Kächs Konter

Burger, Badi, plumpe Lügen

Marius Käch

Marius Käch ist Bauarbeiter in Zürich und Gewerkschafter.

Am Wochenende nach der letzten grossen Hitzewelle bin ich Burger essen gegangen – zusammen mit meinem Nachbarn Sascha. Im schön gekühlten Restaurant ist uns dann der Appetit gekommen, denn wir beide arbeiten bei jedem Wetter draussen und sind die Tage zuvor richtig ins Schwitzen ge­raten. Bei Sascha heisst das was. Er ist zeitlebens Maurer – und zwar aus Leidenschaft. Und als Zwei-Meter-Hüne haut ihn nicht viel um. Aber bei Temperaturen von über 30 Grad ist es wirklich niemandem mehr wohl. Wie alle Bauleute wissen, ist bei milderen Temperaturen das Unfallrisiko sieben Prozent tiefer. Also weniger Leute, die im Spital landen oder ins Gras beissen. Zusammen mit der Tat­sache, dass die Gefahr von Hautkrebs und Hitzschlag vorerst gebannt ist, kommt wieder richtig Motivation auf bei der Büez.

Badi für Bauleute schon um drei? Von wegen!

SCHLUSS ERST NACH 17 UHR. Zur Freude von Sascha und mir hat die Unia wegen der Spitzentemperaturen um die 35 Grad abermals versucht, die Gesundheit der Bauleute besser zu schützen und einen Baustop zu erreichen. Wegen des Widerstands der Baumeister ist da aber nichts gegangen. Und deren Mediensprecher, Matthias Engel, hatte sogar noch die Frechheit, ohne mit der Wimper zu zucken, in die Kamera zu lügen: Am 22. August sagte er im Interview mit Tele Z, hitzefrei sei «keine ­gute Lösung auf dem Bau». Begründung: «Weil es wirklich erst um drei oder vier Uhr nachmittags klar über 30 Grad ist. Dann haben die Bauleute ­eigentlich schon Feierabend und gehen in die Badi.» Als Sascha das hört, lupft’s ihm den Hut.

«In welcher Welt lebt denn dieser Sklaventreiber?» hallt es jetzt durch die Burgerbude. Denn Sascha weiss genau: Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) deckelt die tägliche Arbeitszeit bei neun Stunden. Wenn also um sieben Uhr Baubeginn ist und wenn ein Znüni und ein Zmittag eingelegt werden, ist erst nach 17 Uhr Schluss. Dann kommt aber noch die Heimfahrt durch den Feierabendverkehr dazu. Und überhaupt: Die neun Stunden gelten nur «in der Regel», dürfen also überschritten werden. Und von diesem Recht machen die Chefs fleissig Gebrauch! Da ist also gar nichts mit Badi am Nachmittag. Im Gegenteil: Chrampfen und stressen für die knappen Termine lautet die Devise! Am liebsten zwölf Stunden am Tag, wie die Baumeister bei der letzten LMV-Verhandlung forderten.

Das schöne Wochenende wollten wir uns aber nicht verderben lassen: Runde zwei also im Burger-Spunten und danach ein Gump in die Limmat!

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