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Feuerwehrmann Eddine Kelkouli: «Kein Mensch soll Schaden nehmen»

Sabine Reber

Hauptsache sicher: Sei es bei der ­Lebensmittelherstellung oder bei der Kompanie Nachtwache der Berner Berufsfeuerwehr, Unia-Mann Eddine Kelkouli (27) engagiert sich für das Wohl der Allgemeinheit.

VIELSEITIG. Eddine Kelkouli (27) ist Feuerwehrmann, leitet ein Mikrobiologielabor und engagiert sich bei der Unia. (Fotos: Severin Novacki)

«Macht ein schönes Hosenpäckli!» ruft der Übungsleiter. «Eddine, Position 7!» In Unterhosen stehen die Männer in der Garage der Feuerwehrkaserne Bern, warten auf den nächsten Befehl. «Kellerbrand an der Zieglerstrasse!» ruft der Übungsleiter. Die Männer springen in die Schutzanzüge, ziehen die Hosen hoch, schliessen die Jacken, stülpen sich die Brandschutzhauben über die Ohren, setzen die Helme auf. Keine drei Sekunden später sitzen sie alle auf der richtigen Position in den beiden Tanklöschfahrzeugen, montieren ihre Atemschutzgeräte, schalten den Funk ein, und die Warnlichter gehen an.

Der Übungsleiter klopft an die Wagen, das Zeichen, dass die Kompanie Nachtwache in ihrer Übung nun am Ort des Brandes angekommen ist. Die Türen fliegen auf, die Männer rollen Löschleitungen aus, machen die Wärmebildkamera einsatzbereit. Brecheisen und Vorschlaghammer («Türöffnungsmaterial») sowie ein Rauchvorhang werden gefasst. Die Männer schwitzen in ihren feuersicheren Anzügen. Frauen sind momentan keine eingeteilt im Nachtwachekorps, aber einige seien in der Ausbildung zur Berufsfeuerwehrfrau, sagt Kelkouli.
An dem verschneiten Übungsabend im März werden die Feuerwehrmänner noch mehrmals die Treppe beim Übungsturm hinauf- und hinunterrennen, ihre Atemluftflaschen auf den Rücken geschnallt, schwere Schläuche über die Schultern geworfen. Eddine Kelkouli lacht: «Die Feuerwehr hält uns alle fit, körperlich und mental!»

DER BUBENTRAUM WIRD WAHR. Feuerwehrmann – das sei ganz klar sein Kindertraum gewesen, erzählt Kelkouli. In der Nähe ­einer Feuerwehrkaserne in Bern aufgewachsen, sei er als Junge jedesmal auf den Küchenbalkon hinausgerannt, wenn die Feuerwehr ausrückte. Aber nicht nur die Feuerwehrautos, auch das Feuer selber übe bis heute eine grosse Faszination auf ihn aus: «Feuer, das ist pure Energie. Wie aus einem Zündholz ein riesiger Waldbrand entstehen kann, das fasziniert mich enorm.»

Natürlich könne auch mal etwas schiefgehen. Er zuckt die Schultern, zimperlich sei bei der Feuerwehr sicher keiner. Und nein, Angst habe er eigentlich nie. Aber da sei sicher auch der Reiz des Adrenalins im Spiel, denn: «Dort, wo andere Leute manchmal schreiend rausrennen, gehen wir rein! Und dafür braucht man Begeisterung und regelmässiges Training. Sonst würde man das ja nicht machen.» Etwas zögernd fügt er an, insgeheim habe wohl jeder Feuerwehrmann auch einfach Freude am «bubele», wie der berndeutsche Ausdruck für lausbubenhaftes Feuerchen-machen heisst. Und wenn er mit seinen Kollegen grilliere, dann würden die ihn natürlich schon anzünden mit Sprüchen wie: «Gut, dass du dabei bist, Eddine, falls etwas passiert …»

JEDER GRIFF MUSS SITZEN: Das Nachtwachekorps der Berner Berufsfeuerwehr bei einer Übung.

EIN KLEINER ZOO. Hauptberuflich leitet Kelkouli das Mikrobiologielabor beim Lebensmittelhersteller Haco in Gümligen, wo unter anderem Bouillon, Würzmittel, Kaffee, Schoggipulver, Fertigsaucen und Suppen hergestellt werden. Dort führt er ein Team
mit vier Mitarbeitenden. Ihre Hauptaufgabe: die hergestellten Produkte und ihre Produktionsumgebung auf Bakterien und Schimmelpilze zu unter­suchen. Die meistgesuchten Keime seien Salmonellen, Listerien, Escherichia coli, Staphylokokken und Bacillus cereus. Das sei ein bisschen wie ein Zoo, erzählt Kelkouli, «man muss die Bakterien füttern und pflegen, sonst sterben sie ab.» An diesem Beruf interessiere ihn, dass die Arbeit viel mit Natur zu tun habe, denn «alle Organismen leben in Symbiosen miteinander». Es gebe auch nicht einfach gute und schlechte Bakterien, sondern das Ganze sei viel komplexer. Kelkouli: «Es geht vielmehr darum, dass die richtigen Bakterien in der richtigen Zahl am richtigen Ort sind und dass keine schädlichen Erreger in den Lebensmitteln auftauchen.» Er mache seine Arbeit auch gerne, da er so mithelfen könne, damit unser Umfeld etwas sicherer werde. Er sagt: «Sicherheit ist im Grunde das Wichtigste bei allem, was ich mache; es geht immer in erster Linie darum, dass kein Mensch zu Schaden kommt.»

GEWERKSCHAFTLICHES ENGAGEMENT. Das Thema Sicherheit interessiert den engagierten jungen Mann auch im weiteren Sinn. Darum sei er bei der Gewerkschaft Unia und in der SP aktiv. Kelkouli: «Mir ist wichtig, dass niemand im Alter verarmt, dass die sozialen Leistungen gerecht verteilt werden und alle genug zum Leben haben; es geht darum, dass alle Menschen in Sicherheit leben können.» Und mit «allen Menschen» meine er nicht nur die Schweizer. Mit seinem Engagement möchte er ein klein wenig dazu beitragen, dass die Welt etwas sicherer und auch gerechter wird. Und nein, das sei nicht sinnlos: gerade bei der Unia sehe man das, dass der Einsatz jedes einzelnen zähle, denn «wenn wir breit abgestützt sind, ist unsere Position bei den Verhandlungen stärker!».


Eddine Kelkouli Vielseitig Engagiert

Eddine Kelkouli (*1990) lebt zusammen mit seiner Freundin in Wabern bei Bern. Er machte eine Lehre als ­Biologielaborant. Dann sammelte er Berufserfahrungen in der Lebensmittel­branche. Er nimmt als kantonaler Experte auch Lehrlingsprüfungen ab. Seit eineinhalb Jahren leitet Kelkouli bei Haco AG in Gümligen den Fachbereich Mikrobiologie.

LÖSCHER. Er begann 2006 in der Freizeit die Aus­bildung zum Feuerwehrmann. Nun ist er Gruppenführer. Im Stundensold leistet er Einsatzdienste und unterstützt bei grösseren Ereignissen die Berufsfeuerwehr. Bei der Stadt Bern ist er zudem im Stundenlohn als «Heissausbildner» im Brandhaus der Gebäude­versicherung (GVB) angestellt. Die Feuerwehr sei sein Hobby und sein Sport, erzählt Kelkouli: «Meine Freundin spielt Volleyball, ich halte mich bei der Feuerwehr fit und pflege hier die ­Kameradschaft.»

POLITIKER. Kelkouli engagiert sich in der Freizeit auch politisch und gewerkschaftlich. Er setzt sich im Vorstand der regionalen Sektion Industrie der Unia für bessere Arbeitsbedingungen und gute Gesamt­arbeitsverträge ein. Auch ist er im ­Vorstand der SP Köniz, auf deren Liste er für das Berner Kantonsparlament kandidierte.

1 Kommentar

  1. Slimane Kelkouli

    Ich bin sehr zufrieden mit meinem Sohn Eddine

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