Mondelez: Schoggikonzern knausert bitter

5 Gründe, warum sich der Protest bei Toblerone trotzdem gelohnt hat

Iwan Schauwecker

Angestellte der Toblerone-Fabrik in Bern forderten 6 Prozent Lohnerhöhung. Nun werden sie vom Milliardenkonzern Mondelez mit 1,8 Prozent abgespeist. Das ist viel zu wenig – und trotzdem ein kleiner Erfolg.

KEIN SCHOGGI-JOB: Toblerone produziert neu rund um die Uhr. Doch die Toblerone-Besitzerin behält die Milliardengewinne lieber für sich, statt die Büezerinnen und Büezer anständig zu entlöhnen. (Foto: Keystone)

Irrsinnige 2,7 Milliarden Reingewinn verbuchte Mondelez im letzten Jahr. Der US- Lebensmittelmulti besitzt auch die Schweizer Traditionsmarke Toblerone. Doch die 220 Mitarbeitenden der Toblerone-Fabrik in Bern Brünnen haben nichts vom Riesengewinn. Denn das Konzernmanagement zeigte sich bei den kürzlich gescheiterten Lohnverhandlungen von seiner knausrigsten Seite: Obwohl die Belegschaft in den letzten Wochen für eine generelle Lohnerhöhung von 6 Prozent gekämpft hat, gewährt das Management lediglich eine generelle Lohnerhöhung von 1,8 Prozent. Hinzu kommen sogenannte individuelle Anpassungen, deren genauer Umfang aber unbekannt ist.

«Auf dem jetzigen Resultat können wir aufbauen. Ich bin schon gespannt auf die nächsten Lohnverhandlungen.»

MUTIGE BELEGSCHAFT

Das ist skandalös wenig und entspricht wegen der Inflation sogar einer Reallohnsenkung. Ausserdem wird auch die Mehrbelastung durch das neue Vierschichtsystem nicht honoriert. In der Berner Fabrik wird nämlich inzwischen an sieben Tagen pro Woche produziert – und das rund um die Uhr!

Für Johannes Supe, der bei der Unia für die Lebensmittelbranche zuständig ist, ist es ein zwiespältiges Resultat: «Das ist keine einvernehmliche Lösung, und doch hat sich der Protest der letzten Wochen gelohnt», sagt er.

Und das sind die Gründe:

  1. Ganz zu Beginn gab es seitens von Mondelez überhaupt kein Angebot für eine Lohnerhöhung. Erst auf Initiative der Belegschaft und der Unia wurde ein erstes Angebot unterbreitet: 1,2 Prozent auf individueller Basis, also je nach Gutdünken des Managements, verteilt auf die jeweiligen Mitarbeitenden.
  2. Nach ersten Protesten erhöhte der Konzern sein Angebot auf das angeblich «Höchstmögliche», nämlich 1,5 Prozent – immer noch auf individueller Basis. Erneut machte die Belegschaft öffentlich Druck – mit Erfolg.
  3. In einer weiteren Verhandlungsrunde bot das Management 1,8 Prozent individuelle Erhöhungen. Die Belegschaft lehnte abermals ab und stellte weitere Proteste in Aussicht.
  4. Das wirkte erneut: Aus den individuellen 1,8 Prozent wurden nun plötzlich kollektive 1,8 Prozent – also gesichert für alle Mitarbeitenden. Zudem weitergehende individuelle Erhöhungen. Die Unia vermutet nun einen Gesamtumfang von rund 2 Prozent.
  5. Generelle Lohnerhöhungen haben in der Toblerone-Fabrik extremen Seltenheitswert. Bis auf eine Ausnahme im Jahr 2022 sind für die letzten 15 Jahre gar keine bekannt!

Gewerkschafter Supe sagt, er sei stolz auf den bemerkenswerten Einsatz der Arbeiterinnen und Arbeiter, auch wenn er mit dem Resultat der Lohnverhandlungen überhaupt nicht zufrieden sei. Auch Betriebselektriker Urs Brunner sieht’s so. Der Toblerone-Mann mit 21 Dienstjahren auf dem Buckel hat sich besonders engagiert und am 1. Mai auf dem Bundesplatz sogar eine Rede geschwungen. Brunner sagt: «Ich finde es schade, dass ein so grosser Konzern uns nicht einmal die Teuerung ausgleichen will. Doch auf dem jetzigen Resultat können wir aufbauen. Ich bin schon gespannt auf die nächsten Lohnverhandlungen.»


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