Ohne geht’s nicht: Musik und News am Arbeitsplatz

Und täglich läuft das Radio

Patricia D’Incau und Sabine Reber

Ob auf der Baustelle oder beim Couffeur: Wo gearbeitet wird, läuft oft das Radio. Doch: Was wäre, wenn No Billag durchkommt? work hat sich umgehört.

Salome Leupi (37) und Martina Inniger (28), Schneiderinnen: «Radio ist halt einfach gute Unterhaltung»

Salome: Für uns ist das Radio total wichtig, es läuft in unserem Atelier immer. Gerade wenn man allein am Nähen ist, wäre es sonst gar einsam. Radio ist halt auch gute Unterhaltung. Und wenn Kundschaft kommt, ist es auch stimmiger, wenn das Radio läuft. Einen ganz stillen Laden betreten, das wäre sicher beklemmend.

Martina: Ich werde auf jeden Fall Nein stimmen zu No Billag. Wenn Radio und Fernsehen nicht mehr öffentlich finanziert sind, dann bestimmt der mit dem meisten Geld, was gesendet wird. Dann redet am Ende nur noch der Blocher. Mich stört die viele Werbung in den Privatradios. Mit dieser Initiative hätten wir nachher überall Werbung. Wir zahlen schliesslich auch, damit auf den Radiosendern von SRF eben keine Werbung kommt!


Renée Coté (46), Dentalhygienikerin:  «Gut informiert»

Ich werde Nein stimmen! Ohne die Billag gäbe es ja keine fundierten Informationssendungen mehr, insbesondere auf französisch, und auch auf italienisch bliebe dann nicht mehr viel übrig. Bei der Arbeit hören wir meistens Radio Swiss Pop, weil das für die Patienten am angenehmsten ist. Der Sender ist ja auch von der SRG. Zu Hause höre ich oft RTS 1.»


Giuseppe Fusco (51), Coiffeur: «Fürs Ambiente»

Also ein Coiffeursalon ohne Radio, das ginge dann gar nicht! Die Musik hat einen grossen Einfluss auf das Ambiente im Geschäft. Die Kundinnen würden sich nicht wohl fühlen, wenn es zu still wäre, ausserdem würde es auch hallen in dem grossen Raum hier. Oft wollen die Kundinnen ja über private Sachen reden, und dann darf es nicht allzu ruhig sein. Wir hören manchmal SRF 3.»


Philipp Probst (52), Busfahrer und Schriftsteller: «Gegen Sekundenschlaf»

Zum Fahren muss man einfach Radio hören. Früher, als ich Lastwagen gefahren bin, da lief immer das Radio in voller Lautstärke. Nun fahre ich Bus, und da muss man natürlich leiser stellen. Ich höre immer das Rendez-vous am Mittag und das Tagesgespräch, überhaupt höre ich viel SRF 1. Gute Hintergrundberichte und Interviews sind bei langen Fahrten das beste Mittel gegen Sekundenschlaf. Und ich muss sagen, mit der No-Billag-Initiative, da wären auf einen Schlag alle meine Lieblingssendungen weg. Das wäre ein grosser Verlust!»


Peter Widmer (67), Pensionär und ehrenamtlicher Lift-Mann:«Immer auf dem Laufenden»

Wenn ich im Lift bin, dann läuft Radio. Am Nachmittag die Musikwelle, am Vormittag SRF 1. Vor allem, weil die Nachrichten dort sehr informativ sind. Ich bin so immer auf dem Laufenden, was in der Schweiz und auf der Welt gerade passiert. Ich finde es nicht schlecht, dass jetzt über die SRG diskutiert wird. Aber die Diskussion ist die falsche. Es sollte über die Löhne an der SRG-Spitze geredet werden. Und dass denen, die viel verdienen, die Billag viel weniger wehtut als uns anderen. Nicht über die Abschaffung der SRG.»


Damiano Fiordalisi (26), Gipser: «Ohne Werbung»

Von meinem Team hat auf der Baustelle jeder ein Radio dabei. Zu meinen Lieblingssendern gehört Radio FM 1. Den würde es ohne die Billag-Gebühren so nicht mehr geben. Auch beim SRF bin ich der Meinung: Es wäre schlecht, wenn dieses Angebot verschwinden würde. Zwar sind die Gebühren für mich sehr hoch und sollten halbiert werden. Aber kein werbefreies Fernsehen mehr? Dann sitzen wir bald 4 Stunden auf dem Sofa, um einen Film zu schauen. Nein, danke!»

Das will No Billag

Am 4. März stimmen wir über die No-Billag-Initiative ab. Sie verlangt die Abschaffung der Radio- und Fernseh­gebühren. Bei einem Ja würden der SRG 75 Prozent der Einnahmen entzogen. Die Verpflichtung zur ausgewogenen Berichterstattung in Radio und TV würde ersatzlos gestrichen. Auch die privaten Radio- und TV-Stationen würden keine öffentlichen Gelder mehr erhalten. Beschwerdemöglichkeiten gegen journalistische Fehlleistungen in Radio- und Fernsehprogrammen gäbe es nicht mehr. Die Konzessionen bekämen diejenigen, die am meisten Geld auf den Tisch legen. Das Sendeangebot spielt dabei keine Rolle.


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1 Kommentar

  1. daniel werner

    Etwas „stinkt“ an der ganzen Abstimmung.: Es gibt nur JA oder NEIN – beide keine gute Entscheidungen. Von vielen Gewerblern höre ich, dass der Zwang ein blödsinn ist. Und da bin ich einverstanden! Wenn ja jeder Schweizer bezahlen muss, warum muss das Gewerbe dann nochmals bezahlen? Und warum wird die Gebühr nicht nach Einkommenshöhe erhoben? Und warum wird nicht schriftlich „festgemacht“, was bei einem NEIN aus solidarität danach passiert? Es ist einfach nur traurig – man muss annehmen, dass jeder (auch die SRG) wieder ihren Kopf aus der Schlinge ziehen will, und das Volk danach weiter „blechen“ lassen will, ohne Einfluss nehmen zu können. Tipp an die SRG und den BUNDESRAT: Macht endlich Nägel mit Köpfen!!!

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