Drei Fünftklässlerinnen über Vorbilder und Berufswünsche

Alles ausser Prinzessin

Patricia D’Incau und Sabine Reber

Am nationalen Zukunftstag waren Salam, Eliesa­ und Jeanne Rose bei work zu Gast. Was wollen sie denn einmal werden?

Mädchenpower: Salam, Eliesa und Jeanne Rose (v. l. n. r.) zu Besuch auf der work-Redaktion. (Foto: Franziska Scheidegger)

work: Am Zukunftstag sollen Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse ein erstes Mal die Berufswelt erkunden. Habt ihr drei schon eine Idee, was ihr einmal werden möchtet?
Salam: Ich möchte eine Marke aufbauen, als Designerin. Für Schminksachen und Kleider, die ich selber entwerfen würde. Am liebsten würde ich Kleider für Feste machen, zum Beispiel Röcke. Also nicht unbedingt etwas, das man im H & M sieht und gewöhnlich ist.
Eliesa: Zuerst wollte ich auch Designerin werden. Ich möchte aber auch gerne im Büro arbeiten oder als Kinderärztin. Wenn ich zu meinem Kinderarzt gehe, dann beobachte ich immer, wie dort gearbeitet wird. Das interessiert mich.
Jeanne Rose: Mein grösster Berufswunsch ist Balletttänzerin. Ich tanze schon seit fast acht Jahren und möchte das professionell machen. Falls das nicht klappt, dann möchte ich einen Beruf, in dem ich selber etwas erfinden und basteln kann.

Was interessiert euch denn an Kleidung?
Eliesa: Bei Hosen schaue ich zum Beispiel darauf, wie sie geschnitten sind, oder bei Pullovern, was aufgedruckt ist. Ich gehe auch oft zu meiner Oma, die ist Designerin. Sie erklärt mir, wie man etwas entwirft, schneidert und näht, und dann versuche ich es selber. Mit der Nähmaschine bin ich noch nicht so gut, aber gerade habe ich eine Hose für meinen kleinen Cousin gestrickt.

Spielt es eine Rolle, ob den Jungs eure Kleidung gefällt?
Jeanne Rose: Nein, das ist mir egal.
Eliesa: Mir auch.
Salam: Mir ebenfalls. Hauptsache, sie gefällt mir selbst.

Als ihr heute morgen hier angekommen seid, habt ihr für euer Treffen ­mit der Fotografin geübt und dafür Laufsteg gespielt. Findet ihr auch ­Modeln spannend?
Eliesa: Nein, gar nicht. Aber als wir hier angekommen sind, haben wir gesehen, wie alle hier so schön laufen. Das wollten wir auch.

Wie sind die Leute denn gelaufen?
Eliesa: Mit grossen Schritten.
Jeanne Rose: Und so stolz. Sie haben gelächelt und haben sich unterhalten.
Eliesa: Ich hatte das Gefühl, dass die Leute hier ihre Arbeit gerne machen.

Wenn ihr einmal einen Beruf habt: Was wäre euch wichtig?

«Jede soll werden können, was sie will – ausser Prinzessin oder so.»

Salam: Vor allem, dass mir der Beruf Freude macht.
Eliesa: Bei mir ist es genauso – und dass ich für meine Arbeit den richtigen Lohn bekomme.
Jeanne Rose: Mir ist es auch wichtig, dass ich genug Geld verdiene, um Essen, Kleider und eine Wohnung zu bezahlen. Gleichzeitig würde ich aber keinen Beruf machen, der mir gar nicht passt, nur wegen des ­Geldes.
Eliesa: Ja, es gibt wichtigere Dinge als Geld.

Zum Beispiel?
Eliesa: Dass das Leben Spass macht und man nicht nur lebt, um Geld zu verdienen.
Salam: Ich finde auch die Familie wichtiger.
Jeanne Rose: Ja, und dass man Freunde und Hobbies hat. Mir liegt das Ballett sehr am Herzen. Das würde ich nicht einfach so gegen Geld tauschen.

Gibt es Menschen, die für euch Vorbilder sind?
Eliesa: Mein Vater, meine Mutter und meine Oma. Hat mein Vater ein Ziel, dann setzt er alles daran, es zu erreichen. Das versuche ich auch. Meine Mutter ist mein Vorbild, weil alle sagen, ich sähe aus wie sie. Und meine Oma ist mein Vorbild, weil sie Designerin ist und ich genau so sein möchte wie sie.

«Wichtig an meinem Beruf wäre mir, dass er Freude macht  …»

Jeanne Rose: Bei mir ist es meine Ballettlehrerin, weil sie es geschafft hat, sehr gut zu tanzen und Auftritte zu haben. Sie hat zum Beispiel «Schwanensee» im Opernhaus getanzt. Das ist ein grosser Traum. Aber auch meine Mutter ist ein Vorbild für mich, weil sie sehr zielstrebig ist.
Salam: Für mich ist meine ganze Familie ein Vorbild. Vor allem aber meine Mutter. Wenn ich eine Frage habe, dann weiss sie immer Rat. Ich schaue auch oft Bastel­videos auf Youtube, und mir gefällt, was die Leute dort machen. Ich versuche immer, das nachzumachen. Meistens gelingt es mir nicht. Aber dann probiere und probiere ich, bis ich es kann.

Arbeiten die Männer in eurer Familie in anderen Berufen als die Frauen?

«… und dass ich für meine Arbeit den richtigen Lohn bekomme.»

Eliesa: Die Frauen arbeiten öfter zu Hause in der Familie. Die Männer sind in einem Beruf in einem Unternehmen. Mein Vater arbeitet in einer Fabrik und macht dort kleine Teile für Uhren. Mein Opa ist Bauarbeiter und mein Onkel Heizungssanitär.
Salam: Bei uns ist das auch so. Mein Vater ist Journalist, mein Onkel Übersetzer.
Jeanne Rose: Meine Mutter ist Journalistin und mein Vater Informatiker. Eigentlich arbeitet niemand in der Familie in einem Beruf, der speziell für Frauen oder Männer ist. Ich finde auch, es gibt nicht wirklich Berufe, die entweder nur für die einen oder nur für die anderen sind. Wenn eine Frau Bauarbeiterin werden will oder ein Mann Kindergärtner, dann sollen sie das doch machen, wenn es ihnen gefällt. Ich finde, dass jeder auf dieser Welt die Möglichkeit haben soll, das zu werden, was er oder sie möchte. Ausser Prinzessin oder so.

Visite bei der Chefin

«Lasst uns schauen gehen, was eine Chefin so macht!» Und schon war eine neugierige Kinderschar auf dem Weg in den zweiten Stock am Unia-Hauptsitz, um Präsidentin Vania Alleva einen spontanen Besuch  abzustatten. Die freute sich über die muntere Schar, die ihr Büro gleich in Beschlag nahm. Auf der Heimfahrt meinten die Mädchen: «Also Chefin wäre im Fall noch ein cooler Beruf!»

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