work-Kommentar:

Eine Bank ohne Büezerinnen und Büezer

Parzival Meister

Kunden wie ihn hat die UBS gerne: ein Sonnenbrille tragender und adrett gekleideter Herr auf einem Böötli im neusten Werbespot der Grossbank. (Foto: Screenshot ubs.com)

«Eine Bank wie die Schweiz». Nach der Einverleibung der Credit Suisse zu Beginn dieses Jahres hat die UBS eine Werbeoffensive gestartet. Diese soll vermitteln, dass die neue Megabank denke und handle wie die Schweiz.

Schön und gut. So geht Werbung. So geht PR. Im Unterschied zu anderen Unternehmen hat die Megabank aber auch eine Kampfkasse, die es ermöglicht, Kritik an dieser Botschaft verstummen zu lassen.

Was ist passiert? Ende Oktober publizierten die CH-Media-Zeitungen, wozu etwa die «Aargauer» und die «Luzerner Zeitung» gehören, einen Artikel über die UBS-Kampagne mit dem Titel «Bonzen, Böötli und Berge». Der Beitrag war für kurze Zeit auch auf den Onlineportalen des Grossverlags zu lesen, dann wurde er gelöscht. Das machte das Wirtschafts­portal tippinpoint.ch publik. Die UBS-Marketingabteilung habe beim Verlag interveniert, schreibt das Portal. Die Bank gehört zu den grossen Werbekunden von CH Media.

UNLOGISCH. Die UBS dementierte zwar gegenüber tippinpoint.ch, dass sie Druck auf CH Media ausgeübt habe. Auch der Verlag will davon nichts wissen. Das sei einzig eine Entscheidung des Chefredaktors gewesen.

Nur: Warum sollte ein Chefredaktor einen Artikel löschen? Das passiert höchstens dann, wenn er inhaltlich falsch ist oder ein Gericht dies anordnet. Bei dieser Glosse aber trifft wohl weder das eine noch das andere zu. Wahrscheinlicher ist, dass man sich bei CH Media gesagt hat, dass es sich hier «nur» um eine Glosse und inhaltlich «nur» um eine Werbekampagne gehandelt habe, die man opfern könne, um einen grossen Werbekunden nicht zu verärgern.

Das ist journalistisch fragwürdig und inhaltlich bedauerlich. Denn die Botschaft der Glosse ist schlichtweg zu gut, als dass sie einfach so verschwinden darf: Der Werbespot der UBS-Kampagne bedient Klischees wie Berge und Alp­hörner, und im Clip sind mehrheitlich gutbetuchte Menschen zu sehen. Ein Ehepaar in einem teuren Restaurant, Business-Männer im Boot oder ein Mann in seinem Luxus-Appartement. Der CH-Media-Redaktor kommt zu einem Schluss, der es verdient, weiter verbreitet zu werden. work, ohne Furcht vor der Megabank, zitiert deshalb, mit Genuss, aus dem verschwundenen Beitrag über die UBS-Imagepolitur-Kampagne:

«‹Eine Bank wie die Schweiz›, sagt die Stimme (aus dem Off). Es ist eine Schweiz ohne Migros-Kassiererin, Hauswart oder Krankenpflegende. Also ohne all die ­Steuerzahlenden, welche die UBS schon einmal retteten und ihr auch das CS-Schnäppchen des Jahrhunderts ermöglichten.»

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