Von der Urwald-Uni in Peru bis zum Töff-Team in Polen:
Die erstaunlichsten ­Namensvetterinnen der Unia

Wer in der Schweiz den ­Namen Unia hört, denkt ­sofort an die Gewerkschaft. In anderen Ländern löst ­dieser Name aber ganz ­andere Assoziationen aus.

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DIE «UNIA ULTRAS»: Fans des Motorradteams aus der polnischen Stadt Leszno. (Fotos: PD)

Eine der vielen Fragen im Fusionsprozess vor über 20 Jahren war jene des Namens. Reine Abkürzungen wie «Smuv», «GBI» oder «VHTL» waren aus der Mode gekommen. Neu musste ein Name vor allem klingen. Aber auch Sinn ergeben. Und dazu noch eingängig sein. «Unia» schien all das zu vereinen. Es klang wie Union, das global verständliche Synonym für Vereinigung. Und in der Weltsprache Nummer eins heisst «the union» sogar exakt die Gewerkschaft. Mit der a-Endung konnte die Unia zudem ihren Anspruch auf bessere Vertretung der Frauen unterstreichen. Ein rundum stimmiges Paket also. Doch ein Unikat ist die Unia mitnichten! work präsentiert die erstaunlichsten Namensvetterinnen:

Landmaschinenproduzent

«Unia jetzt gebraucht oder neu kaufen.» So und ähnlich lauten diverse Internetinserate. Der Grund: Unia ist der Name des grössten polnischen Herstellers von Landmaschinen. Die 1882 gegründete, 1948 verstaatlichte und 1995 privatisierte Firma hat rund 1000 Angestellte und produziert jährlich fast 25 000 Pflüge, Eggen, Sä- und allerlei andere Maschinen. Knapp die Hälfte davon gehen in den Export. Kassenschlager ist die «Unia Europa», eine Feldspritzmaschine zur Ausbringung von Dünger und Pestiziden.

Eishockeymeister

Polen ist überhaupt das Stammland der Unias. Denn Unia ist das polnische Wort für Union. Und Unionen gibt es im einstigen Ostblockstaat zahlreiche, besonders im Sport. Die berühmteste Unia ist dort jene von Oświęcim, zu deutsch: Auschwitz. Der Eishockey-Erstligist gehört zu den erfolgreichsten Teams und ist der amtierende Landesmeister. Seine Fankurve sorgte zuletzt an einem Champions-League-Spiel gegen die Eisbären Berlin für einen Eclat: Die Auschwitz-Ultras zeigten dem Berliner Anhang ein riesiges Transparent mit dem Text: «Willkommen in der Stadt eures grössten Verbrechens.»

Töff-Team

Fast so populär wie Hockey ist in Polen Speedway, eine Variante im Motorradrennsport, bei der die Fahrerinnen und Fahrer auf Ovalbahnen ihre Runden drehen – und zwar oft in gut gefüllten Stadien. Das gilt ganz besonders für das historisch erfolgreichste Team, die Unia von Leszno, einer Stadt drei Autostunden östlich von Dresden: Laut einer Auswertung der Fangruppierung «Unia Ultras» pilgern knapp 10 000 Fans an jedes Rennen. Das entspricht einem Sechstel der Einwohnerschaft Lesznos.

Amazonas-Uni

Agronomie, Aquakultur, Erziehungswissenschaften oder Forstwirtschaft. Das sind die vier Studienrichtungen der Universidad Nacional ­Intercultural de la Amazonía, kurz Unia. Die Hochschule liegt am Stadtrand von Pucallpa, mitten im peruanischen Amazonasgebiet. Gegründet wurde die staatliche Uni 1999 nach einem Parlamentsbeschluss zur besseren Integration der zahlreichen indigenen Gemeinschaften. Nur fünf Jahre älter ist die Unia im spanischen ­Sevilla, die Universidad Internacional de Andalucía. Die Unia in Nizza (Université Nice Inter-Âges) ist dagegen keine Uni im herkömmlichen Sinne, sondern eine Gratisbildungsstätte für jedes Alter und ohne Eintrittshürden.

Panafrikanische Bruderschaft

Die 1920er Jahre waren nicht nur eine Hochphase des Ku-Klux-Klans. In den USA boomte auch die Unia, die Universal Negro Improvement Association, eine 1914 gegründete Bruderschaft des schwarzen ­Nationalismus und des Panafrikanismus. Dieser strebt die globale Einheit aller afrikanischen Menschen weltweit an. Die Unia befürwortete unter dem Motto «Ein Gott, ein Ziel, ein Schicksal» sogar die Emigration aller Schwarzen nach Afrika. Sie betrieb diverse Hilfseinrichtungen in über 40 Ländern und in den USA eine paramilitärische Einheit, eine Reederei sowie eine Investmentgesellschaft.

Antirassismus-Zentrum

In Belgien heisst das Zentrum für Chancengleichheit und Antirassismus seit 2013 Unia. Diese ist eine öffentlich-föderale ­Einrichtung mit gut 100 Mitarbeitenden, betreibt Forschung und berät als Kompetenzzentrum Bürgerinnen, Arbeitgeber, Politikerinnen und Behörden. Die Unia steht unter Druck. So zahlt die nationalistisch regierte Region Flandern seit 2023 keinerlei Beiträge mehr.

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