Erfolgreich interveniert

1 Tag nach Unia-Warnung: Genfer Ekel-Baustelle ist jetzt blitzblank

Jonas Komposch

Berge voller Abfall, ein Zmittagstisch mitten im Dreck und das Treppenhaus eine einzige Kabel-Stolperfalle. Wieder einmal brauchte es die Gewerkschaft, um aus einem gefährlichen Saustall eine würdige Baustelle zu machen.

«EIN EINZIGES CHAOS»: Was Unia-Mann Denis Coskun bei dieserr Baustellenvisite antraf, konnte er so nicht stehen lassen.

Im Kampf um sichere und hygienische Baustellen hat die Genfer Unia in den letzten Jahren ein wirksames Mittel entwickelt. Immer wenn Gewerkschaftssekretärinnen haarsträubende Bauplätze entdecken oder wenn solche von den Arbeitern selbst gemeldet werden, hagelt es sofort ein Ultimatum zuhanden des verantwortlichen Generalunternehmens und der Bauherrschaft.

So auch am 10. April, als Unia-Mann Denis Coskun an der Rue de Carouge 97 im Plainpalais-Quartier auf Baustellenvisite war. Es handelte sich um die klassische Totalsanierung eines Altbaus. Doch was Coskun da zu Gesicht bekam, sei kaum auszuhalten gewesen: «Überall lag Abfall herum, Bauschutt, Holzreste, Müllsäcke und sogar alte Schuhe – ein einziges Chaos!» Das sei nicht nur ekelhaft, sondern vor allem auch gefährlich, besonders im Treppenhaus, das ebenfalls zugemüllt und mit Stromkabeln durchzogen gewesen sei. Coskun: «Dass bei diesem Kabelsalat noch niemand die Stufen hinuntergefallen ist, grenzt an ein Wunder!»

Blockadedrohung durch die Blume

Am schlimmsten sei aber jener Raum gewesen, in dem die Büezer ihr Mittagessen einnehmen mussten: «Inmitten eines verdreckten Lagerraums stand ein Tisch, überzogen mit einer dicken Staubschicht.» Das verstösst – unter anderem – gegen das Baustellenreglement des Kantons Genf. Dieses garantiert den Arbeitenden aller Berufe auf jeder Baustelle und für die gesamte Baudauer einen beheiz- und abschliessbaren Umkleideraum sowie einen ebensolchen Speiseraum. Coskun hatte genug gesehen, zumal er in der staubigen Luft kaum habe atmen können.

Noch am selben Tag informierte Coskun die Medien, setzte dem verantwortlichen Bauunternehmen eine 24-Stunden-Frist und stellte klar: «Verstreicht diese Frist ungenutzt, wird die Unia gewerkschaftlich adäquate Mittel ergreifen.» Dass dies auch eine Baublockade oder sogar Streik bedeuten kann, begriff auch der Hauptunternehmer. Coskun traf bei seinem Kontrollgang tags darauf jedenfalls eine gänzlich andere Baustelle an: «Sie war blitzblank und erfüllte alle Normen.» Wachsam werde er aber weiterhin bleiben. Und auch die betroffenen Arbeiter wüssten jetzt Bescheid – über ihre Rechte und wer sie verteidigt.


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