Weil die Aktien zu wenig abwerfen:

Bauriese Implenia will schrumpfen

Jonas Komposch

Seiner radikalen Neu­orientierung will der Baukonzern Implenia europaweit 2000 Stellen opfern. In der Schweiz sind 250 Jobs in Gefahr.

MARGARITE OHNE BLÜHGARANTIE: Implenia will jene Geschäftszweige mit wenig soliden Margen abstossen. (Foto: Keystone)

Rund 10’000 Personen arbeiten für Implenia, die mit Abstand grösste Baugruppe der Schweiz. Das soll sich jetzt ändern. Am 27. Oktober machte der Konzern ein massives Abbauprogramm ­öffentlich. Man werde jene Geschäftszweige verkaufen oder ganz einstellen, die zu wenig «solide Margen» abwürfen. Und damit innert dreier Jahre 2000 ­Vollzeitstellen streichen und 750 Mitarbeitende entlassen. Hintergrund dieser Übung: Der Wert der Implenia-Aktie hatte sich 2018 mehr als halbiert – und seither nicht mehr erholt.

Nun greift der Konzern also, wie er sagt, zu «unvermeidbaren, schmerzhaften Massnahmen». Und zwar im In- und Ausland. So will der Baukonzern die meisten seiner Tätigkeiten in Österreich, Schweden, Norwegen und Rumänien ganz abstossen. Nur der Tunnelbau soll dort noch bleiben. In der Schweiz und Deutschland hingegen werden neben dem Tunnel- auch der Hoch- und Tiefbau weitergehen. Zudem plant Implenia, hier mehr Arealentwicklungen durchzuführen und häufiger als General- oder Totalunternehmer aufzutreten.

Unia fordert von Implenia: keine
Entlassungen!

AUGEN AUF AARAU

Dennoch will der Riese auch in der Schweiz zunächst schrumpfen: Gewissen Werkhöfen droht das Aus, dem Maschinenpark ein Ausverkauf. Und vor allem: rund 250 Mitarbeitenden die Entlassung. Dagegen wehren sich Unia und Syna. Beide Gewerkschaften teilen mit, der geplante Abbau dürfe nur über natürliche Fluk­tuationen, nicht mit Kündigungen vollzogen werden. Dazu Unia-Bauchef Nico Lutz: «Falls Implenia das nicht schafft, erwarten wir wenigstens einen vorbild­lichen Sozialplan.» Schliesslich rechne der Konzern schon im nächsten Jahr mit einem starken Ergebnis und höheren Renditen. Ausserdem seien die Konjunkturprognosen für den Schweizer Hoch- und Tiefbau mittelfristig durchaus gut. Und noch etwas fordert Lutz vom Bauriesen: «Dass er jetzt auf Dividendenausschüttungen und Bonizahlungen verzichtet.» Wie fair sich Implenia tatsächlich verhalten wird, dürfte sich bald in Aarau zeigen. Dort ringt der Konzern mit den Gewerkschaften gerade über einen schon früher angekündigten Abbau von rund 30 Stellen.

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