Zeit für Widerstand
Es war ein «Blick»-Artikel, wohl eher ein Werbespot über eine Beauty-Klinik für Männer. Sie scheint zu laufen wie geschmiert (Haartransplantationen, Botox, das ganze Programm).

Die Industrie befindet sich in einer Schwächephase. Viele Unternehmen halten sich zurück, neue Produktionsanlagen oder Vorprodukte bei Industriefirmen zu bestellen, weil ihnen selbst die Nachfrage fehlt. Ein wichtiger Grund für die laue Nachfrage sind die Kaufkraftprobleme der Haushalte: Viele können sich wegen der schlechten Lohnentwicklung schlicht nicht mehr leisten. Aber auch die schwache Bautätigkeit in Europa, die Schwierigkeiten der deutschen Autobauer und die anhaltende Immobilienkrise in China machen der Schweizer Industrie zu schaffen. Zudem sitzen nach wie vor viele Firmen auf zu grossen Materiallagern, die sie abbauen wollen, bevor sie neue Bestellungen tätigen.
Trotz Nachfrageschwäche ist Schwarzmalerei fehl am Platz. Auch wenn weniger Aufträge eingehen, können die Industriefirmen immer noch Auftragspolster abarbeiten. Die Firmen können deshalb ihre Produktionskapazitäten fast wie im Durchschnitt auslasten. Auch das Geschäft insgesamt scheint bei vielen Firmen noch zu stimmen. So ist der Anteil der Industriefirmen, die von einem guten Geschäft sprechen, nach wie vor auf einem durchschnittlichen Niveau. Es verwundert daher nicht, dass die Firmen auch oft gute Gewinne erzielen. Das gilt besonders für die Mitglieder des Arbeitgeberverbands Swissmem, deren Aktien an der Börse gehandelt werden. Ihre Gewinnmargen sind nach wie vor hoch (vgl. Grafik). Dahinter stecken zum Beispiel ABB oder Schneider Electric, die beide von Investitionen in erneuerbare Energie profitieren. Aber auch andere Branchengrössen wie Georg Fischer, Geberit oder Schindler halten sich gut.
Positiv ist auch, dass wieder mehr Industriefirmen neue Bestellungen erwarten. Tatsächlich vermehren sich die Anzeichen, dass die Talsohle bald durchschritten wird: Gute Lohnabschlüsse wie zuletzt in Deutschland stärken die Kaufkraft, die tieferen Zinsen machen das Bauen wieder günstiger, und der Abbau der Lager schreitet voran. Zurückhaltung in den kommenden Lohnverhandlungen ist deshalb nicht angebracht. Vielmehr müssen die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre kompensiert werden. Und die Beschäftigten müssen stärker am Erfolg der Unternehmen beteiligt werden.
David Gallusser ist Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).