Baubüezerinnen fordern, dass sexuelle Belästigung bestraft wird

Belästigungen müssen endlich aufhören!

Iwan Schauwecker

Anfang Mai trafen sich die Unia-Bauarbeiterinnen zu ihrer zweiten nationalen Versammlung. Sie fordern verbindliche Regeln gegen sexuelle Belästigung.

KLEBER-OFFENSIVE: Das Tabu­thema sichtbar machen. (Foto: Unia)

Vor dem Frauenstreik 2023 hatte die Unia etwa 300 Bau­frauen zu ihren dringlichsten Anliegen befragt. Kritisiert wurden damals vor allem die unhygienischen Zustände in den Baustellen-WC, die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie die Mängel beim Gesundheitsschutz. Aber auch sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt war ein viel genanntes Problem. So gaben über die Hälfte der Teilnehmerinnen an, bereits sexuelle Belästigung erlebt zu haben. Und ein Viertel gab an, ­sexualisierte Gewalt erlitten zu haben. So auch Malerin Yelinez Hofer: «Als wir ein Fitnessstudio strichen, hat mich der Besitzer immer wieder angefasst.»

GENUG: Malerin Yelines Hofer lässt sich Belästigungen nicht gefallen. (Foto: Keystone)

Als erste Antwort auf die Umfrage hat die Unia mit den Baufrauen eine Kleber-Offensive entwickelt, die das Tabuthema sichtbar macht. Die pinken Kleber sollen den Unmut der Frauen in die Betriebe tragen. Ob am Spind des Kollegen, der schlüpfrige Sprüche klopft, oder an der Bürotür des Chefs, der passiv bleibt – mit den Klebern markieren Frauen und solidarische Männer ihren Arbeitsplatz zur belästigungsfreien Zone (work berichtete).

KONKRETE MASSNAHMEN

Anfang Mai tagten Baufrauen zum zweiten Mal in Bern. Dabei verlangten sie von den Arbeitgebern Sofortmassnahmen, die sie gemäss ihrer Fürsorgepflicht umsetzen müssten. Die Versammlung fordert konkret eine Nulltoleranz-Strategie, Reglemente und Leitlinien gegen Sexismus. Zur konsequenten Umsetzung brauche es ausserdem Strafen für die Täter sowie klare Handlungsvorgaben gegen Mobbing und sexuelle Belästigung. Zudem fordern die Baufrauen, dass Firmen mit externen Fachstellen zusammenarbeiten und ihre Angestellten und Vorgesetzten schulen.

ES IST KEIN FLIRT

Zudem müsse das Verbot der ­sexuellen Belästigung gemäss Gleichstellungsgesetz in den Gesamtarbeitsverträgen konkretisiert werden. «Die Chefs müssen wissen, dass sie in der Pflicht sind – wenn sie nicht nachweisen können, dass sie alles gegen sexuelle Belästigung unternommen haben, müssen sie die Haftung übernehmen», sagt Bruna Campanello, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung und Co-Leiterin Sektor Gewerbe. Die Bau­frauen betonen, dass sexuelle Belästigung niemals etwas mit Flirten zu tun habe, sondern einen Machtmissbrauch darstelle, den sie konsequent bekämpfen werden.

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