Ratgeber
Die work-Soundempfehlung zum feministischen Streik vom 14. Juni

Wie können wir uns besser auf den feministischen Streik einstimmen als mit Musik? Drei Frauenbands von heute und eine von früher, die Sie kennen sollten.

DREAM WIFE IN ACTION: Die britisch-isländische Band prangert in ihren Texten das Patriarchat an. (Foto: www.soundspheremag.com)

Hinds

Das spanische Duo Hinds wurde 2011 als Quartett gegründet, seit 2020 sind Carlotta Cosials und Ana Perrote zu zweit unterwegs. Beide kommen aus Madrid. Ihre Musik klingt ein bisschen wie Garage-Pop aus den 1960er Jahren: Gitarrenlastig, bewusst schrummelig und unperfekt. Der Gesang schlurft manchmal durch die Songzeilen, als wäre der Zug sowieso schon abgefahren und den Musikerinnen alles egal. Doch immer wieder sind da auch ganz viel Emotion und Wut – eingepackt in eingängige Melodien. Das neuste Album, «Viva Hinds», erschien 2024, und zum ersten Mal finden sich darauf nicht nur englische, sondern auch spanische Songs. Inhaltlich schwadronieren die beiden Musikerinnen lässig zwischen Liebeshymnen, Selbst­ermächtigung und Sarkasmus. Und singen immer wieder lautstark gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit an.
Reinhören: youtu.be/J5Aeilh0408

The Linda Lindas

«Racist, Sexist Boy», schreien vier Mädchen mit Jahrgängen zwischen 2004 und 2010 wütend ins Mi­krophon. Das Schlagzeug hämmert wie eine adrenalingetränkte Faust in den Boxsack, die beiden E-Gitarren und der E-Bass wummern mal drohend, mal vorwärtstreibend. Das Lied «Racist, Sexist Boy» basiert auf einer Erfahrung von Schlagzeugerin Mila de La Garza, die während der Coronapandemie wegen ihrer asiatischen Wurzeln von einem Mitschüler rassistisch beleidigt wurde. Ein Video, in dem sie den Song in einer Bibliothek spielen, wurde 2021 auf Youtube veröffentlicht und seitdem fast 2 Millionen mal abgespielt. Die Band aus Los Angeles erhielt daraufhin einen Plattenvertrag und hat mittlerweile zwei Alben herausgebracht. Und ja: Sie sind immer noch hässig. Gut so!
Reinhören: youtu.be/J5Aeilh0408

The Flying Lesbians

Leider existierte die deutsche Band The Flying Lesbians nur knapp drei Jahre lang, von 1974 bis 1977. Als eine der ersten Frauenbands Deutschlands besangen sie Themen, die heute noch aktuell sind: patriarchale Unterdrückung und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft sowie soziale Ungerechtigkeit. The Flying Lesbians kämpften für die Rechte und Sichtbarkeit von FLINTAs, ohne dass der Begriff damals schon geläufig war. Ihren Vorsatz, gegen das Patriarchat einzustehen, zogen sie rigoros durch: An den Konzerten waren keine männ­lichen Besucher erlaubt. Punk klingt in den Liedern von The Flying Lesbians schon an, vor allem in den Texten, musikalisch dominiert aber Bluesrock, mal auf englisch, mal auf deutsch gesungen.
Reinhören: youtu.be/dcPhwiCjw54

Dream Wife

«I am not my body, I am somebody», singt die britisch-isländische Band und wiederholt es fast mantraartig. Ihr Indierock mischt sich mit Punkattitüde und Pop. In ihren Texten prangern die Musikerinnen das Patriarchat an und benennen gesell­schaft­liche Miss­stände klar, laut, direkt und auch mal selbstironisch. Das Trio klagt auch immer wieder passive Zuschauerinnen und Zuschauer an, die Sexismus und Unter­drückung stillschweigend akzept­­ieren, indem sie weg­schauen. 2023 erschien mit «Social Lubrication» das dritte Album von Dream Wife.
Reinhören: youtu.be/2Ov_uABrg5U


KleenexHallo, Schweiz!

Natürlich! Es gibt auch ­feministische Musik aus der Schweiz. Am Anfang dieser Entwicklung steht die Zürcher Frauen-Punkband Kleenex, die 1978 gegründet wurde und sich 1980 wegen Konkurrenz zum Markennamen Kleenex umbenennen musste. Als LiliPUT war die ­Gruppe bis 1984 aktiv, erlebte dazwischen einige Musikerinnenwechsel. Bis heute hat Kleenex/LiliPUT
eine ­kleine, aber treue ­Fangemeinde.
Reinhören: youtu.be/i3F8OBK1YO4

Was läuft am 14. Juni?

Der diesjährige Frauenstreik steht unter dem Motto «Kein Schritt zurück – gemeinsam für Gleichstellung!»

In 25 Städten und Gemeinden sind an diesem Samstag, 14. Juni, Kundgebungen und Demonstrationen für mehr Gleichstellung geplant.


StreikfarbeViolett – für dich und mich

Die Streikfarbe der ­feministischen Bewegung ist Violett. Doch warum eigentlich?

Die Farbe des Frauen­streiks ist Violett. Schon Anfang des 20. Jahrhun­derts war die Farbe Violett ein Symbol der Frauenbewegung oder vielmehr: der Gleichberechtigung. Violett besteht aus einer Mischung von Rot und Blau – oder Hellblau und Rosa bei Lila – und symboli­siert damit die Gleichstellung der Geschlechter.

Geschichtlich gesehen ist Violett auch die Farbe der Macht. Schon vor Hunderten von Jahren zeigten sich Herrscher in purpur­farbenen Umhängen. Denn Purpur, also rötliches Violett, wurde aus dem Sekret von Purpurschnecken hergestellt und galt als die teuerste Farbe der Welt. In der Farbpsycho­logie gilt Violett gemeinhin als Farbe des Geistes, der Kreativität und der Spiritualität. Sie wird aber auch mit Mut verbunden.

Spätestens seit den Anti-Trump-Protesten ist auch Pink, das unter Feministinnen lange ver­schrien war, als Symbol für Naivität, die Farbe einer neuen Bewegung geworden. So werden sich bestimmt auch am 14. Juni ein paar pinkfarbene Statements im violetten Meer wiederfinden. 

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