünes Mäntelchen, mit dem sie ökologisch und sozial verwerfliche Praktiken überdecken.

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