Wo, was, wer und wann am 14. Juni 2023

Raus zum Frauenstreik!

Jonas Komposch

Am 14. Juni wird die Schweiz wieder lila! work zeigt, was, wann, wo läuft: in der grossen Agenda zum feministischen Streiktag.

HISTORISCH: Hunderttausende gingen am 14. Juni 2019 für mehr Gleichstellung auf die Strasse. (Foto: Keystone)

Die grosse work-Agenda im PDF gibt’s hier.

Aufgebäumt hat sie sich schon lange, jetzt rollt sie mit Getöse wieder heran – die lila-pinke Welle des feministischen Streiks. Landauf, landab mobilisieren Aktivistinnen auf den grossen Tag. Geplant sind betriebliche Aktionen, kreative Proteste, Picknicks, Info-Anlässe, Filmvorführungen, Kundgebungen und gegen Abend hin natürlich Demonstrationen. Und zwar solche, die in rauschende Strassenfeste übergehen. Wie gross diese werden, steht noch in den Sternen. Doch viele rechnen mit einem erneuten Massenauflauf. Denn die Protestgründe sind nicht weniger geworden. Im Gegenteil!

DIE GEGENWART. Die Lohndiskriminierung hat zugenommen, das AHV-Eintrittsalter der Frauen wurde gegen ihren Willen erhöht, und auch die Krise in der Pflege, wo zu 86 Prozent Frauen arbeiten, spitzt sich in rasendem Tempo zu. Auch punkto Sicherheit hat sich kaum was verbessert: Immer noch registriert die Polizei rund 20 000 Straftaten pro Jahr im Bereich häuslicher Gewalt. Jede Woche versucht ein Mann, seine (Ex-)Partnerin zu töten. Alle zwei Wochen gibt es einen Femizid, also einen Mord an einer Frau, einfach weil sie eine Frau ist. Und die wählerstärkste Partei im Land geht gerade mit Sexismus und Transfeindlichkeit auf Stimmenfang. Klar, stehen da die Frauen (und ihre Verbündeten) auf! Und klar, haben es ihre Forderungen in sich!

AKTUELL: Mit einer Warm-up-Aktion nahem am 31. Mai in Bern Frauen aus der ganzen Schweiz Anlauf für den neuen Streik. (Foto: Monika Flückiger / SGB)

DIE ZUKUNFT. So verlangt die Nationale Versammlung der Streikkollektive unter anderem: eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn; eine sofortige Stärkung der AHV und langfristig die Abschaffung des Drei-Säulen-Systems zugunsten einer Volkspension; die Abschaffung des privaten Krankenkassensystems zugunsten einer öffentlichen Einheitskasse, die nach dem Prinzip der Reichtumsumverteilung finanziert wird; nationale Massnahmen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer, sexualisierter und häuslicher Gewalt; ein Jahr Elternzeit für jede Erziehungsperson; Asyl und maximalen Schutz für Menschen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder ihrer sexuellen Orientierung flüchten mussten; und noch mehr (alle Forderungen gibt’s auf feministischerstreik.ch).

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund geht in seinen Forderungen teils etwas weniger weit – so etwa beim Drei-Säulen-System. Dafür verlangt er zusätzlich einen 13. Monatslohn für alle, mindestens 5000 Franken Lohn für alle Ausgelernten sowie eine faire Verteilung der Sorgearbeit durch die Integration der Kindertages­stätten in den Service public. Alle Streikgründe und -forderungen des SGB gibt’s zum Nachlesen auf 14juni.ch.

Gemeinsame Momente in der ganzen Schweiz

  • 10.46 Uhr: Protest gegen Altersarmut und Rentendiskriminierung. Denn: In der Schweiz müssen Frauen im Alter mit durchschnittlich 34,6 Prozent weniger Rente auskommen als Männer. Das zeigt ein Bericht des Bundes- rats. Das heisst: Frauen arbeiten jeden Tag 2 Stunden und 46 Minuten, ohne dass das zu ihrer Rente beiträgt!
  • Mittags: kollektive Pause mit feministischen Picknicks auf öffentlichen Plätzen.
  • 13.33 Uhr: Protest gegen Gratisarbeit. Auf das gesamte Arbeitsleben gesehen, verdienen Frauen 43,2 Prozent weniger als Männer. Das zeigt ein Bericht des Bundes. In dieser Zahl berücksichtigt ist die Teilzeitarbeit. Frauen arbeiten häufiger Teilzeit, weil sie daneben noch immer den Löwinnenanteil der unbezahlten Care-Arbeit stemmen. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz mit diesem riesigen Lohnunterschied auf Rang 28 von 30! Umgerech- net auf einen Arbeitstag, arbeiten Frauen 3 Stunden und 27 Minuten gratis. Also ab 13.33 Uhr!
  • 15.24 Uhr: Lärm machen gegen Lohndiskriminierung. Denn selbst wenn die Teilzeitarbeit nicht berücksichtigt wird, ist der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern noch immer riesig! Bei einem 8-Stunden-Tag, der von 8 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr dauert, arbeiten Frauen wegen der anhaltenden Lohnungleichheit ab 15.24 Uhr gratis.
  • Danach: Kundgebungen, Aktionen und Demonstrationen gegen Mehrfachdiskriminierung und sexualisierte Gewalt, für mehr Anerkennung für bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit, für eine Elternzeit und vieles mehr.

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